Emittent / Herausgeber: Union Investment
/ Schlagwort(e): Studie/Studienergebnisse
DAX-Unternehmen halten beim Klima Kurs
Frankfurt am Main, 10. November 2025 - 16 Unternehmen sind Klima-Vorreiter im DAX. Das ist das Ergebnis der Neuauflage der Klimastudie von Union Investment. Die Analyse zeigt zwar Fortschritte bei wichtigen Klimafragestellungen, gerade beim Thema CO2-Reduktion müssen viele Unternehmen aber noch nachbessern. "Viele DAX-Unternehmen trotzen dem Gegenwind beim Thema Klima", sagt Dr. Henrik Pontzen, Chief Sustainability Officer bei Union Investment. Er konstatiert aber auch: "Bei einigen DAX-Unternehmen fehlt es in puncto Klimastrategie deutlich an Anspruch und Umsetzungsbereitschaft. Hier werden wir verstärkt mit unserem Klima-Engagement ansetzen." Analysiert wurden die Unternehmen, die im Oktober 2025 im DAX notiert waren. Mit Blick auf die Ambitionen bei der CO2-Reduktion standen die langfristigen Ziele für die gesamte Wertschöpfungskette der Unternehmen im Fokus (Scope 1 bis 3). Denn nur die Einbeziehung der Emissionen aus der vorgelagerten Wertschöpfungskette und der Endnutzung der Produkte (Scope 3) ermöglicht eine ganzheitliche Perspektive auf die Klimastrategien. Daneben wurden Klimaanreize in der Vorstandsvergütung im Verhältnis zur Klima-Intensität des Geschäfts, die CO2-Reduktion im Vergleich zum Vorjahr sowie die Transparenz in der Klima-Berichterstattung untersucht. Große Spreizung zwischen Vorreitern und Nachzüglern Die Untersuchung zeigt, dass die Transformation der deutschen Wirtschaft weiter voranschreitet - und das in einer Zeit, in der ESG-Themen in der öffentlichen Debatte Gegenwind erfahren. 16 DAX-Unternehmen sind laut der Studie Klima-Vorreiter. Im Vorjahr waren es - mit anderem Studien-Design - noch zwölf. GEA erzielt als DAX-Neuling die maximale Punktzahl und erobert damit die Spitze. Dem Anlagenbauer im Industriebereich gelang es, seine vollständigen CO2-Emissionen im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel zu senken - vorbildlich unter Klimagesichtspunkten. Konzerne wie die Deutsche Telekom, Bayer, RWE, Volkswagen und Beiersdorf verteidigten zudem ihre vorderen Ränge. Das spricht für eine stimmige Klimastrategie, die in der Praxis zu nachhaltigen Änderungen im Geschäft führt. Einen Sprung nach vorne machen neben der Deutschen Börse auch Qiagen, Merck KGaA und Zalando. Die vier Unternehmen erzielen über alle Kategorien hinweg gute bis sehr gute Ergebnisse. Wie 2024 bilden auch dieses Jahr 13 Unternehmen die Nachzügler in Sachen Dekarbonisierung. Die rote Laterne tragen MTU und Scout24 gemeinsam. Speziell Scout24 muss in den kommenden Jahren bei den Kriterien Anreiz und Reduktion deutlich aufholen. Immerhin erzielt der DAX-Neuling beim Kriterium Ambition die volle Punktzahl. Im hinteren Bereich finden sich mit Brenntag, Hannover Rück und Daimler Truck einige "alte Bekannte" wieder. "Einige Unternehmen halten am Status quo fest - im Bereich Klimaschutz sind keine nennenswerten Fortschritte zu erkennen. Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf", fordert Dr. Johannes Kreim, ESG-Analyst bei Union Investment und Co-Autor der Studie. Reduktionsziele werden ambitionierter Immerhin geht es beim Thema CO2-Reduktionsziele weiter voran: Elf Unternehmen haben sich über die gesamte Wertschöpfungskette ein so ambitioniertes Ziel inklusive Meilensteinen gesetzt, dass der Pfad schon heute dem deutschen Klimaschutzgesetz (Klimaneutralität bis 2045) entspricht. Vorreiter sind, wie schon im Vorjahr, Mercedes-Benz, die Deutsche Telekom, Merck KGaA, RWE, Symrise, Beiersdorf, Henkel und die Deutsche Börse. "Die Unternehmen beweisen Überzeugung und Ausdauer auf dem langen Pfad zur Klimaneutralität", sagt Jakob Haerle, ESG-Analyst und Co-Autor der Studie. Neu in diese Spitzengruppe stoßen außerdem GEA, Vonovia und Scout24. Weitere 22 Unternehmen erfüllen die EU-Vorgaben der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 - im Vorjahr waren es nur 17. Fresenius Medical Care, Infineon und Rheinmetall vernachlässigen hingegen ihre Klima-Herausforderungen, vor allem im Hinblick auf Scope 3-Reduktionsziele. Schlusslicht in dieser Kategorie ist MTU - das Unternehmen hat sogar seine Klimaziele abgeschwächt. "MTU stellt sich nicht den Klima-Herausforderungen, sondern knickt vor dem Gegenwind ein. Hier erwarten wir eine deutliche Kurskorrektur", fordert Haerle. Fast alle DAX-CEOs werden auch nach Klima-Erfolgen bezahlt Eine entsprechende Anreizstruktur in der Vorstandsvergütung kann Unternehmen dabei helfen, ambitionierte Klimaziele zu erreichen. Bis auf DAX-Neuling Scout24 haben alle DAX-Mitglieder Klimaaspekte in den Vergütungssystemen ihrer Vorstandsvorsitzenden verankert. Allerdings bestehen durchaus Unterschiede zwischen den Unternehmen. Erfreulich: 25 DAX-Konzerne erhalten von uns in dieser Kategorie die volle Punktzahl. Die Vergütungsanreize stehen dabei auch im passenden Verhältnis zur jeweiligen Emissionsintensität. Das gilt etwa auch für die Industrie-Schwergewichte RWE und Heidelberg Materials. Die beiden Unternehmen emittieren mit Abstand am meisten CO2 im DAX (Scope 1 und 2). Allerdings ist auch der Anreiz zur Reduktion für ihre CEOs entsprechend hoch gesetzt. Negativ stechen Brenntag, Airbus, die Deutsche Bank und Siemens Energy heraus. Für alle gilt: Sie müssen entweder die Vergütungsanreize mit Klimabezug erhöhen, oder ihre Emissionsintensität verringern. Fortschritte bei Emissionsreduktion Die Bewertung der Emissionsreduktion liefert Licht und Schatten: Siemens, Infineon und GEA konnten die Emissionen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette (Scope 1 bis 3) im Vorjahresvergleich um mehr als sieben Prozent senken. Die Spitzengruppe befindet sich damit auf einem Pfad, um das 1,5°C-Klimaziel zu erreichen. Immerhin 14 weitere Unternehmen konnten ebenfalls sowohl ihre Scope 1 und 2- als auch ihre Scope 3-Emissionen senken, wenn auch in geringerem Umfang. Besonders kritisch hingegen: Scout24, Heidelberg Materials, BASF, Vonovia, Symrise, Siemens Energy, Commerzbank, Hannover Rück und MTU fallen bei diesem Kriterium durch - entweder weil die CO2-Emissionen stiegen oder CO2-Daten nur unvollständig berichtet wurden. "Das sind keine guten Nachrichten für das Klima. Die beiden großen CO2-Emittenten BASF und Heidelberg Materials verfolgen aber zumindest ehrgeizige Klimaziele. Daran werden wir sie in den kommenden Jahren messen", fasst Dr. Henrik Pontzen zusammen. Solide Basis bei Klimatransparenz Erstmals wurde in diesem Jahr die Frage untersucht, wie offen und glaubhaft DAX-Unternehmen über ihre Klima-Maßnahmen berichten. Auf dem Treppchen landen dabei GEA, RWE und die Deutsche Telekom. Auf den hinteren Plätzen finden sich Daimler Truck und Hannover Rück. Damit zeigt sich: Klima-Transparenz ist in allen Wirtschaftssektoren nötig und möglich - unabhängig davon, ob ein Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe (mit tendenziell höheren CO2-Emissionen) oder Dienstleistungsbereich (eher geringere CO2-Emissionen) kommt. Als Ergebnis der Klimastudie 2025 von Union Investment lässt sich festhalten: Ein Großteil der DAX-Unternehmen bleibt beim Thema Klima auf Kurs - trotz einiger Widerstände. Die Unternehmen der Spitzengruppe unseres Rankings können den vielfältigen Herausforderungen des Klimawandels frühzeitig begegnen. Ein Ergebnis, das auch für die Aktienselektion wichtig ist. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mehr als die Hälfte der DAX-Unternehmen erfüllt notwendige Reduktionsziele in der kurzen Frist nicht. Dabei nehmen auch die potenziellen Kosten des Klimawandels - etwa über die umfassendere CO2-Bepreisung - weiter zu. Schon im eigenen betriebswirtschaftlichen Interesse müssen sich die Nachzügler deshalb dringender denn je um eine erfolgreiche Transformation bemühen. Zusatzmaterial zur Meldung: Datei: Ergebnis DAX-Klimastudie 2025 Veröffentlichung einer Mitteilung, übermittelt durch EQS Group. |