DJ MARKT-AUSBLICK/US-Bankenprobleme lösen Abwärtsschock aus
Von Manuel Priego Thimmel
DOW JONES--Wie so häufig an den Börsen kommt der Korrekturauslöser aus unerwarteter Richtung. Es waren eben nicht der US-chinesische Handelskonflikt, der Regierungsstillstand in den USA oder die Haushaltskrise in Frankreich, sondern Regionalbanken in den USA, die ein kleines Erdbeben an den Märkten ausgelöst haben. Gold setzt in dem Umfeld seine unheimliche Rally fort. Auch wenn eine Korrektur mehr als überfallig ist, ein Ende des Booms ist angesichts der globalen Polykrise nicht absehbar.
US-Regionalbanken haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, welche Schockwellen sie auslösen können. Nun hat Zions Bancorp mit einem Verlust von über 60 Millionen Dollar und Betrugsvorwürfen gegen eine Gruppe von Investmentfonds für Schlagzeilen gesorgt. Diese Enthüllungen lösten einen breiten Ausverkauf bei Bankaktien aus und belasteten den Gesamtmarkt. 2023 sorgte der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der First Republic kurzfristig für einen massiven Volatilitätsschub.
Qualitätsstandards bei Kreditvergabe wieder im Fokus
Mit einer Marktkapitalisierung von unter 10 Milliarden Dollar ist das Pleite-Risiko von Zions zwar überschaubar. Wie die Deutsche Bank anmerkt, wirft die Schieflage aber Fragen zu den Qualitätsstandards bei der Kreditvergabe im Allgemeinen auf nach einer längeren Phase höherer Zinsen. Der Ausfall des Autokredit-Anbieters Tricolor im vergangenen Monat könnte ein erstes Warnsignal gewesen sein. Es bleibt abzuwarten, ob dies der Beginn einer neuen Subprime-Krise ist.
Vorhersehbar ist dagegen die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für September am kommenden Freitag. Eigentlich hätten diese am 1. Oktober veröffentlicht werden sollen, fielen aber dem "Shutdown" zum Opfer. Auch in diesem Monat wird laut der Commerzbank wieder die Frage im Mittelpunkt stehen, wie stark die höheren Zölle die Inflation angeschoben haben. Bisher gingen diese im Wesentlichen zulasten der US-Importeure. Diese versuchten aber zunehmend, diese Kosten weiterzugeben.
Erste Indikationen der Berichtssaison überzeugen
Die Preisdaten sind nicht ohne, war doch die Aussicht auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank bis zu der aktuellen Korrektur einer der Haupttreiber an den Finanzmärkten. "Sollte die US-Inflation spürbar über 3 Prozent gesprungen sein, könnte die Fed auf ihrem Zinssenkungspfad doch noch einmal pausieren", gibt Stratege Robert Greil von Merck Finck zu bedenken. Die nächste Sitzung der US-Notenbank findet Ende Oktober statt.
Einen wahrscheinlichen Stabilitätsanker macht Greil in der gerade begonnenen Berichtssaison auf beiden Seiten des Atlantiks aus. Die ersten Indikationen überzeugen. "Auf Basis des wohl starken US-Wirtschaftswachstums im dritten Quartal dürften auch die Unternehmensgewinne spürbar schneller als vom Konsens erwartet gestiegen sein, was die Wall Street stabilisieren sollte", so Greil. In diesem Sinne äußert sich auch die Deutsche Bank - sie glaubt, dass einige Unternehmen die Ziele anheben werden.
Polykrise kennt nur einen Gewinner - Gold
Ob nun der US-chinesische Handelskonflikt, der Regierungsstillstand in Washington, die französische Haushaltskrise, der Krieg im Nahen Osten, der Krieg in der Ukraine oder nun Sorgen um den US-Bankensektor: Die Welt durchlebt eine Polykrise, die an den Kapitalmärkten nur einen wirklichen Gewinner kennt, nämlich Gold. Das Edelmetall verbucht ein Rekordhoch nach dem anderen, ein Ende der Rally ist nicht in Sicht.
Nach Kursaufschlägen von 65 Prozent ist eine scharfe Korrektur bei Gold zwar jederzeit möglich. Wie die Societe Generale anmerkt, erscheint ein Anstieg auf 5.000 Dollar je Feinunze aber "unausweichlich". Die Analysten sprechen von extrem hohen Zuflüssen. Kein Wunder, denn alle fundamentalen Treiber für das Edelmetall sind intakt. Es ist die nackte Angst, die nach Einschätzung der Societe Generale Gold zum Glänzen bringt.
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October 17, 2025 06:33 ET (10:33 GMT)
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