LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat wegen der Branchenschwäche in seinem wichtigen Markt Nordamerika im dritten Quartal deutlich Federn lassen müssen. Umsatz und Gewinn gingen deutlich zurück. In Europa konnte der Konzern auch dank des Sparprogramms wieder mehr Fuß fassen. In den USA scheint das Tal bei den Bestellungen zudem durchschritten, gegenüber dem sehr schwachen zweiten Quartal ging es etwas nach oben. Doch das Geschäft dort bleibt wegen der US-Branchenflaute und Zöllen auf Stahl und Aluminium hart, weswegen Finanzchefin Eva Scherer nun vom unteren Ende der Prognosespannen bei Absatz und operativer Marge im wichtigsten Markt der Schwaben ausgeht.
Die Aktie legte dennoch etwas zu, wenngleich die Gewinne nach einem festeren Start schmolzen. Zuletzt gewann das Papier noch ein halbes Prozent. Analyst Michael Aspinall von der US-Investmentbank Jefferies sprach zwar von soliden Aufträgen in Nordamerika. Dass sie sich aber nicht deutlicher verbesserten hätten, dürfte zusammen mit den mauen Aussichten für die operative Marge dort im zweiten Halbjahr die Marktschätzungen auch für das kommende Jahr belasten.
Das operative Ergebnis sei schwächer ausgefallen als gedacht, schrieb Experte Harry Martin vom Analysehaus Bernstein. Schlüssel für Anleger bleibe der Ausblick auf das kommende Jahr sowie die Details der Einfuhrzölle auf Stahl- und Aluminium.
Die Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber vielen Handelspartnern generell haben den Transportmarkt in den USA durcheinandergewirbelt. Spediteure können kaum noch abschätzen, wie hoch das Transportvolumen aus den Häfen des Landes in den kommenden Jahren sein wird und bestellen aus Unsicherheit entsprechend weniger Lkw. Zusätzlich kosten erhöhte Zölle auf Importe von Stahl und Aluminium die Hersteller von Nutzfahrzeugen Geld.
Im dritten Quartal orderten Kunden in Nordamerika mit 26.168 Fahrzeugen zwar fast doppelt so viele wie im Vorquartal - doch gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das immer noch ein Rückgang um fast ein Drittel. Der Absatz von Lkw und Bussen ging wegen der schwachen Bestellungen in den Vorquartalen sogar noch deutlicher zurück. Nordamerika ist vor allem mit den Marken Freightliner und Western Star in aller Regel der lukrativste Markt von Daimler Truck.
In Europa zieht das Geschäft nach dem Konjunkturtief wieder an. Der Absatz der dort hauptsächlich vertretenen Marke Mercedes-Benz stieg im Jahresvergleich um 8 Prozent, die Bestellungen um gut ein Fünftel. Auch die operative Marge zog an und lag sogar leicht über der stark abgesackten Umsatzrendite in Nordamerika.
In beiden Regionen kappt das Management derzeit Kosten. Vorstandschefin Karin Radström hat vor allem ein Sparprogramm ausgerufen, um bei der chronisch renditeschwachen Sparte Mercedes-Benz in Europa die Marge längerfristig zu heben. Bis 2030 sollen die laufenden Kosten auf dem Heimatkontinent um mehr als eine Milliarde Euro sinken, dafür sollen in Deutschland nach Unternehmensangaben rund 5.000 Stellen wegfallen. In Nordamerika senkt Daimler Truck die Produktionskapazitäten, was dort nach früheren Angaben in Summe über 2.000 Jobs betrifft.
Der Umsatz im Industriegeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - sank im dritten Quartal wegen eines Absatzrückgangs um 14 Prozent auf rund 10,6 Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag in Leinfelden-Echterdingen mitteilte.
Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um 40 Prozent auf 716 Millionen Euro. Im Industriegeschäft sackte die operative Marge um drei Prozentpunkte auf 6,3 Prozent ab und fiel damit leicht schwächer aus als von Analysten erwartet.
Unter dem Strich fiel der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 29 Prozent auf 434 Millionen Euro. Den in diesem Jahr mehrfach gesenkten Ausblick auf Konzernebene bestätigte das Management./men/lew/mis



