KIEW (dpa-AFX) - Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj hat russischen Angaben über eine Einkesselung der bedrängten Stadt Pokrowsk im Donbass widersprochen. Der General besuchte nach eigenen Angaben den Frontabschnitt im Osten und sprach mit den Kommandeuren der dort eingesetzten Truppen. Nach mehr als einem Jahr andauernder Angriffe sind russische Soldaten mittlerweile von Süden in die Bergbaustadt Pokrowsk eingedrungen; gefährdet ist auch die Nachbarstadt Myrnohrad.
Moskau spricht von Kessel
"Die Situation ist komplex, aber die Behauptungen der russischen Propaganda, dass die Verteidigungskräfte der Ukraine in Pokrowsk (...) "blockiert" seien, entsprechen nicht der Realität" schrieb Syrskyj auf Facebook.
Generalstabschef Waleri Gerassimow hatte bei einer Sitzung unter Leitung von von Kremlchef Wladimir Putin gesagt, die ukrainischen Truppen in Pokrowsk seien abgeschnitten. Putin bot am Mittwoch an, ausländische Presse in den Kessel zu lassen, damit sie sich ein Bild der Lage macht. Militärbeobachter auf ukrainischer wie russischer Seite verzeichnen aber noch keine Umzingelung.
Befehl: Nachschub- und Evakuierungswege sichern
"Wir arbeiten daran, die Verteidigungsfähigkeit im Raum Pokrowsk zu stärken", schrieb Syrskyj. Er erteilte mehrere Befehle. Dazu gehörte, die Versorgungs- und Evakuierungswege zu sichern. Entscheidungen sollten schnell getroffen werden im Ausgleich zwischen den militärischen Zielen und den Möglichkeiten der eingesetzten Truppen. "Oberste Priorität hat jedoch die Rettung des Lebens unserer Soldaten", erklärte der Oberkommandierende.
Angefangen in Bachmut 2023 hat die ukrainische Armee mit Syrskyj mehrmals auf die Taktik gesetzt, gefährdete Städte erst im letzten Moment zu räumen. So sollen sich die russischen Truppen bei ihren Angriffen abnutzen. Dies birgt indes jedes Mal das Risiko hoher eigener Verluste./fko/DP/jha