
Donald Trump ist zwar noch kein Jahr im Amt, aber genau heute vor einem Jahr wurde er erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Seit diesem Tag hat er die Finanzmärkte ordentlich durcheinander geschüttelt!
Ein Jahr nach Donald Trumps Wahlsieg um den Wiedereinzug ins Weiße Haus zeigt sich ein widersprüchliches Bild an den internationalen Finanzmärkten: Aktien, Kryptowährungen und Gold haben Rekordhöhen erklommen, während der Dollar an Glanz verloren hat. Politische Schocks, unvorhersehbare Entscheidungen und eine unruhige Handelspolitik prägen die Stimmung und die Anleger haben gelernt, damit zu leben.
Nach Trumps Wahlsieg am 5. November 2024 gegen Kamala Harris reagierten die Märkte zunächst euphorisch. Aktien und Kryptowährungen schossen nach oben, die Renditen von US-Staatsanleihen zogen an. Doch je länger die neue Regierung im Amt war, desto klarer wurde: Der politische Kurs aus Washington sorgt für mehr Unsicherheit als Stabilität.

Währungsmärkte zwischen Vertrauen und Verunsicherung
Der US-Dollar legte unmittelbar nach der Wahl kräftig zu, weil Investoren auf ein massives Konjunkturprogramm und neue Steuererleichterungen setzten. Doch die Realität fiel anders aus: Nach einem Jahr steht die US-Währung per saldo Netto rund vier Prozent tiefer.
Grund ist vor allem die erratische Außenhandelspolitik des Präsidenten. Neue Zölle auf China, Mexiko und zuletzt die Europäische Union haben den internationalen Handel gebremst. Viele Anleger suchen inzwischen Zuflucht in Alternativen - etwa Gold oder Kryptowährungen.
Trumps kryptofreundliche Haltung, gepaart mit regulatorischen Lockerungen, hat die digitale Leitwährung Bitcoin im Oktober auf ein Allzeithoch von rund 125.800 Dollar getrieben. Auch Gold profitiert von der geopolitischen Unsicherheit: Der Preis für eine Unze erreichte kürzlich 4.380 US-Dollar - ein Rekordwert.
Trotz aller Turbulenzen bleibt der Dollar laut Piotr Matys von In Touch Capital Markets "das sauberste schmutzige Hemd" - also die bevorzugte Fluchtwährung in Krisenzeiten.
Rekordlaune an den Aktienmärkten - trotz oder wegen Trump
Trotz Handelskonflikten und globaler Spannungen verzeichnen die Börsen rund um den Globus zweistellige Kursgewinne. Der MSCI World Index hat seit der Wahl mehr als 20 Prozent zugelegt. Der S&P 500 stieg um 17 Prozent - vor allem getrieben durch die anhaltende Begeisterung rund um künstliche Intelligenz und sinkende Zinserwartungen.
Europa profitiert besonders in einem Segment: Verteidigungswerte. Trumps Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben hat den Aktienkursen von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, BAE Systems und Thales kräftig Auftrieb gegeben.
In Asien wiederum sorgen ein schwächerer US-Dollar und die Tech-Hausse für neue Dynamik. Japans Nikkei-Index markierte zuletzt ein 34-Jahres-Hoch, während in Südkorea und China Technologie- und Halbleiterwerte von der globalen KI-Euphorie profitieren.
Tesla - zwischen politischer Nähe und Absturz
Kaum ein Unternehmen symbolisiert die enge, aber komplizierte Beziehung zwischen Politik und Wirtschaft so sehr wie Tesla. Konzernchef Elon Musk hatte Donald Trumps Wahlkampf offen unterstützt - mit einem Beitrag von über 250 Millionen Dollar. Nach dem Wahlsieg folgten öffentliche Auftritte, gemeinsame Pressekonferenzen und die Gründung des symbolträchtigen "Department of Government Efficiency" (DOGE), Trumps Lieblingsprojekt zum Bürokratieabbau.
Zunächst beflügelte die Nähe zum Präsidenten Teslas Aktienkurs: Innerhalb weniger Wochen verdoppelte sich der Kurs auf fast 490 US-Dollar. Doch die Allianz bekam bald Risse. Musks zunehmende Politisierung stieß viele Kunden ab, die Absatzzahlen gingen zurück. Nach zwei schwachen Quartalen kühlte auch Trumps Unterstützung merklich ab.
Im Mai kam es zum Bruch und just danach erholte sich die Aktie wieder. Trotz der Achterbahnfahrt steht Tesla im Jahresvergleich besser da als die klassischen US-Autobauer GM, Ford und Stellantis, die unter der neuen Zollpolitik leiden.
Anleihemärkte unter Druck - Defizite wachsen
Ein anderes Signal kommt von den Rentenmärkten: Die Renditen für Staatsanleihen sind weltweit gestiegen. Investoren fürchten die rapide wachsende US-Verschuldung, nachdem Trump im Sommer sein großes Steuerpaket verabschiedet hat. Ein Maßnahmenbündel, welches das Defizit laut Regierungsberechnungen um 3,8 Billionen Dollar in den nächsten zehn Jahren ausweiten dürfte.
Trotzdem ist der Anstieg der US-Renditen bislang moderat geblieben: Langfristige Treasuries rentieren aktuell bei rund 4,66 Prozent, nur leicht über dem Niveau vor der Wahl. In Europa und Japan sind die Ausschläge dagegen deutlicher: Japanische 30-jährige Anleihen rentieren um 85 Basispunkte höher, deutsche und französische Papiere um rund 60 Basispunkte.
Handelsbilanz: Trumps Lieblingsprojekt
Für Trump bleibt die Handelsbilanz Gradmesser seines wirtschaftlichen Erfolgs. Seine Formel ist simpel: "Zölle machen Amerika stark." Die Politik der Abschottung hat zwar Importe verteuert, aber das Defizit tatsächlich verringert. Im Juni fiel das US-Handelsdefizit auf 60,2 Milliarden US-Dollar - den niedrigsten Stand seit zwei Jahren.
Besonders deutlich zeigt sich die Wirkung gegenüber China: Das Defizit mit Peking sank binnen fünf Monaten um 70 Prozent - der niedrigste Wert seit mehr als zwei Jahrzehnten. Doch Experten warnen: Europa leidet stärker unter den neuen Zöllen als China. "Die EU hat weniger Spielraum, ihre Lieferketten anzupassen", sagt Ipek Ozkardeskaya von Swissquote.
Fazit: Unsicherheit mit Gewinnchancen
Trumps zweites Amtsjahr hat die Finanzwelt gespalten. Für Trader ist seine Unberechenbarkeit längst Teil des Systems geworden. Der sogenannte "TACO-Trade", kurz für "Trump Always Chickens Out", beschreibt die Strategie, auf Trumps Rückzieher nach aggressiven Drohungen zu setzen.
Für langfristige Investoren bleibt die Lage heikel: Schulden, Handelskonflikte und politische Alleingänge bergen enorme Risiken. Doch wer die Wellen richtig reitet, kann profitieren - von einem Präsidenten, der die Märkte auf seine ganz eigene Weise in Bewegung hält.

Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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