
© Foto: fn Symbolbild
Der Augsburger Getriebehersteller Renk hat in diesem Jahr eine spektakuläre Rally hingelegt. Doch die Euphorie scheint verflogen. Die Aktie ist von ihrem Rekordhoch bei 90,34 Euro um mehr als ein Viertel abgestürzt. Jetzt verdichten sich die Warnsignale. Analysten kürzen ihre Kursziele, Produktionsstörungen belasten die Margen und charttechnisch sieht es auch düsterer aus. Der Methanol-Auftrag für sechs Mittelmeer-Fähren klingt zwar nach einem Zukunftsthema, doch der Deal ändert nichts an den aktuellen Problemen. Die Quartalszahlen Mitte November könnten für eine unangenehme Überraschung sorgen. Im schlimmsten Fall droht der Aktie sogar ein Absturz in Richtung 40 Euro.
Produktionschaos frisst die Gewinne
Renk hat ein massives Problem. Die Umstrukturierung der Produktion läuft alles andere als rund. Das bestätigt auch Analyst Jens-Peter Rieck vom Analysehaus MWB. Er spricht von einem kurzfristigen Margendruck, der durch die neue Produktionsstruktur entsteht. Die Profitabilität wird vorübergehend durch übergangsbedingte Störungen beeinträchtigt. Das klingt harmlos, ist aber brandgefährlich. Denn in der aktuellen Marktphase verzeihen Anleger keine Schwäche. Die Konkurrenz schläft nicht und die Rüstungsbranche ist hart umkämpft. Wenn Renk jetzt nicht liefert, wandern die Aufträge schnell zur Konkurrenz ab. Die Kettenfahrzeug-Produktion läuft nicht rund. Das Management versucht zwar, die Lage zu beschönigen und hält unbeirrt an der Jahresprognose fest. Aber ist das wirklich realistisch? Über 1,3 Milliarden Euro Umsatz und ein bereinigtes EBIT zwischen 210 und 235 Millionen Euro sollen es werden. Doch wenn die Produktion stockt, werden auch die Auslieferungen verzögert. Das bedeutet weniger Umsatz und sinkende Gewinne. Die Investoren werden nervös. Das sieht man am Kursverlauf. Von knapp 90 Euro auf aktuell 64,80 Euro ist ein Einbruch von über 25 Prozent. Da hilft auch der prall gefüllte Auftragsbestand von 5,9 Milliarden Euro wenig, wenn man die Bestellungen nicht abarbeiten kann.
Charttechnik
Das Chartbild von Renk ist übel. Nach dem Rekordhoch Anfang Oktober bei 90,34 Euro ging es steil bergab. Die Aktie hat ihren 50er SMA nach unten durchbrochen. Das ist ein klassisches Verkaufssignal. Wer jetzt noch drin ist, sollte sich warm anziehen. Der Titel dümpelt aktuell um die 64,80 Euro herum. Es gibt keine Bodenbildung, keine Stabilisierung, nichts. Jeder Erholungsversuch wird abverkauft. Die Verkäufer haben das Kommando übernommen. Die nächste Unterstützung liegt deutlich tiefer. Analysten von MWB haben ihr Kursziel auf 58 Euro gesenkt. Das wäre nochmal ein Minus von rund 10 Prozent vom aktuellen Niveau. Aber auch das ist möglicherweise noch zu optimistisch. Wenn die Quartalszahlen am 13. November enttäuschen, könnte es noch deutlich weiter runter gehen. Ein Absturz in Richtung 40 Euro ist durchaus denkbar. Das wäre eine Halbierung gegenüber dem Höchststand. Klingt dramatisch, ist in der Rüstungsbranche aber keine Seltenheit. Die Volatilität ist enorm und Übertreibungen nach oben werden gnadenlos korrigiert. Die Deutsche Bank hat zwar ein Kursziel von 75 Euro ausgegeben und hält an ihrer Kaufempfehlung fest. Aber das wirkt eher wie eine Durchhalteparole. Doch die Analysten müssen ihre Einschätzungen rechtfertigen, sonst verlieren sie ihr Gesicht. Die Realität sieht anders aus. Der Markt hat entschieden und die Richtung zeigt nach unten. Wer gegen den Trend kämpft, verliert meistens.

Was tun?
Die Faktenlage ist ziemlich eindeutig. Renk hat kurzfristig mehr Probleme als Lösungen. Die Produktionsstörungen belasten die Margen, die Aktie ist charttechnisch angeschlagen und die Quartalszahlen könnten für eine negative Überraschung sorgen. Ja, das Unternehmen hat einen Rekordauftragsbestand von 5,9 Milliarden Euro. Ja, die langfristigen Perspektiven in der Rüstungsindustrie sind gut. Und ja, der Methanol-Auftrag zeigt, dass Renk auch im zivilen Bereich erfolgreich sein kann. Aber all das hilft kurzfristig nicht weiter. Die Aktie hat in knapp 30 Tagen über 25 Prozent verloren. Das ist kein normaler Rücksetzer mehr, das ist eine Trendwende. Wer jetzt noch investiert ist, sollte Gewinne mitnehmen oder Verluste begrenzen. Die fundamentale Bewertung rechtfertigt den aktuellen Kurs nicht mehr. Bei einem Umsatz von 1,14 Milliarden Euro ist die Bewertung ambitioniert. Wenn die operative Entwicklung nicht stimmt, bricht das Kartenhaus schnell zusammen. Die Charttechnik spricht eine klare Sprache. Der Abwärtstrend ist intakt, eine Bodenbildung nicht in Sicht. Bis zu den Quartalszahlen am 13. November und dem Capital Markets Day am 20. November dürfte die Nervosität weiter zunehmen. Sollten die Zahlen enttäuschen, droht der freie Fall.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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