Berlin (ots) -
"Wenn Gedenkorte und Gräber geschändet, antisemitische Parolen skandiert und die Shoah geleugnet oder verharmlost werden, wird sichtbar, wie gefährdet die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen und an das Fundament unseres Gemeinwesens sind."
Dies erklärt die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf, zum 87. Jahrestag der Novemberprogrome."Gedenken ist eine Verpflichtung - gegenüber den Toten und den Lebenden. Denn nur, wer sich erinnert, wird uneingeschränkt für die Rechte aller Lebenden eintreten. Das gilt für den Staat genau so wie für die Gesellschaft. Dass Juden und Jüdinnen in Deutschland leben und sie auf den Schutz des Rechtsstaats vertrauen, ist kostbar und darf nicht enttäuscht werden. Wer heute in Deutschland jüdisches Leben angreift, greift die Grundfesten unserer Demokratie an.Was am 9. November 1938 und in den Jahren darauf in einer vom NS-Regime gesteuerten Gewaltwelle in Deutschland und im besetzten Europa geschehen ist - das Zerstören von Synagogen und Gebetshäusern, das Verfolgen, Misshandeln und Ermorden jüdischer Menschen - mahnt uns auch heute: wie schnell aus Hass und Worten tödliche Gewalt werden kann, und dass das Schweigen und Wegschauen der Mehrheit die Shoah erst ermöglicht hat.Es beunruhigt mich zutiefst, dass Jüdinnen und Juden sich wieder fragen müssen, ob sie in Deutschland sichtbar und sicher leben können. Wenn jüdische Einrichtungen Polizeischutz brauchen, wenn Kinder ihre Kette mit dem Davidstern verstecken müssen, ist das für die gesamte Gesellschaft nicht hinnehmbar.Nicht hinnehmbar ist auch, dass Gedenk- und Erinnerungsorte vermehrt Ziel von Angriffen und Vandalismus werden - dass sich die gesellschaftliche Stimmung zunehmend polarisiert und Erinnerungskultur selbst zum Schauplatz von Auseinandersetzungen wird. Und nicht zuletzt: Viele - nicht nur junge - Menschen hierzulande wissen immer weniger über die Shoah, den Porajmos und die vielen anderen NS-Verbrechen. Damit drohen die lebendige Erinnerung an die Opfer und die Lehren aus der Vergangenheit zu verblassen. Hier sind Bund und Länder in der Pflicht gegenzusteuern.Hinzu kommt, dass Formen der bewussten Verzerrung der Geschichte weiter an Boden gewinnen. Wer die historischen Tatsachen relativiert, umdeutet oder leugnet, wer Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen verbreitet, untergräbt das Fundament unserer Demokratie und unserer gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft.Staat und Gesellschaft müssen der Mahnung des 9. November gerecht werden: Antisemitismus und alle anderen Formen von Rassismus entschieden zurückweisen sowie entschlossen bekämpfen und verhindern - in Bildung, Verwaltung, Justiz und im Alltag. Die Menschenwürde ist unteilbar. Sie für alle Menschen zu schützen, ist unsere gemeinsame Verantwortung."
Pressekontakt:
Kristal Davidson, Pressesprecherin
Telefon: +49 30 259 359 14
Mobil: +49 160 966 500 83
E-Mail: KDavidson@institut-fuer-menschenrechte.de
www.institut-fuer-menschenrechte.de
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Original-Content von: Deutsches Institut für Menschenrechte, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/51271/6154012
"Wenn Gedenkorte und Gräber geschändet, antisemitische Parolen skandiert und die Shoah geleugnet oder verharmlost werden, wird sichtbar, wie gefährdet die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen und an das Fundament unseres Gemeinwesens sind."
Dies erklärt die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf, zum 87. Jahrestag der Novemberprogrome."Gedenken ist eine Verpflichtung - gegenüber den Toten und den Lebenden. Denn nur, wer sich erinnert, wird uneingeschränkt für die Rechte aller Lebenden eintreten. Das gilt für den Staat genau so wie für die Gesellschaft. Dass Juden und Jüdinnen in Deutschland leben und sie auf den Schutz des Rechtsstaats vertrauen, ist kostbar und darf nicht enttäuscht werden. Wer heute in Deutschland jüdisches Leben angreift, greift die Grundfesten unserer Demokratie an.Was am 9. November 1938 und in den Jahren darauf in einer vom NS-Regime gesteuerten Gewaltwelle in Deutschland und im besetzten Europa geschehen ist - das Zerstören von Synagogen und Gebetshäusern, das Verfolgen, Misshandeln und Ermorden jüdischer Menschen - mahnt uns auch heute: wie schnell aus Hass und Worten tödliche Gewalt werden kann, und dass das Schweigen und Wegschauen der Mehrheit die Shoah erst ermöglicht hat.Es beunruhigt mich zutiefst, dass Jüdinnen und Juden sich wieder fragen müssen, ob sie in Deutschland sichtbar und sicher leben können. Wenn jüdische Einrichtungen Polizeischutz brauchen, wenn Kinder ihre Kette mit dem Davidstern verstecken müssen, ist das für die gesamte Gesellschaft nicht hinnehmbar.Nicht hinnehmbar ist auch, dass Gedenk- und Erinnerungsorte vermehrt Ziel von Angriffen und Vandalismus werden - dass sich die gesellschaftliche Stimmung zunehmend polarisiert und Erinnerungskultur selbst zum Schauplatz von Auseinandersetzungen wird. Und nicht zuletzt: Viele - nicht nur junge - Menschen hierzulande wissen immer weniger über die Shoah, den Porajmos und die vielen anderen NS-Verbrechen. Damit drohen die lebendige Erinnerung an die Opfer und die Lehren aus der Vergangenheit zu verblassen. Hier sind Bund und Länder in der Pflicht gegenzusteuern.Hinzu kommt, dass Formen der bewussten Verzerrung der Geschichte weiter an Boden gewinnen. Wer die historischen Tatsachen relativiert, umdeutet oder leugnet, wer Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen verbreitet, untergräbt das Fundament unserer Demokratie und unserer gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft.Staat und Gesellschaft müssen der Mahnung des 9. November gerecht werden: Antisemitismus und alle anderen Formen von Rassismus entschieden zurückweisen sowie entschlossen bekämpfen und verhindern - in Bildung, Verwaltung, Justiz und im Alltag. Die Menschenwürde ist unteilbar. Sie für alle Menschen zu schützen, ist unsere gemeinsame Verantwortung."
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