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Die Adidas-Aktie taumelt trotz aufmunternder Worte von Analysten weiter durch unruhiges Fahrwasser. Zwar haben sich J.P. Morgan, Jefferies und andere Banken zuletzt positiv geäußert und teilweise sogar ihre Gewinnprognosen angehoben. Doch die Realität an der Börse sieht anders aus. Seit Jahresbeginn hat das Papier bereits über 20 Prozent an Wert verloren. Die Aktie dümpelt bei knapp über 180 Euro vor sich hin und ringt verzweifelt um eine Richtung. Hinter der Fassade optimistischer Analystenkommentare verbergen sich erhebliche operative Risiken. US-Zölle könnten das Ergebnis mit bis zu 200 Millionen Euro belasten. Der Ausstieg aus der Tarifbindung am Heimatstandort sorgt für Unruhe. Und die Konkurrenz schläft nicht. Wenn jetzt weiterer Druck auf die Aktie kommt und das Papier den wichtigen 50-Tage-Durchschnitt nach unten durchbricht, droht ein schneller Rutsch zur Unterstützung bei 164 bis 166 Euro. Hält diese Marke nicht, könnte es brutal werden.
Analysten reden vieles schön
J.P. Morgan und Jefferies haben ihre Kaufempfehlungen bekräftigt. Die US-Banken sprechen von positiven Markentrends und operativer Stärke. J.P. Morgan-Analystin Wendy Liu hat sogar die Gewinnprognose nach oben korrigiert und ein Kursziel von 236 Euro ausgegeben. Das klingt nach deutlichem Kurspotenzial. Jefferies sieht die Aktie bei 220 Euro fair bewertet. UBS traut dem Papier sogar 274 Euro zu. Die RBC Bank liegt mit 260 Euro ebenfalls deutlich über dem aktuellen Niveau. Auf dem Papier sieht das alles wunderbar aus. Nur die Börse scheint davon nichts wissen zu wollen. Die Aktie hat seit dem Rekordhoch im Februar über 30 Prozent verloren. Das ist kein kleiner Rücksetzer mehr. Das ist eine handfeste Korrektur. Und die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Zollproblematik in den USA lastet schwer auf dem Geschäft. Das Management warnt offen vor Zusatzkosten von bis zu 200 Millionen Euro. Das ist kein Pappenstiel. Diese Summe frisst direkt und geht auf die Marge. Hinzu kommt der schwächelnde Konsum in wichtigen Märkten. Die Kunden halten ihr Geld zusammen. Teure Sportschuhe und Premium-Kleidung stehen da nicht ganz oben auf der Einkaufsliste. Trotz des starken zweiten Quartals mit einem Gewinnsprung von 1,06 auf 2,07 Euro je Aktie hat Adidas seine Prognose nicht angehoben. Das ist kein Zeichen von Stärke. Das ist Vorsicht. Und wenn ein Unternehmen vorsichtig wird, sollten Anleger hellhörig werden. Die Analysten mögen ihre Excel-Tabellen mit schönen Zahlen füllen. Aber sie können nicht wegrechnen, was politisch und wirtschaftlich auf dem Spiel steht. Die USA sind für Adidas ein Kernmarkt. Wenn dort die Kosten explodieren, hat das direkte Auswirkungen auf die Profitabilität.
Charttechnik
Technisch betrachtet steht die Adidas-Aktie auf wackeligem Fundament. Das Papier notiert aktuell bei rund 180 Euro und kämpft darum, nicht weiter abzurutschen. Der 50-Tage-Durchschnitt liegt nur knapp darüber. Sollte die Aktie diesen wichtigen gleitenden Durchschnitt nach unten durchbrechen, wäre das ein klares Verkaufssignal. Dann würde vermutlich eine neue Verkaufswelle einsetzen. Die nächste relevante Unterstützung liegt bei 164 bis 166 Euro. Das entspricht dem August-Tief. Wenn diese Zone nicht hält, wird es richtig ungemütlich. Dann droht ein schneller Absturz in Richtung 130 Euro. Das klingt dramatisch. Aber technisch ist das absolut im Bereich des Möglichen. Der Relative-Stärke-Index liegt bei 47. Das ist neutral. Weder überkauft noch überverkauft. Aber eben auch ohne jede Dynamik. Die Aktie tritt auf der Stelle. Der Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt ist liegt bei etwas über 10 Prozent. Das zeigt, dass die Aktie bereits deutlich angeschlagen ist. Eine Erholung bräuchte viel Kraft. Und diese Kraft ist momentan nicht zu erkennen. Ein falsches Wort vom Management, eine enttäuschende Prognose, ein schwaches China-Geschäft - und die 164-Euro-Marke wird getestet. Die Charttechnik lügt nicht. Sie zeigt, wo die Schmerzgrenzen liegen. Und im Moment liegt die nächste Schmerzgrenze verdammt nah.

Was tun?
Die fundamentale Lage bei Adidas ist kompliziert. Das zweite Quartal sah auf den ersten Blick stark aus. Der Umsatz kletterte auf 5,95 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis lag bereits bei 1,16 Milliarden Euro nach dem ersten Halbjahr. Das Management hat die Jahresprognose bestätigt. Ein Betriebsergebnis zwischen 1,7 und 1,8 Milliarden Euro soll es werden. Das klingt solide. Aber es ist eben nur eine Bestätigung. Keine Anhebung. Das ist enttäuschend. Adidas kämpft mit steigenden Kosten, einem schwierigen Marktumfeld und politischen Unwägbarkeiten. Die Zollproblematik ist real. Die 200 Millionen Euro Zusatzkosten sind keine theoretische Übung. Sie werden kommen. Vielleicht nicht in voller Höhe. Aber sie werden das Ergebnis belasten. Die Marge steht unter Druck. Der Wettbewerb ist hart. Nike schwächelt zwar auch. Aber das ist kein Grund zur Freude. Es zeigt nur, wie schwierig das gesamte Segment ist. Die Verbraucher kaufen zurückhaltender. Die Preissetzungsmacht sinkt. Das sind keine guten Vorzeichen. Charttechnisch droht der Bruch des 50-Tage-Durchschnitts. Dann folgt der Test der 164-166-Euro-Zone. Hält diese nicht, sind 130 Euro schnell erreicht. Das ist kein Horrorszenario. Das ist eine durchaus realistische Einschätzung auf Basis der aktuellen Lage. Die Quartalsahlen Ende Oktober sind die letzte Chance. Wenn Adidas dort nicht liefert, wird es dunkel.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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