ATHEN (dpa-AFX) - Von den rund 1.000 Filialen der griechischen Post (Elta) soll ein Fünftel geschlossen werden. Den Auftakt machen 46 Filialen hauptsächlich in Athen und Thessaloniki. Der Aufschrei im Land ist groß, auch wenn die Situation in den völlig veralteten, unterbesetzten Filialen teils katastrophal ist.
Die Art und Weise, in der Elta-Chef Grigoris Sklikas den Kahlschlag bekannt gab, ist für das staatseigene Unternehmen bezeichnend. Vor vier Tagen kündigte er die Schließungen in einem TV-Sender an - nachdem er am Tag zuvor das zuständige Ministerium per Fax informiert hatte, wie griechische Medien berichten. Schon am Montag standen viele Kunden dann vor verschlossenen Türen.
Kollegen, die befristete Arbeitsverträge hatten, seien jetzt ohne Job. Andere hätten erst am späten Vorabend telefonisch Informationen über ihre Versetzung in eine andere Filiale bekommen, kritisiert Giannis Oikonomou, Chef des Athener Postboten-Verbands, das Vorgehen. Unternehmenschef Sklikas hatte versichert, es werde keine Kündigungen geben.
Ratlose Mitarbeiter
Vor den Türen der Filialen fanden die Kunden die ratlosen Mitarbeiter vor, handgeschriebene Zettel informierten: "Diese Filiale bleibt geschlossen". Gewerkschafter vermuten, dass das Unternehmen rigoros geschrumpft werden soll, um für private Investoren interessant zu sein. Die Dienstleistungen der Elta sollen weiterhin gewährleistet bleiben, versichert das Management. Doch längst übernehmen in Griechenland private Kurierdienste wie ACS das Gros der rasant gestiegenen Internetbestellungen.
Stundenlanges Warten
Nicht ohne Grund: Vor allem kleine Elta-Standorte auf dem Land und den Inseln sind hoffnungslos veraltet und unterbesetzt. Mancherorts schneiden die Postler den Barcode mit einem Cutter vom Paket, um ihn mit dem Flachbrettscanner einzulesen, weil es keine Handscanner gibt. Einschreiben werden regelmäßig nicht zugestellt, sondern die Kunden per Zettel informiert, das Schreiben in der Filiale abzuholen - wo man dann oft stundenlang warten muss.
Wo die Rente abholen?
Mittlerweile betragen die Schulden der Elta rund 140 Millionen Euro, und jedes Jahr kommen neue, millionenschwere Defizite hinzu, schreibt die Zeitung "Ta Nea". Die prekäre Situation des Unternehmens erleben die Kunden jeden Tag, angewiesen sind sie auf die Post dennoch: Vor allem Ältere nehmen die Bezahldienstleistungen der Elta etwa für Strom- und Telefonrechnungen in Anspruch oder lassen sich dort die Rente auszahlen. Wohin sie sich nun wenden können, bleibt unklar.
Situation der Postfilialen in Deutschland
In Deutschland ist die Situation anders - hier ist die Qualität der Postfilialen vergleichsweise gut. Mancherorts gibt es zwar auch Ärger über die Standorte, im Wust an Beschwerden über Postdienstleistungen bei der Bundesnetzagentur spielen sie aber nur eine Nebenrolle.
Hierzulande gab es bis Mitte der 90er Jahre Postämter, die in staatlicher Hand lagen. Nach der Privatisierung der Bundespost gab der Nachfolger Deutsche Post den Eigenbetrieb fast vollständig auf und arbeitete stattdessen mit Einzelhändlern als externen Dienstleistern zusammen: Betreiber von Supermärkten, Kiosken oder Tankstellen haben auch einen Postschalter, wo man Briefmarken kaufen und Pakete aufgeben oder abholen kann. Insgesamt hat die Deutsche Post, die zu DHL gehört, bundesweit rund 12.700 Filialen.
Größere Postfilialen bietet die an die Deutsche Bank verkaufte Postbank an, dies allerdings mit sinkender Tendenz - das Schaltergeschäft mit Briefmarken und anderen Postdienstleistungen gilt nicht gerade als Ertragsperle, zumal die Briefmenge im Digitalzeitalter sinkt und Pakete häufig bei Automaten abgegeben werden und nicht in der Filiale. Das Automatennetzwerk baut der Bonner Logistiker stark aus./tt/DP/mis