
© Foto: Daimler Truck AG
Die Aktie von Daimler Truck steht sichtbar unter Druck. Während die Verkaufszahlen in Nordamerika regelrecht einbrechen, droht aus Kalifornien eine Klage wegen Emissionsverstößen.
Gleichzeitig schrumpft der europäische Markt für schwere Nutzfahrzeuge. Die Hoffnung ruht ausgerechnet auf Elektro-Lkw und einem möglichen Militärauftrag aus der Ukraine. Doch reicht das aus, um den Konzern aus der Krise zu führen? Die nächsten Quartalszahlen diese Woche am Freitag, 7. November werden zeigen, ob Daimler Truck die Kurve noch kriegen kann - oder ob die Talfahrt weitergeht. Analysten bleiben skeptisch, die Prognosen wurden bereits gesenkt.
Absturz in Nordamerika trifft den Konzern hart
Die Zahlen aus dem dritten Quartal 2025 lesen sich wie ein Albtraum. In Nordamerika, der wichtigsten und profitabelsten Region des Konzerns, sind die Verkäufe um satte 39 Prozent eingebrochen. Das schmerzt besonders, weil gerade der nordamerikanische Markt traditionell die höchsten Margen bringt. Die Sparte Trucks North America musste ihre Absatzplanung deutlich nach unten korrigieren. Entsprechend düster fällt die neue Prognose für das Gesamtjahr aus. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat Daimler Truck das Sparprogramm "Cost Down Europe" gestartet und den Abbau von 5.000 Stellen in Deutschland in den kommenden 5 Jahren angekündigt.
Europa macht die Lage noch schlimmer
Während Nordamerika schwächelt, sieht es in Europa nicht besser aus. Der Markt für schwere Nutzfahrzeuge ist in den ersten neun Monaten des Jahres um 9 Prozent geschrumpft. Die Neuzulassungen gehen quer durch die Bank zurück. Selbst Wettbewerber wie Traton, die Lkw-Holding von Volkswagen, mussten ihre Gewinnprognosen bereits nach unten korrigieren. Die gesamte Branche leidet unter schlechter Werksauslastung, negativen Währungseffekten und steigenden Zollbelastungen. Zulieferer wie Knorr-Bremse bestätigen die schwache Nachfrage. Doch damit nicht genug der Probleme. Die europäischen Lkw-Hersteller, darunter natürlich auch Daimler Truck, haben sich in einem verzweifelten Brief an die EU-Kommission gewandt. Ihre Forderung: Die CO2-Ziele müssen gelockert werden. Gleichzeitig drohen massive Strafzahlungen, wenn die ambitionierten Vorgaben nicht erfüllt werden. Als ob das nicht genug wäre, droht aus Kalifornien auch noch rechtlicher Ärger. Ende Oktober wurde eine Klage wegen Verletzung der Clean Truck Partnership-Vereinbarung eingereicht. Der Vorwurf lautet, Daimler Truck halte sich nicht an vereinbarte Emissionsvorgaben.

Charttechnik
Die charttechnische Situation der Aktie zeigt die fundamentalen Probleme. Mit einem aktuellen Kurs von um die 34,70 Euro notiert das Papier rund 20 - 25 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 45,33 Euro. Sämtliche wichtigen gleitenden Durchschnitte liegen über dem aktuellen Kursniveau. Weder der 50-Tage- noch der 200-Tage-Durchschnitt geben derzeit Unterstützung. Der Relative-Stärke-Index liegt bei 34 und zeigt damit zwar schon leicht überverkaufte Bedingungen an, aber noch keine Trendwende. Aktuell fehlen aber sämtliche positiven Impulse für einen Ausbruch nach oben. Die Aktie verharrt in einem stabilen Abwärtstrend.
Was tun?
Die fundamentale Lage bei Daimler Truck ist derzeit äußerst angespannt. Der dramatische Absatzrückgang in Nordamerika im dritten Quartal wiegt besonders schwer, da diese Region die höchsten Margen erwirtschaftet. Die bereits zweimal nach unten korrigierte Jahresprognose zeigt, dass das Management selbst nicht mehr an eine schnelle Erholung glaubt. Der Gewinn je Aktie sank im zweiten Quartal extrem im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatzrückgang von über 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr spricht eine klare Sprache. Charttechnisch befindet sich die Aktie in einem intakten Abwärtstrend ohne erkennbare Bodenbildung. Alle relevanten Durchschnittslinien liegen über dem aktuellen Kurs. Die drohende Klage in Kalifornien und der europaweite Konflikt um CO2-Ziele schaffen zusätzliche Unsicherheit. Solange die regulatorischen Risiken bestehen bleiben, überwiegen für Anleger eindeutig die Risiken. Finger weg! Tiefere Kurse nicht ausgeschlossen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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