DJ MARKT-AUSBLICK/Rotation dürfte DAX weiter nach oben treiben
Von Herbert Rude
DOW JONES--Die Perspektiven für den DAX bleiben günstig. Auch das neue Allzeithoch vom Donnerstag, das 33. in diesem Jahr, dürfte nicht der letzte Rekordstand in diesem Jahr gewesen sein. Zwar ist das Umfeld aus Makrodaten und Gewinnentwicklung der Unternehmen alles andere als günstig, der Markt hat das aber bereits abgehakt und setzt wie auch die Bundesregierung auf den Beginn des Aufschwungs mit der Jahreswende. Deshalb dürften auch weitere Enttäuschungen bei den kommenden Quartalsberichten den DAX nicht mehr stärker belasten.
Nachdem die Gewinnerwartungen in diesem Jahr bereits deutlich zurückgekommen sind und für den DAX nun nur noch ein akkumulierter Gewinn von umgerechnet gut 1.450 Punkten erwartet wird, sollen es im kommenden Jahr mit dem Aufschwung etwa 1.650 Punkte werden. Für den S&P-500 wird sogar ein Anstieg auf etwa 300 Gewinnpunkte von gut 260 erwartet. Damit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis am US-Markt aber immer noch bei 22,5, im DAX dagegen nur bei 15. Von daher sind die Chancen gut, dass eine neue Rotation einsetzt und die Kurse am deutschen Aktienmarkt weiter steigen.
Die Commerzbank meint zwar, die Erwartung eines Gewinnanstiegs um 14 Prozent könnte zu ambitioniert sein. "Es gibt aber durchaus gute Gründe, mit Zuversicht auf die DAX-Unternehmensgewinne für das Geschäftsjahr 2026 zu schauen", sagt Commerzbank-Anlagestratege Andreas Hürkamp. So profitiere die deutsche Wirtschaft 2026 von der expansiven Fiskalpolitik der deutschen Regierung. Die Wirtschaft im Euroraum bekomme Rückenwind von den acht Leitzinssenkungen, nachdem die Europäische Zentralbank ihren Einlagensatz von 4,0 auf 2,0 Prozent reduziert hat. Auch die US-Wirtschaft dürfte durch stetig fallende Leitzinsen angeschoben werden. Und die für viele DAX-Unternehmen wichtige Wirtschaft in China dürfte dank staatlicher Maßnahmen überdurchschnittlich wachsen.
Aus technischer Sicht arbeitet der DAX am Ausbruch aus der Handelsspanne der vergangenen Monate. Sollte er nun auch nachhaltig über das alte Allzeithoch bei 24.639 Punkten steigen, hätte er aus markttechnischer Sicht deutliches Anschlusspotenzial. Mögliches Ziel wäre dann der Aufwärtstrendkanal bei 26.100 Punkten, heißt es in den Mußler-Briefen. Von anderer Seite heißt es, die Konsolidierungs-Range zwischen 23.000 und 24.600 könnte dann nach oben abgetragen werden, auch das würde auf ein DAX-Ziel knapp über 26.000 hindeuten. Noch ist der Ausbruch allerdings nicht signifikant. Unter der Zone 24.539 bis 24.479 springe die Börsenampel auf Gelb, so die Mußler-Briefe. Unter 24.325 schalte sie auf Rot um.
Commerzbank-Stratege Hürkamp verweist auch auf positive saisonale Einflüsse: "Im Verlauf des Oktobers bekommt der DAX regelmäßig saisonalen Rückenwind", sagt er. November (+1,6%), Dezember (+1,3%) und Januar (+1,6%) gehörten üblicherweise zu den stärksten Monaten für DAX-Investoren.
Die nun beginnende US-Berichtssaison wird von Analysten mit einem Mix aus Vorsicht und Hoffnung betrachtet. Denn der US-Dollar und höhere Zölle belasteten die Gewinnmargen der S&P-500-Unternehmen, sagt Stratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. In der kommenden Woche beginnt die US-Berichtssaison für das dritte Quartal. Analysten erwarteten einen Rückgang des jährlichen Umsatz- und Gewinnwachstums der im S&P-500 gelisteten Unternehmen von 6 auf 4 beziehungsweise von 11 auf 6 Prozent. Auch bei den Index-Schwergewichten, den Magnificent 7, könnte sich die Gewinnausweitung mit 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr etwa halbiert haben.
Erneut von großem Interesse werden nach Stephans Ansicht die Hinweise der großen Cloud-Dienstleister zu geplanten KI-Investitionen sein. Analysten gingen weiterhin von zweistelligen Wachstumsraten aus, erwarteten jedoch für 2026 lediglich einen Investitionszuwachs von 20 Prozent im Jahresvergleich - deutlich weniger als die 75 Prozent aktuell. "Damit könnten sich die Erwartungen an die großen US-Tech-Unternehmen insgesamt einmal mehr als zu konservativ erweisen. Überraschen diese positiv, könnte davon im vierten Quartal auch der breite US-Markt profitieren", so der Stratege.
Zunächst stehen aber die großen US-Banken im Blick, die am Dienstag und Mittwoch ihre Zahlen auf den Tisch legen. Dann startet auch in Europa die Berichtssaison mit den Zahlen von Ericsson und von ASML. Ob in den USA Daten zur Preisentwicklung veröffentlicht werden, hängt von der Entwicklung des Shutdown ab. Daneben steht mit dem Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia ein weiteres Highlight auf der Agenda. In Deutschland wird am Dienstag der ZEW-Konjunkturindex veröffentlicht.
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October 10, 2025 05:23 ET (09:23 GMT)
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