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Der Wolfsburger Konzern kämpft mit massiven Problemen auf allen Fronten. Quartalszahlen im freien Fall, China-Geschäft bricht ein, und jetzt auch noch ein dramatischer Halbleiter-Engpass. Die Aktie stürzt ab und notiert in der Nähe des tiefsten Standes seit mehr als 10 Jahren. Tausende Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs, erstmals drohen sogar Werksschließungen in Deutschland. Doch das könnte erst der Anfang sein. Experten warnen bereits vor noch schlimmeren Szenarien. Die große Katastrophe steht möglicherweise noch bevor. Einzig ein radikaler Kurswechsel könnte den Traditionskonzern noch retten. Wird denn der Einstieg ins Rüstungsgeschäft schon hinter vorgehaltener Hand bereits diskutiert? Denn die automobile Zukunft sieht für VW düster aus.
Die Zahlen offenbaren das ganze Ausmaß der Krise
Das dritte Quartal 2025 war ein Desaster für Volkswagen. Der operative Gewinn brach um dramatische 42 Prozent ein. Der Umsatz schrumpfte, gleichzeitig verkaufte VW 8,3 Prozent weniger Fahrzeuge. Besonders dramatisch sieht es bei der Kernmarke aus. Die operative Marge erreichte gerade mal 2 Prozent. Das ist eine Katastrophe. Ohne die massiven Restrukturierungskosten von 2,2 Milliarden Euro hätte die Marge bei 6,5 Prozent gelegen. Doch die Realität sieht eben anders aus. Die Börse reagierte gnadenlos. Der Aktienkurs stürzte auf unter 80 Euro Ende letzten Jahres ab. Das ist der niedrigste Stand seit mehr als 10 Jahren. Seit dem Hoch von 2021 hat die Aktie unfassbar an Wert verloren. Anleger fliehen in Scharen. Das sind erschreckende Zahlen für einen Weltkonzern.
China-Debakel und Chip-Krise
Im wichtigsten Markt China erlebt Volkswagen ein Debakel. Die Auslieferungen brachen um 15 Prozent ein. Der operative Gewinn der Joint Ventures stürzte deutlich ab. Chinesische Konkurrenten greifen mit günstigen Elektroautos massiv an. Gleichzeitig belastet die Immobilienkrise die gesamte chinesische Wirtschaft. VW verliert dort dramatisch an Boden. Doch damit nicht genug. Jetzt trifft den Konzern auch noch ein Halbleiter-Schock. Nach der Übernahme von Nexperia durch die niederländische Regierung verhängte China einen Exportstopp für die essenziellen Bauteile. Diese einfachen Chips werden in Massen benötigt. Sie stecken in Airbags, Warnblinkern und vielen anderen Komponenten. Volkswagen warnte bereits offiziell vor kurzfristigen Produktionsstopps. Bereits in der kommenden Woche könnten komplette Bänder stillstehen. Die Produktion von Golf und Tiguan im Stammwerk Wolfsburg ist bereits unterbrochen. Zehntausende Mitarbeiter könnten in Kurzarbeit geschickt werden. Zwar verhandelt Produktionsvorstand Christian Vollmer fieberhaft mit einem alternativen Lieferanten, doch jede Verzögerung erhöht das Risiko massiver Ausfälle. Die gesamte Automobilbranche leidet unter dieser geopolitischen Blockade. BMW und Mercedes arbeiten ebenfalls fieberhaft an Lösungen. Die Verwundbarkeit der Just-in-Time-Lieferketten wird schonungslos offengelegt.
Charttechnik
Der Blick auf den Chart bietet keine Erholung. Die Volkswagen-Aktie befindet sich in einem Abwärtstrend. Das 52-Wochen-Hoch lag im März 2025 bei 114,20 Euro. Von dort ging es kontinuierlich bergab. Im November 2024 wurde mit 78,86 Euro das Jahrestief markiert. Aktuell notiert die Aktie bei rund 90 Euro. Das bedeutet einen Abstand von 28 Prozent zum Jahreshoch. Seit Jahresbeginn hat die Aktie über 20 Prozent verloren. Damit schneidet VW deutlich schlechter ab als der europäische Automobilindex. Die beiden wichtigen gleitenden Durchschnitte (200er und 50er SMA) liegen oberhalb des Kurses. Das ist ein klassisches Verkaufssignal. Der RSI liegt bei 40 und damit im unteren Bereich, was zwar kurzfristige Erholungen ermöglichen könnte, jedoch deutete das eher auf weitere Schwäche hin und nachhaltige Trendwenden sind nicht in Sicht. Die Umsätze nehmen bei fallenden Kursen zu. Das bestätigt den negativen Trend. Charttechnisch gibt es derzeit keinen Grund für Optimismus. Erst ein nachhaltiger Ausbruch über die 100-Euro-Marke, besser noch die 115 Euro-Marke würde das Bild aufhellen.

Was tun?
Die Lage bei Volkswagen ist ernst. Die Quartalszahlen waren desaströs, das China-Geschäft bricht ein, die Chip-Krise verschärft die Situation dramatisch. Charttechnisch befindet sich die Aktie im abwärtsgerichteten Fall. Die fundamentale Bewertung ist zwar optisch günstig, doch das allein reicht nicht. Die strukturellen Probleme sind massiv. Die Elektro-Offensive stockt, chinesische Konkurrenten greifen an, die Abhängigkeit von einzelnen Zulieferern ist gefährlich. Erstmals seit 1994 stehen Werksschließungen in Deutschland im Raum. Die Dividende wurde bereits gekürzt. Die kommenden Monate werden entscheidend. Gelingt es VW, alternative Chip-Lieferanten zu sichern und die Produktion zu stabilisieren? Kann das neue Management unter Konzernchef Oliver Blume die Restrukturierung erfolgreich umsetzen, oder ist die Umstellung auf Rüstung die einzige Rettung für den Konzern?
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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