
© Foto: Symbolbild von Reiner auf Pixabay
Die Luxusmarke aus Stuttgart erlebt gerade ihre härteste Bewährungsprobe seit Jahren. Ein Gewinneinbruch von fast 100 Prozent würde normalerweise jeden Anleger in Panik versetzen.
Doch die Aktie geht sogar zunächst nach oben. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als clevere Neuausrichtung. Porsche zahlt jetzt einen hohen Preis für die Zukunft. Das Management nimmt bewusst Verluste in Kauf und krempelt die gesamte Strategie um. Die E-Mobilität wird gebremst, Verbrenner bleiben länger im Programm. Für 2026 verspricht der Finanzchef eine deutliche Verbesserung. Die Frage ist nur: Glauben die Anleger daran? Die ersten Reaktionen zeigen Optimismus.
Der schmerzhafte Umbau kostet Milliarden
Die Zahlen aus den ersten neun Monaten 2025 lesen sich wie ein Alptraum. Das operative Ergebnis ist von vier Milliarden auf mickrige 40 Millionen Euro gefallen. Die Umsatzrendite schrumpfte von stolzen 14,1 Prozent auf magere 0,2 Prozent. Im dritten Quartal fuhr der Konzern sogar einen Verlust von knapp einer Milliarde Euro ein. Der Umsatz sank auf knapp 27 Milliarden Euro. Die Auslieferungen gingen ebenfalls zurück. Hinter diesen Zahlen steckt allerdings mehr als nur schlechtes Geschäft. Porsche investiert massiv in die Neuausrichtung seiner Strategie. Sonderaufwendungen von 2,7 Milliarden Euro belasten die Bilanz. Das Unternehmen ordnet sein gesamtes Produktportfolio neu und stampft große Teile des Batteriegeschäfts ein. Die ursprünglich ambitionierte Elektrifizierungsstrategie wird auf Eis gelegt. Eine neue Plattform für Elektroautos in den 2030er Jahren wurde verschoben. Stattdessen bleiben Verbrenner und Plug-in-Hybride deutlich länger im Angebot als geplant. Die Gründe für diese Kehrtwende liegen auf der Hand. China schwächelt massiv, US-Importzölle belasten die Margen mit mittleren dreistelligen Millionenbeträgen, und die E-Mobilität entwickelt sich langsamer als erhofft. Finanzvorstand Jochen Breckner spricht Klartext und nennt 2025 den Tiefpunkt. Ab 2026 soll es spürbar aufwärts gehen. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit Sonderbelastungen von insgesamt 3,1 Milliarden Euro. Trotz allem gibt es einen wichtigen Lichtblick: Der Netto-Cashflow im Automobilbereich stieg auf 1,34 Milliarden Euro und zeigt die operative Stärke des Kerngeschäfts.

Charttechnik
Aus technischer Sicht gibt die Aktie Anlass zur Hoffnung. Das Papier hat erstmals seit über einem Jahr, wenn auch nur vorübergehend, die wichtige 200-Tage-Linie bei 46,72 Euro nach oben durchbrochen. Dieses Signal könnte auf eine Bodenbildung hindeuten und den Beginn einer nachhaltigen Erholung markieren. Nach dem Rückgang auf das 52-Wochen-Tief bei 39,58 Euro hat sich der Kurs stabilisiert und in der Spitze auf 49,26 Euro erholt. Vom Hoch aus 2023 bei knapp über 120 Euro ist die Aktie allerdings meilenweit entfernt. Der RSI-Wert von 54 deutet auf eine gewisse Neutralität hin. Allerdings zeigt die hohe Volatilität von über 30 Prozent auch die anhaltende Nervosität der Marktteilnehmer. Die jüngste Kurserholung von bis zu über 4 Prozent an einem einzigen Tag zeigt das wiedererwachte Interesse der Investoren. Viele Analysten werten die aktuellen Sonderbelastungen als notwendige Investition in die Zukunft und blicken bereits optimistisch auf das Jahr 2026.
Was tun?
Die Porsche-Aktie befindet sich in einer Übergangssituation. Die fundamentalen Zahlen sind zweifellos erschreckend. Ein Gewinneinbruch von 99 Prozent und eine operative Umsatzrendite von nur noch 0,2 Prozent sprechen eine erschreckend deutliche Sprache. Allerdings sind diese Zahlen stark von einmaligen Sonderaufwendungen geprägt. Das operative Geschäft zeigt sich robuster als die Gewinn- und Verlustrechnung vermuten lässt. Charttechnisch sendet die Aktie erste positive Signale. Das nachhaltige Überschreiten des 200er SMA könnte eine Trendwende einläuten. Die hohe Volatilität und die Unsicherheit über den Erfolg der strategischen Neuausrichtung sprechen aber gegen einen sofortigen Einstieg. Die Prognose des Managements für eine deutliche Verbesserung ab 2026 muss sich erst noch bewahrheiten. Bis dahin bleibt die Aktie anfällig für weitere Rückschläge. Ein gestaffelter Einstieg mit kleinen Positionen erscheint sinnvoller als ein sofortiges Vollinvestment. Wer Geduld mitbringt und an die Premiummarke glaubt, kann bei Kursen um 45 bis 50 Euro erste Positionen aufbauen. Ein Stopp-Loss unterhalb von 40 Euro sollte das Risiko begrenzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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