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Trotz Rekordquartal und angehobener Prognose zeigt sich die Börse unbeeindruckt. Die Adidas-Aktie verliert weiter an Boden und steuert auf einen massiven Kurseinbruch zu. Die guten Zahlen waren längst erwartet und eingepreist. Jetzt folgt die bittere Wahrheit: Der Abwärtstrend ist längst nicht gestoppt. Analysten warnen vor weiteren Verlusten. Die Zollproblematik belastet schwer. Auch die schwache Konsumstimmung macht dem Konzern zu schaffen. Wer jetzt noch an eine Erholung glaubt, könnte böse erwachen. Das Kursziel von 100 Euro könnte schneller näher rücken, als vielen lieb ist.
Scheinbare Erfolge täuschen über Realität hinweg
Adidas präsentierte vor wenigen Tagen Zahlen, die oberflächlich betrachtet beeindruckend wirken. Der Umsatz im dritten Quartal erreichte 6,63 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis kletterte auf 736 Millionen Euro. Das klingt nach Erfolg, doch die Börse wirkt gelangweilt. Die Aktie notiert bei schwachen 186 Euro und verliert weiter an Wert. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von über 20 Prozent zu Buche. Das zeigt die ganze Misere. Die Märkte hatten diese Entwicklung längst vorweggenommen. Als die Bestätigung kam, nutzten clevere Anleger die Chance zur Gewinnmitnahme. Das klassische Spiel an der Börse. Noch schlimmer ist, dass der Umsatz die Analystenschätzung verfehlte. Auch wenn die Abweichung klein erscheint, wiegt sie schwer. Sie zeigt, dass Adidas selbst die ohnehin hohen Erwartungen nicht übertreffen kann. Die operative Marge stieg zwar auf knapp über 11 Prozent. Die Bruttomarge erreichte sogar über 51 Prozent. Doch diese Zahlen reichen nicht mehr aus, um die Anleger zu überzeugen. Der Markt verlangt nach Überraschungen, nach echten Wachstumsimpulsen. Davon ist bei Adidas nichts zu sehen. Die Prognoseanhebung auf rund 2 Milliarden Euro beim operativen Gewinn? Längst einkalkuliert und damit wertlos für den Kurs.
Strukturelle Probleme werden ignoriert
Hinter den geschönten Quartalszahlen lauern massive Probleme. Die US-Zölle belasten das Geschäft mit einem dreistelligen Millionen Euro Betrag. Adidas versucht, diese Kosten durch Preiserhöhungen abzufedern. Das beliebte Modell Samba kostet in den USA jetzt 100 statt 90 US-Dollar. Doch wie lange machen die Kunden das mit? Die Konsumlaune ist weltweit im Keller. Steigende Preise treffen auf sinkende Kaufbereitschaft. Diese Schere wird sich weiter öffnen. Der starke Euro frisst zusätzlich die Gewinne auf. Die Umrechnung internationaler Umsätze belastet die Bilanz spürbar. Auch wenn Adidas währungsbereinigt 12 Prozent Wachstum bei der Kernmarke meldete, bleibt unter dem Strich weniger übrig als erhofft. Die geopolitischen Risiken nehmen zu. Handelsstreitigkeiten könnten sich verschärfen. Neue Zölle drohen. Adidas sitzt in der Falle. Die Abhängigkeit von einzelnen Märkten ist groß. Störungen in der Lieferkette können jederzeit auftreten. Der Wettbewerb mit Nike und anderen Konkurrenten verschärft sich. Adidas muss ständig in Marketing und Produktentwicklung investieren, um relevant zu bleiben. Das frisst Gewinnmargen. Die goldenen Zeiten sind vorbei.
Charttechnik
Die technische Analyse zeichnet ein dunkles Bild mit großen Schatten. Die Aktie befindet sich in einem klaren Abwärtstrend. Das 52-Wochen-Hoch bei 263,80 Euro aus dem Februar liegt in weiter Ferne. Von dort aus ging es bergab. Das 52-Wochen-Tief bei 160,75 Euro wurde im August markiert. Zwar konnte sich der Kurs etwas erholen, doch die Erholung wirkt kraftlos und ohne Überzeugung. Der 200er SMA zeigt nach wie vor nach unten und liegt oberhalb des aktuellen Kurses. Das ist ein klassisches Verkaufssignal. Auch der RSI deutet auf Schwäche hin. Widerstände türmen sich bei 190 Euro und 200 Euro auf. Bis dorthin ist es noch ein weiter Weg. Die nächsten Unterstützungen liegen bei 180 Euro und dann schon bei 165 Euro. Wenn diese Marken fallen, öffnet sich der Weg nach unten. Das Kursziel von 100 Euro ist dann keine Utopie mehr, sondern eine realistische Projektion des übergeordneten Chartbildes. Die Bären haben das Zepter fest in der Hand.

Was tun?
Die fundamentalen Daten zeigen zwar operativ stabile Ergebnisse, doch die strukturellen Herausforderungen durch Zölle, Währungsbelastungen und schwächelnde Konsumstimmung wiegen schwerer. Die Unternehmenszahlen aus dem dritten Quartal konnten die hohen Erwartungen nicht übertreffen, sondern lediglich bestätigen. Das reicht in der aktuellen Marktphase nicht aus. Die charttechnische Situation verstärkt das negative Bild. Der etablierte Abwärtstrend zeigt keine Anzeichen einer Umkehr. Die technischen Indikatoren sprechen eine recht deutliche Sprache und signalisieren weiteren Verkaufsdruck. Die jüngsten Unternehmensnachrichten, so positiv sie auf den ersten Blick erscheinen mögen, konnten keine nachhaltige Kursstabilisierung bewirken. Im Gegenteil: Die Reaktion der Börse war verhalten bis negativ. Anleger sollten ihre Positionen überdenken und Gewinne sichern oder Verluste begrenzen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Kursverluste überwiegt derzeit die Chance auf eine schnelle Erholung. Neue Einstiege sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu empfehlen. Erst wenn der Abwärtstrend gebrochen ist und neue positive Katalysatoren sichtbar werden, könnte sich das Blatt wenden.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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