BERLIN (dpa-AFX) - Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) machen sich für ein neues Modell für die Vergabe von Arztterminen stark, das mit einer digitalen Vor-Einschätzung der Beschwerden beginnt. "Wir sollten Patientinnen und Patienten besser unterstützen, an die richtige Praxis zu gelangen", sagte der Chef des GKV-Spitzenverbands, Oliver Blatt, der Deutschen Presse-Agentur. Terminvergaben könnten so effizienter und schneller werden.
Gelten müsse: Bei dringendem Bedarf bekommt man auch einen Termin. Heute spiele eine große Rolle, ob man privat oder gesetzlich versichert ist. "Davon müssen wir weg", sagte Blatt.
Kassen-Apps und neutrale Terminplattform
Blatt schlägt vor, es sollte eine einheitliche digitale Anlaufstelle geben, durch die Patientinnen und Patienten noch vor dem Weg in die Praxis eine Ersteinschätzung erhalten. Das könne über eine Krankenkassen-App laufen, bei der man Informationen zu seinen Beschwerden eingibt. "Mit strukturierten Fragen ist es dann möglich, festzustellen, ob es notwendig ist, zum Hausarzt zu gehen - oder ob der Gang in die Apotheke vielleicht schon helfen würde."
Über die App könnte direkt ein Termin gebucht werden, und die Hausarztpraxis würde bei Bedarf an Fachärztinnen und Fachärzte weitervermitteln - am besten auch elektronisch. Dafür müssten Termine auf einer neutralen Plattform anteilig verfügbar sein, erläuterte der GKV-Chef. "Und dann richtet sich die Vergabe nach dem Bedarf, nicht, ob jemand privat oder gesetzlich versichert ist."
Koalition will auch mehr Steuerung
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) plant mehr Steuerung. Laut Koalitionsvertrag wollen Union und SPD ein verbindliches "Primärarztsystem" einführen, bei dem Patienten primär in eine Hausarztpraxis gehen, die sie bei Bedarf - mit einem Termin in einem bestimmten Zeitraum - an Fachärzte überweist. Vorgesehen ist daneben auch, eine "flächendeckende Möglichkeit einer strukturierten Ersteinschätzung über digitale Wege" zu schaffen./sam/bw/DP/zb