TAUFKIRCHEN (dpa-AFX) - Der Radar-Spezialist Hensoldt rechnet im laufenden Jahr mit deutlich höheren Bestellungen. Der Auftragseingang soll das 1,6- bis 1,9-Fache des Umsatzes erreichen, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Taufkirchen bei München mit. Bisher hatte Vorstandschef Oliver Dörre lediglich das 1,2-Fache angepeilt. Der Umsatz selbst dürfte mit 2,5 Milliarden Euro jedoch nur das untere Ende der bisherigen Zielspanne erreichen.
Bisher hatte Dörre 2,5 bis 2,6 Milliarden Euro Umsatz in Aussicht gestellt. Allerdings soll die bereinigte operative Marge eher höher ausfallen als bisher gedacht: So sollen jetzt mindestens 18 Prozent des Umsatzes als bereinigter operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) übrigbleiben. Bisher hatte Hensoldt rund 18 Prozent angepeilt.
An seinen Mittelfristzielen und der Umsatzambition für das Jahr 2030 hält Dörre fest. Der Manager geht davon aus, dass Hensoldt den Umsatz bis Ende des Jahrzehnts auf bis zu sechs Milliarden Euro steigern kann.
An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen. Die Hensoldt-Aktie gewann am Freitagmorgen fast drei Prozent auf 99,30 Euro und war damit stärkster Titel im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Branchenexpertin Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies erwartet, dass die durchschnittlichen Analystenerwartungen an Umsatz und operatives Ergebnis nun steigen.
Laut Hensoldt schlägt sich die Einleitung weiterer Beschaffungen durch die deutsche Bundesregierung zunehmend in konkreten Aufträgen nieder. Deshalb baut das Unternehmen seine Produktionskapazität weiter aus. So verstärkt es nach eigenen Angaben die Automatisierung und baut ein neues Logistikzentrum sowie ein neues Gebäude in Oberkochen.
"Dass Deutschland aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage stark in seine eigene Sicherheit investiert und sich dieser politische Wille nun in konkreten Aufträgen niederschlägt, ist ein wichtiger Schritt hin zu echter Verteidigungsfähigkeit", sagte Dörre.
Hensoldt mit rund 9.000 Beschäftigten bietet etwa Radartechnik für den Kampfjet Eurofighter und das Luftverteidigungssystem Iris-T an, das auch die Ukraine gegen die russischen Angreifer einsetzt. Auch an Radar- und Selbstschutztechnik für das künftige europäische Luftkampfsystem FCAS arbeitet das Unternehmen mit. Zum Flugabwehrpanzer Skyranger 30 von Rheinmetall steuert Hensoldt das Radarsystem bei.
Der Bund hält eine Sperrminorität von gut 25 Prozent an dem Konzern, der früher zum Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus gehörte. Weiterer Großaktionär ist der italienische Konzern Leonardo ./stw/err/stk


