FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Industriedaten aus Deutschland haben die Kurse deutscher Bundesanleihen gestützt. Der richtungweisende Euro-Bund-Future stieg um 0,30 Prozent auf 128,91 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf 2,68 Prozent.
Im August ist die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um 4,3 Prozent zum Vormonat eingebrochen. Die ist der stärkste Rückgang seit März 2022. Volkswirte hatten lediglich ein Minus von 1,0 Prozent erwartet.
Der Rückgang geht überwiegend auf eine deutlich gesunken Autoproduktion zurück, die auch von den relativ späten Werksferien beeinträchtigt wurde. "Aber sie zeigen wie die gestern veröffentlichten schwachen Auftragszahlen, dass von einem Aufschwung in der deutschen Industrie bisher keine Rede sein kann", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Die Tendenz zeige sogar nach weiter nach unten. "Somit bleibt die Industrie zunächst ein Bremsklotz für die deutsche Wirtschaft, die wohl auch im dritten Quartal kaum zugelegt haben dürfte."
Chefvolkswirt Carsten Brzeski von der ING-Bank wollte sogar eine Rezession nicht ausschließen. "Die bislang verfügbaren monatlichen Daten deuten darauf hin, dass die Gefahr eines weiteren Quartals mit einer schrumpfenden Wirtschaft und damit einer technischen Rezession sehr real ist", warnte Brzeski.
Ein Thema bleibt auch die unsichere politische Lage in Frankreich. Der zurückgetretene Premier Sébastien Lecornu wird seine Gespräche über eine Lösung der Regierungskrise fortsetzen. Er hofft nach ersten Gesprächen mit den Parteien auf eine Lösung ohne Neuwahlen. Es gebe den gemeinsamen Willen, bis Ende des Jahres einen Haushalt zu verabschieden, sagte Lecornu am Morgen in Paris. "Und dieser Wille schafft natürlich eine Bewegung und eine Annäherung, die die Aussicht auf eine Auflösung des Parlaments in weite Ferne rücken lassen."
Die Lage am französischen Anleihemarkt entspannte sich. Die Renditen französischer Staatsanleihen sind deutlicher gefallen als die deutschen Renditen. Aber auch in den anderen Ländern der Eurozone gaben die Renditen merklich nach./jsl/he