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Der Kölner Traditionskonzern überrascht mit einer spektakulären Neuausrichtung. Was einst als klassischer Motorenhersteller begann, entwickelt sich rasant zu einem breit aufgestellten Systemanbieter mit starkem Fokus auf den boomenden Verteidigungssektor.
Vier strategische Übernahmen in kürzester Zeit, eine Kapitalspritze von 131 Millionen Euro und ein klarer Plan für die Zukunft - Deutz zeigt, wie moderne Industriepolitik funktioniert. Die Aktie hat sich innerhalb eines Jahres vervielfacht und notiert aktuell bei rund 8,40 Euro. Doch ist das erst der Anfang einer viel größeren Erfolgsgeschichte? Die jüngsten Entwicklungen lassen aufhorchen und zeigen ein Unternehmen im radikalen Wandel.
Aggressive Expansion öffnet neue Märkte
Deutz gibt ordentlich Gas bei der strategischen Neuausrichtung. Nach der erfolgreichen Übernahme der SOBEK Group für den Verteidigungsbereich folgte kürzlich der Einstieg bei OnSite Diesel in Texas. Dieser Spezialist für Schwerlastgeräte-Reparaturen stärkt das Servicegeschäft erheblich. Besonders spannend wird es mit der geplanten Beteiligung an ARX Robotics. Damit stößt der Konzern direkt in den zukunftsträchtigen Bereich der Robotikanwendungen vor. Die Finanzierung dieser Offensive steht auf soliden Beinen. Im September flossen durch eine Kapitalerhöhung satte 131 Millionen Euro in die Kriegskasse. Fast 14 Millionen neue Aktien wurden zu 9,45 Euro platziert. Diese Mittel verschaffen dem Management reichlich Spielraum für weitere clevere Zukäufe. Das Servicegeschäft entwickelt sich bereits jetzt als stabiler Anker. In den ersten neun Monaten legte dieser Bereich auf knapp 380 Millionen Euro zu. Die Bruttomarge verbesserte sich ebenfalls. Hier zeigt sich, dass Deutz nicht nur vom reinen Motorengeschäft abhängig sein will.
Durchwachsene Zahlen mit positiven Signalen
Die aktuellen Quartalsergebnisse fallen gemischt aus. Das bereinigte EBIT brach im dritten Quartal um 79,5 Prozent auf nur noch 7,2 Millionen Euro ein. Statt eines Gewinns musste das Unternehmen einen Nettoverlust von zwei Millionen Euro ausweisen. Die EBIT-Marge sank von 7 Prozent auf magere 1,7 Prozent. Der Motorabsatz ging um 28 Prozent auf 33.188 Einheiten zurück. Besonders hart traf es die Bereiche Stationäre Anlagen, Landmaschinen und Baumaschinen. Regional zeigte sich der Rückgang vor allem in der EMEA-Region mit minus 36 Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 hat Deutz die Prognose bereits angepasst. Das Management rechnet mit einem Motorenabsatz von weniger als 150.000 Einheiten und einem Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro. Die bereinigte EBIT-Marge soll zwischen 4 und 5 Prozent landen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Finanzposition robust. Die Eigenkapitalquote kletterte auf komfortable 47,5 Prozent. Die Nettoverschuldung von 269 Millionen Euro wird weiterhin als gut beherrschbar eingestuft. Das gibt Sicherheit für die kommenden Quartale.

Charttechnik
Aus technischer Sicht präsentiert sich die Deutz-Aktie aber weiterhin attraktiv. Der langfristige Aufwärtstrend bleibt vollständig intakt. Die Aktie befindet sich aktuell in einer Konsolidierungsphase. Wenn diese abgeschlossen ist, dürfte ein Angriff auf die 10 Euro bevorstehen. Die Aktie notiert immer noch über dem 200er SMA. Nach der 10 Euro dürfte die 12,50-13,00 Euro-Zone angepeilt werden. Von den Tiefstständen bei ca. 3,60 Euro hat sich das Papier innerhalb von zwölf Monaten deutlich nach oben gearbeitet. Nach einer kurzen Verlustserie dürfte die Aktie zur Erholung ansetzten. Die nächste psychologisch wichtige Marke liegt bei den oben schon genannten 10 Euro. Sollte ein erneuter Anlauf in Richtung dieser runden Schwelle starten, stehen die Chancen auf einen Durchbruch nicht schlecht. Die technischen Indikatoren deuten darauf hin, dass die Konsolidierung der vergangenen Wochen als gesunde Verschnaufpause zu werten ist. Der Rebound Richtung 10 dürfte schon bald starten.
Was tun?
Einerseits belasten schwache Quartalszahlen und ein rückläufiges Kerngeschäft die aktuelle Ertragslage. Andererseits positioniert sich das Unternehmen durch kluge Akquisitionen für künftige Wachstumsmärkte. Besonders der Einstieg in den Verteidigungssektor und die Robotik verspricht mittelfristig interessante Perspektiven. Die solide Eigenkapitalquote und die erfolgreiche Kapitalerhöhung schaffen finanziellen Spielraum. Das wachsende Servicegeschäft mit attraktiven Margen stabilisiert zudem das Geschäftsmodell. Charttechnisch bleibt der Aufwärtstrend intakt, auch wenn die runde Marke bei zehn Euro noch nicht erreicht ist. Wer auf die erfolgreiche Umsetzung der Transformationsstrategie setzt, kann bei aktuellen Kursen einen Einstieg erwägen. Spannend!
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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