
© Foto: Foto von Pixabay auf Pexels
Die Aktie von Thyssenkrupp Nucera hatte im August mit einem kräftigen Kurssprung für Aufsehen gesorgt.
Ein Großauftrag aus Australien schien die erhoffte Wende zu bringen. Doch die Euphorie war nur von kurzer Dauer. Mittlerweile ist die Aktie wieder auf dem Rückzug. Die Frage drängt sich auf: War das schon alles? Fakt ist, dass der Titel ohne neue Impulse schnell wieder in Richtung 9 Euro rutschen könnte. Die Wasserstoffbranche bleibt ein schwieriges Pflaster. Großspurige Ankündigungen gibt es viele, konkrete Aufträge sind rar. Thyssenkrupp Nucera steht exemplarisch für diese Zerreißprobe. Das Unternehmen hat die Technologie, aber der Markt kommt nicht in Schwung. Anleger, die auf eine schnelle Erholung gesetzt haben, könnten enttäuscht werden. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob das Papier die Kurve kriegt, oder ob die nächste Verkaufswelle anrollt. Eines ist klar: Ohne frische Auftragsmeldungen wird es eng.
Der Auftrag, der keiner war
Ende August ging ein Ruck durch die Aktie. Thyssenkrupp Nucera hatte eine Partnerschaft mit dem australischen Unternehmen Progressive Green Solutions bekannt gegeben. Es ging um Elektrolyseure mit einer Leistung von 1,4 Gigawatt. Das Mid-West Green Iron Project sollte jährlich sieben Millionen Tonnen klimafreundliche Eisenpellets produzieren. Die Aktie schoss zwischenzeitlich um mehre Prozent nach oben. Doch der Teufel steckt im Detail. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich die Meldung als weniger konkret als erhofft. Das Projekt befindet sich noch in einer frühen Planungsphase. Eine finale Investitionsentscheidung steht aus. Finanzielle Beiträge zum Umsatz erwartet der Konzern frühestens ab dem Geschäftsjahr 2026/27. Ähnlich verhält es sich mit weiteren Memoranden of Understanding, die das Unternehmen vorweisen kann. Ein 600-Megawatt-Projekt in Europa und ein 300-Megawatt-Vorhaben in Spanien klingen gut auf dem Papier. Doch bis daraus echte Aufträge werden, kann viel passieren. Die Projektpipeline von 11 Milliarden Euro klingt beeindruckend. Aber solange diese Summe nicht in die Bücher wandert, bleibt sie Wunschdenken. Der Markt hat das mittlerweile begriffen. Die anfängliche Begeisterung ist verflogen.
Charttechnik
Ein Blick auf die Kursentwicklung offenbart die Schwäche der Aktie. Nach dem kurzen Ausflug auf 11,90 Euro Anfang Oktober ist der Titel wieder unter Druck geraten. Aktuell notiert die Aktie um die 11 Euro. Das ist gefährlich nah an der psychologisch wichtigen Marke von 10 bzw. 10,50 Euro. Rutscht der Kurs darunter, dürfte die 10-Euro-Schwelle schnell fallen. Dann wäre der Weg frei in Richtung 9 Euro. Genau dort verlief im Frühjahr eine wichtige Unterstützung. Die erhöhte Volatilität zeigt, wie nervös die Marktteilnehmer sind. Der RSI von knapp über 70 deutet auf Überkauftheit hin. Diese Pattsituation kann nicht ewig anhalten. Entweder es kommen neue positive Nachrichten, die den Kurs stabilisieren. Oder die Verkäufer übernehmen das Regiment. Die jüngsten Verluste von zuletzt über drei Prozent an einem einzigen Handelstag sprechen eine deutliche Sprache. Ohne Anschlusskäufe droht der Absturz. Die technische Lage wirkt angeschlagen. Anleger sollten sich nicht täuschen lassen von kurzen Erholungsphasen. Die Grundtendenz könnte ganz schnell wieder nach unten zeigen.
Was tun?
Die fundamentale Lage von Thyssenkrupp Nucera bleibt angespannt. Die letzten Quartalszahlen zeigten, dass die Auftragslage weiterhin dünn ist. Der Umsatz steht unter Druck. Das Management versucht zwar, mit neuen Technologien zu punkten. Diese verbesserten Elektrolyseure sollen den Energieverbrauch senken und die Wartung vereinfachen. Das ist zweifelsohne ein Fortschritt. Doch solche technischen Verbesserungen allein reichen nicht aus, um die Aktie zu stützen. Es braucht handfeste Großaufträge. Davon ist das Unternehmen weit entfernt. Die Präsentation auf der Berenberg and Goldman Sachs German Corporate Conference im September brachte ebenfalls keine Durchbruchsmeldungen. Der gesamte Wasserstoff-Sektor kämpft mit schwierigen Rahmenbedingungen. Die Skalierung der Technologie läuft schleppend. Die finanzielle Stabilität ist zwar noch gegeben, aber die Investorengeduld schwindet. Charttechnisch steht die Aktie vor einem kritischen Punkt. Fällt sie unter 10 Euro, ist der Weg bis 9 Euro nicht weit. Fundamental fehlen die positiven Impulse. Die Projektpipeline klingt gut, aber solange daraus keine echten Umsätze werden, bleibt es bei Versprechungen. Die Risiken überwiegen aktuell die Chancen. Wer auf eine schnelle Erholung spekuliert, könnte böse überrascht werden. Besser ist es, an der Seitenlinie zu bleiben und abzuwarten, bis sich die Lage klärt. Die Wasserstoff-Story bleibt spannend, aber Thyssenkrupp Nucera ist derzeit kein zwingender Kaufkandidat.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.