Hannover (ots) -
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, erklären zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2025:
Seit 35 Jahren wächst zusammen, was zusammengehört. Am 3. Oktober 1990 wurde Deutschland wieder zu einer ungeteilten Heimat für seine Bürgerinnen und Bürger in Ost und West, die mehr als 40 Jahre lang in zwei getrennten Staaten leben mussten. Vor allem für junge Menschen in Deutschland liegt die deutsche Teilung weit in der Vergangenheit. Anderen ist die vollkommen unterschiedliche Lebenssituation in den einst durch die Mauer getrennten Teilen Deutschlands noch heute sehr präsent. Inzwischen sind die Unterschiede zwischen Ost und West für Viele kein Thema mehr. Andere sehen die Einheit noch längst nicht als erreicht an. Daher ist es gut, wenn wir uns als Volk gemeinsam an die Zeit der Trennung, an die Wiedervereinigung und auch an die dabei gemachten Fehler erinnern. In der Bibel heißt es: "Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich geführt hat." (Dtn 8,2). An den ganzen Weg - nicht nur an die Höhen, nicht nur an die Tiefen. Denn im Erinnern an Vergangenes finden wir Orientierung für die Zukunft. Ein geteiltes Land kann zusammenwachsen.
Maßgeblich erreicht wurde die Überwindung der jahrzehntelangen Trennung nach dem Zweiten Weltkrieg durch den mutigen Einsatz vieler Menschen in der damaligen DDR. Mit ihrer Friedlichen Revolution gegen ein diktatorisches Regime lösten sie 1989 die Ereignisse aus, die ein Jahr später in die Deutsche Einheit mündeten. Vielfach gingen die Impulse von Christinnen und Christen aus, die mit Friedensgebeten und mutigem Engagement gegen das Unrecht und für Demokratie anderen ein Beispiel gaben.
Die Menschen in zwei durch Mauern, Stacheldraht, Minenfelder und Panzersperren getrennten Ländern haben gewaltlos erreicht, wonach sich viele in der Welt sehnen: Frieden, Freiheit und Einheit. Die deutsche Gesellschaft kann stolz und dankbar sein, dass die Menschen im geeinten Deutschland in vielfacher Hinsicht wieder zusammengefunden haben. Menschen in Deutschland sind aufeinander zugegangen, haben voneinander gelernt und miteinander Vorurteile abgebaut.
Aber so sehr unser Land in 35 Jahren wieder zusammengewachsen ist, so nehmen wir weiterhin wahr: Die Wunden der Spaltung Deutschlands sind noch immer spürbar. Sie zeigen sich in fortbestehenden wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden zwischen Ost und West, in den Brüchen persönlicher Biographien und im anhaltenden Gefühl vieler Menschen, nicht in gleicher Weise anerkannt oder gehört zu werden. Zugleich entstehen neue Trennungen: Zwischen Stadt und Land, zwischen Arm und Reich sowie zwischen Menschen, die der Demokratie vertrauen und jenen, die ihr zutiefst misstrauen oder sie sogar bekämpfen.
All das zeigt: Die Deutsche Einheit ist kein singulärer Tag in der Geschichte. Sie ist eine bleibende Aufgabe für alle Menschen in Deutschland. Als Kirchen wollen wir dazu ermutigen, diesen Weg weiterzugehen - aus Fehlern lernend, einander achtend und in Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft.
Hannover, 1. Oktober 2025
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Diese Erklärung wird von den Pressestellen der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz zeitgleich verschickt. Mehrfachzusendungen bitten wir zu entschuldigen.
Pressekontakt:
Carsten Splitt
Evangelische Kirche in Deutschland
Pressestelle
Stabsstelle Kommunikation
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: presse@ekd.de
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Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/55310/6129339
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, erklären zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2025:
Seit 35 Jahren wächst zusammen, was zusammengehört. Am 3. Oktober 1990 wurde Deutschland wieder zu einer ungeteilten Heimat für seine Bürgerinnen und Bürger in Ost und West, die mehr als 40 Jahre lang in zwei getrennten Staaten leben mussten. Vor allem für junge Menschen in Deutschland liegt die deutsche Teilung weit in der Vergangenheit. Anderen ist die vollkommen unterschiedliche Lebenssituation in den einst durch die Mauer getrennten Teilen Deutschlands noch heute sehr präsent. Inzwischen sind die Unterschiede zwischen Ost und West für Viele kein Thema mehr. Andere sehen die Einheit noch längst nicht als erreicht an. Daher ist es gut, wenn wir uns als Volk gemeinsam an die Zeit der Trennung, an die Wiedervereinigung und auch an die dabei gemachten Fehler erinnern. In der Bibel heißt es: "Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich geführt hat." (Dtn 8,2). An den ganzen Weg - nicht nur an die Höhen, nicht nur an die Tiefen. Denn im Erinnern an Vergangenes finden wir Orientierung für die Zukunft. Ein geteiltes Land kann zusammenwachsen.
Maßgeblich erreicht wurde die Überwindung der jahrzehntelangen Trennung nach dem Zweiten Weltkrieg durch den mutigen Einsatz vieler Menschen in der damaligen DDR. Mit ihrer Friedlichen Revolution gegen ein diktatorisches Regime lösten sie 1989 die Ereignisse aus, die ein Jahr später in die Deutsche Einheit mündeten. Vielfach gingen die Impulse von Christinnen und Christen aus, die mit Friedensgebeten und mutigem Engagement gegen das Unrecht und für Demokratie anderen ein Beispiel gaben.
Die Menschen in zwei durch Mauern, Stacheldraht, Minenfelder und Panzersperren getrennten Ländern haben gewaltlos erreicht, wonach sich viele in der Welt sehnen: Frieden, Freiheit und Einheit. Die deutsche Gesellschaft kann stolz und dankbar sein, dass die Menschen im geeinten Deutschland in vielfacher Hinsicht wieder zusammengefunden haben. Menschen in Deutschland sind aufeinander zugegangen, haben voneinander gelernt und miteinander Vorurteile abgebaut.
Aber so sehr unser Land in 35 Jahren wieder zusammengewachsen ist, so nehmen wir weiterhin wahr: Die Wunden der Spaltung Deutschlands sind noch immer spürbar. Sie zeigen sich in fortbestehenden wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden zwischen Ost und West, in den Brüchen persönlicher Biographien und im anhaltenden Gefühl vieler Menschen, nicht in gleicher Weise anerkannt oder gehört zu werden. Zugleich entstehen neue Trennungen: Zwischen Stadt und Land, zwischen Arm und Reich sowie zwischen Menschen, die der Demokratie vertrauen und jenen, die ihr zutiefst misstrauen oder sie sogar bekämpfen.
All das zeigt: Die Deutsche Einheit ist kein singulärer Tag in der Geschichte. Sie ist eine bleibende Aufgabe für alle Menschen in Deutschland. Als Kirchen wollen wir dazu ermutigen, diesen Weg weiterzugehen - aus Fehlern lernend, einander achtend und in Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft.
Hannover, 1. Oktober 2025
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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