BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Mitgliedstaaten zweifeln daran, dass von der Europäischen Union erst vor zwei Jahren selbst gesteckte Mikrochip-Ziele erreicht werden können. Es sei "unrealistisch", dass der EU-Marktanteil am globalen Mikrochip-Markt bis 2030 auf 20 Prozent wächst, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier. Für Deutschland haben Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) unterschrieben.
Die Länder fordern eine umfassende Überarbeitung der Halbleiter-Strategie. Die Unterzeichner bemängeln zudem, dass das aktuelle Ziel zu breit gefasst sei und keine klare strategische Ausrichtung biete, wo und warum Europa in der Halbleiter-Wertschöpfungskette führend sein sollte. Globale Wettbewerber erhöhten ihre öffentlichen Investitionen deutlich, zudem finde ein Großteil der Wertschöpfung außerhalb der EU statt.
Zu den Forderungen gehören etwa schnellere Genehmigungsverfahren und dass der nächste mehrjährige EU-Haushalt die Bedeutung der Mikrochipindustrie berücksichtigt. Die Branche ist für Bereiche wie Automobilbau, Telekommunikation, Verteidigung und Künstliche Intelligenz von entscheidender Bedeutung.
Überarbeitungsprozess läuft bereits
Ein Sprecher der EU-Kommission betonte, man habe ambitionierte Ziele, weil Halbleiter wichtig seien. Ohne Chips gebe es etwa keine Künstliche Intelligenz. Derzeit laufe ein Überprüfungsprozess des Gesetzes, an dem sich auch die EU-Staaten beteiligen könnten.
2023 hatten sich die EU-Staaten und das Europaparlament darauf geeinigt, mit Milliardeninvestitionen den Ausbau der Mikrochipindustrie in der EU voranzutreiben. Ein wichtiges Projekt, das zu den Zielen des Vorhabens beitragen sollte, ist aber jüngst gescheitert: Intel hatte im Juli den Bau einer Chipfabrik in Magdeburg endgültig abgesagt. Die frühere Bundesregierung wollte knapp zehn Milliarden Euro an staatlicher Förderung beisteuern./mjm/DP/he