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Die jüngste Entwicklung lässt Anleger bei Hensoldt aufhorchen. Nach dem Allzeithoch im Oktober bei 117,70 Euro hat die Aktie bereits deutlich an Wert verloren. Der Kurs notiert aktuell um die 93,70 Euro und zeigt wenig Dynamik nach oben. Experten warnen vor weiteren herben Rückschlägen. Ein Absturz in Richtung 80 Euro erscheint realistisch. Im schlimmsten Fall könnte es sogar bis auf 50 bis 60 Euro nach unten gehen. Die hohe Bewertung des Unternehmens steht zunehmend auf dem Prüfstand. Während die Konkurrenz liefert, muss Hensoldt noch auf die große Rüstungswelle warten. Die Zeit der schnellen Kursgewinne könnte vorerst vorbei sein.
Schwache Auftragslage bremst die Euphorie
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Hensoldt kämpft mit einer schleppenden Auftragsentwicklung. Zwar hat das Management die Prognose für den Auftragseingang nach oben geschraubt, doch die Umsatzerwartungen wurden gleichzeitig nach unten korrigiert. Statt der ursprünglich avisierten 2,5 bis 2,6 Milliarden Euro soll der Umsatz nur noch am unteren Ende dieser Spanne landen. Das ist kein gutes Zeichen. Die versprochenen Großaufträge aus den europäischen Verteidigungsministerien lassen auf sich warten. Viele Projekte stecken in der Genehmigungsphase fest. Die Bundesregierung und andere EU-Staaten haben zwar hohe Budgets zugesagt, aber die konkrete Vergabe der Aufträge zieht sich hin. Hensoldt steht damit im Regen und kann nicht von der allgemeinen Aufrüstungsstimmung profitieren. Die Konkurrenz macht derweil ihre Hausaufgaben und sichert sich lukrative Deals. Das operative Ergebnis konnte zwar in den vergangenen Jahren gesteigert werden. Doch der Blick auf die Bewertung trübt das Bild erheblich. Mit einem KGV von knapp 40 ist Hensoldt recht ambitioniert bewertet. Diese ambitionierte Bewertung lässt sich nur rechtfertigen, wenn die Wachstumsprognosen auch eintreten. Genau hier liegt das Problem. Die Erwartungen sind extrem hoch angesetzt. Bis 2029 soll der Umsatz auf 5,1 Milliarden Euro steigen. Der Gewinn je Aktie soll sich fast verfünffachen. Das sind gewaltige Sprünge, die das Unternehmen erst einmal schaffen muss. Jede Enttäuschung auf diesem Weg wird vom Markt gnadenlos abgestraft.
Charttechnik
Die technische Analyse zeigt deutliche Warnsignale. Nach dem Allzeithoch Anfang Oktober ist die Aktie in eine Korrektur übergegangen. Die psychologisch wichtige Marke von 100 Euro konnte nicht nachhaltig überwunden werden. Mehrfach scheiterten Ausbruchsversuche. Der Kurs dümpelt nun im Bereich um 93,70 Euro herum. Die gleitenden Durchschnitte senden gemischte Signale. Während der 50er SMA bereits unterschritten ist, liegt der Kurs noch über dem 200er SMA. Wenn der Kurs aber weiter fällt, liegt der nächste Halt erst beim SMA200 bei 79,61 Euro. Das wäre ein Rückschlag von über 15 Prozent vom aktuellen Niveau. Die fehlende Dynamik ist aber sehr besorgniserregend. Während andere Rüstungsaktien von den politischen Entwicklungen profitieren, tritt Hensoldt auf der Stelle. Das Handelsvolumen ist gelinde gesagt sehr zurückhaltend. Es fehlt an frischem Kapital, das in die Aktie strömt. Die Anleger warten ab. Sie wollen erst Resultate sehen, bevor sie wieder zugreifen. Die Quartalszahlen am 7. November könnten eine Richtungsentscheidung bringen. Sollten diese enttäuschen, dürfte der Abwärtsdruck massiv zunehmen. Ein Rutsch unter die 80-Euro-Marke wäre dann kaum zu verhindern. Im Extremfall, wenn das Vertrauen komplett verloren geht, sind sogar Kurse zwischen 50 und 60 Euro denkbar. Das mag drastisch klingen, aber bei einer Neubewertung der überzogenen Erwartungen ist vieles möglich. Und auf diesen niedrigen Niveaus käme die Aktie auch mal in die Richtung einer fairen Bewertung zurück.

Was tun?
Anleger sollten die Hensoldt-Aktie auch mal kritisch bewerten. Die fundamentale Lage ist durchwachsen. Das Unternehmen wächst zwar, aber die Bewertung ist einfach zu hoch. Ein KGV von knapp 40 rechtfertigt sich nur bei verlässlichem und schnellem Wachstum. Davon kann aktuell keine Rede sein. Die Umsatzprognose wurde bereits kassiert. Der Auftragseingang entwickelt sich zäh. Die große Rüstungswelle, auf die alle warten, lässt weiter auf sich warten. Charttechnisch sieht es nicht besser aus. Die Aktie hat die Aufwärtsdynamik verloren. Die 100-Euro-Marke bleibt eine massive Hürde. Nach unten hin droht ein Absturz bis mindestens 80 Euro, möglicherweise sogar deutlich tiefer. Die letzten Nachrichten aus dem Unternehmen waren bestenfalls gemischt. Zwar wurde die Auftragseingangs-Prognose erhöht, aber gleichzeitig die Umsatzerwartung gesenkt. Das ist kein Zeichen von Stärke. Es zeigt vielmehr, dass das Management selbst unsicher ist. Die niedrige Eigenkapitalquote von nur 17 Prozent erhöht zusätzlich das Risiko. In unsicheren Zeiten ist das ein Problem. Wer jetzt noch in der Aktie investiert ist, sollte seine Position überdenken. Ein Verkauf erscheint eventuell sinnvoll, um bereits erzielte Gewinne zu sichern. Neue Käufer sollten vorerst die Finger von Hensoldt lassen. Das Chance-Risiko-Verhältnis stimmt einfach nicht mehr. Besser abwarten, bis sich die Lage klärt und die Bewertung wieder auf ein vernünftiges Niveau zurückgekommen ist.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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