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Die RENK-Aktie hat in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Rally hingelegt. Von im Tief 53,80 Euro im August auf 90,11 Euro Anfang Oktober - das sind satte 70 Prozent Kursgewinn in wenigen Wochen. Der Augsburger Zulieferer für Panzergetriebe und militärische Antriebssysteme profitiert massiv vom globalen Aufrüstungstrend. Doch die Luft wird dünner. Analysten warnen vor Überhitzung, während andere Marktbeobachter sogar die 100-Euro-Marke oder Kurse darüber hinaus für möglich halten. Die Bewertung mit einem KGV von über 60 erinnert eher an einen Tech-Konzern als an einen klassischen Industriewert. Gleichzeitig liegt der Kurs auch mehr als 70 Prozent über der 200-Tage-Linie. Das ist ein Warnsignal für viele Charttechniker. Ist das der Beginn eines Raketenstarts oder ein schmerzhafter Fehlausbruch? Die kommenden Wochen könnten entscheidend werden.
Politischer Rückenwind treibt die Fantasie
Die jüngsten Kurssprünge kommen nicht von ungefähr. Diskussionen über einen möglichen Drohnen-Abwehrwall in Osteuropa haben die Rüstungsbranche beflügelt. Russische Drohnen verletzten den NATO-Luftraum, Donald Trump forderte härteres Durchgreifen. Solche Schlagzeilen sorgen für Kauflaune bei Rüstungstiteln. RENK steht dabei besonders im Fokus, weil das Unternehmen als direkter Profiteur steigender Verteidigungsbudgets gilt. Die Bundesregierung hat zusätzliche Milliarden für Rüstungsprojekte bewilligt. Innerhalb der NATO wächst der Druck, die militärische Ausstattung zu modernisieren. Für RENK bedeutet das volle Auftragsbücher und Planungssicherheit. Die Börse liebt solche Geschichten. Investoren suchen gezielt nach Unternehmen, die von der geopolitischen Lage profitieren. RENK erfüllt diese Erwartung derzeit perfekt. Die Stimmung ist entsprechend optimistisch. Fast alle Anleger, die die Aktie halten, sitzen auf satten Gewinnen. Das reduziert den Verkaufsdruck zusätzlich. Viele lassen die Gewinne einfach weiterlaufen. Die Hoffnung auf weitere politische Impulse treibt die Kursfantasie. Ob aus dem Nahen Osten, aus Washington oder aus Brüssel - jede Nachricht über Aufrüstung gibt neuen Schub. Kurzfristige Rücksetzer wurden zuletzt schnell wieder aufgekauft.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich die Aktie extrem angespannt. Der Abstand zur 200-Tage-Linie bei 52,66 Euro beträgt über 70 Prozent. Der Relative-Stärke-Index RSI steht deutlich im überkauften Bereich bei 81. Solche Konstellationen gelten als Warnsignal. Eine technische Korrektur wäre völlig normal und gesund. Erste Unterstützungen lägen im Bereich von 81 bis 82 Euro, wo zuletzt eine Kurslücke aufgerissen wurde. Darunter würden die Zonen zwischen 74 und 76 Euro als Auffanglinien dienen. Oder aber der Bereich knapp unter 70 Euro, wo der 50er SMA verläuft. Ein Rücklauf in diese Bereiche würde die Rally nicht grundsätzlich infrage stellen. Im Gegenteil - viele Techniker würden das als Konsolidierung auf hohem Niveau werten. Auf der Oberseite bleibt die psychologisch wichtige 90-Euro-Marke im Fokus. Wird diese nachhaltig überwunden, könnte tatsächlich die 100-Euro-Schwelle ins Visier rücken. Das Momentum ist trotz Überhitzung noch intakt.
Was tun?
Die fundamentale Lage von RENK ist solide. Die Auftragsbücher sind voll, die Branchenaussichten gut. Doch die Bewertung ist ambitioniert. Mit einem KGV von über 60 ist die Aktie teuer. Analysten von Goldman Sachs, Jefferies und Berenberg sehen Kursziele zwischen 70 und 84 Euro - allesamt unter dem aktuellen Niveau. Das zeigt die Skepsis vieler Profis. Sollten keine neuen positiven Impulse kommen, könnte die Luft schnell raus sein. Die nächsten wichtigen Termine stehen bevor. Am 23. Oktober gibt es einen Pre-Close-Call zu den Q3-Zahlen, Mitte November folgen die vollständigen Quartalszahlen. Diese Daten werden zeigen, ob die operative Entwicklung die hohe Bewertung rechtfertigt. Anleger stehen vor einer klassischen Gratwanderung. Einerseits spricht die starke Branchendynamik für weiteres Potenzial. Andererseits mahnt die technische Überhitzung zur Vorsicht. Wer nicht investiert ist, sollte einen möglichen Rücksetzer abwarten. Die Wahrscheinlichkeit einer Konsolidierung ist hoch. Wer bereits dabei ist, könnte Teilgewinne mitnehmen und den Rest mit engem Stopp-Loss laufen lassen. Die Aktie bleibt wohl hochvolatil und nervenstark sollte man schon sein. Eine neutrale Haltung erscheint derzeit eventuell am vernünftigsten. Beobachten, abwarten, Chancen nutzen wenn sie sich bieten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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