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Der italienische Sportwagenbauer hat seine Anleger schwer enttäuscht. Die Aktie verlor innerhalb weniger Tage fast 100 Euro an Wert. Der Absturz ging von knapp unter 430 Euro auf unter 330 Euro. Auf den ersten Blick könnte man meinen es sei eine übertriebene Marktreaktion. Dies könnte sich allerdings bei genauerem Hinsehen als nachhaltiger Trendwechsel herausstellen. Die am Kapitalmarkttag präsentierte Strategie bis 2030 offenbart ernste Probleme. Das Wachstum stockt, die Elektrifizierung kommt nur zögerlich voran und die Margen geraten unter Druck. Zwar ist eine technische Gegenbewegung bis 360 oder sogar 370 Euro durchaus möglich, doch danach dürfte der Weg weiter nach unten führen. Manche Marktteilnehmer sprechen bereits von einem fairen Wert um 250 Euro. Wer noch dabei ist, sollte jetzt handeln.
Enttäuschende Perspektiven bis 2030
Ferrari hat zuletzt die Erwartungen der Investoren verfehlt. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rechnet das Management in 5 Jahren mit mindestens 3,6 Milliarden Euro. Experten hatten im Schnitt mit 0,7 Milliarden Euro mehr gerechnet. Die Lücke von rund 700 Millionen Euro ist groß. Der Umsatz soll in 5 Jahren auf 9 Milliarden Euro steigen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von gerade einmal 6 Prozent. In den vergangenen Jahren lag diese Rate noch im zweistelligen Bereich. Beim letzten Kapitalmarkttag 2022 hatte Ferrari noch ein implizites Wachstum von zehn Prozent in Aussicht gestellt. Jetzt wird deutlich, dass diese Dynamik vorbei ist. CEO Benedetto Vigna konnte die Anleger nicht überzeugen. Besonders brisant ist die Kehrtwende bei der Elektrifizierung. Ursprünglich sollten 2030 rund 40 Prozent aller Modelle vollelektrisch sein. Jetzt sind es nur noch 20 Prozent. Dafür setzt Ferrari wieder stärker auf Verbrenner. Deren Anteil steigt von geplanten 20 auf nun 40 Prozent. Die Hybridfahrzeuge bleiben bei 40 Prozent. Diese Strategie mag kurzfristig die Margen schützen, langfristig wirft sie aber Fragen auf. Der Markt für Luxusfahrzeuge wandelt sich. Wer zu spät auf Elektromobilität setzt, riskiert den Anschluss.
Charttechnik
Aus technischer Sicht präsentiert sich die Ferrari-Aktie aktuell in einem desolaten Zustand. Der Support bei rund 340 Euro wurde nicht verteidigt. Die Aktie fiel durch diese Marke wie durch Butter. Jetzt liegt die nächste Unterstützung im Bereich zwischen 320 und 335 Euro. Diese Zone könnte kurzfristig halten und eine Erholung einleiten. Eine Gegenbewegung bis 360 Euro wäre technisch plausibel. Auch 370 Euro sind nicht ausgeschlossen, sollte sich die Stimmung aufhellen. Doch diese Erholung wäre wahrscheinlich nur ein Strohfeuer. Der übergeordnete Trend ist klar nach unten gerichtet. Die gleitenden Durchschnitte haben sich gedreht. Die 50-Tage-Linie wurde nach unten durchbrochen, die 200-Tage-Linie ebenfalls. Das Handelsvolumen war beim Absturz enorm hoch. Das spricht für echte Panikverkäufe und nicht nur für eine normale Korrektur. Die technischen Indikatoren signalisieren weiteres Abwärtspotenzial. Der RSI ist zwar überverkauft, was kurzfristig eine Erholung stützen kann. Doch die Grundtendenz bleibt negativ.
Einige Analysten senken die Daumen
Berenberg bleibt mit einem Kursziel von 484 Euro noch konstruktiv. Doch andere Stimmen sind deutlich kritischer. Morningstar hat den fairen Wert auf 380 Euro taxiert und sieht die Aktie aktuell fair bewertet. RBC Capital Markets zeigte sich enttäuscht vom sechsprozentigen Wachstum. J.P. Morgan und andere Häuser haben ihre Schätzungen nach unten angepasst. Die Realität ist ernüchternd. Ferrari will die Markenexklusivität bewahren und setzt bewusst auf geringe Stückzahlen. Das mag die Marke schützen, bremst aber das Wachstum. Andere Luxusmarken haben mit ähnlichen Strategien bereits Schiffbruch erlitten. Der Markt verzeiht keine Schwäche.
Was tun?
Nach gründlicher Analyse der Unternehmenszahlen, der Charttechnik und der fundamentalen Entwicklung fällt das Urteil eher nach unten gerichtet aus. Die Ferrari-Aktie ist zur Zeit eher ein Verkauf. Die am Kapitalmarkttag präsentierte Strategie überzeugt nicht. Das Wachstum verlangsamt sich dramatisch, die Elektrifizierung kommt nur schleppend voran und die Wettbewerbsposition verschlechtert sich. Kurzfristig mag es zu einer technischen Erholung bis 360 oder 370 Euro kommen. Diese Niveaus könnte konsequent zum Ausstieg genutzt werden. Langfristig könnte die Aktie deutlich tiefer notieren. Ein Kursziel liegt runter bei bis zu 250 Euro. Das entspricht einem weiteren Rückschlagspotenzial von rund 25 Prozent vom aktuellen Niveau. Wer noch investiert ist, sollte Gewinne sichern oder Verluste begrenzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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