
© Foto: Siemens Energy, 2025
Viele Anleger sind durch Siemens Energy reich geworden. Über 120 Prozent Plus seit Jahresbeginn. Traumhaft schön für Investoren. Jetzt aber mehren sich Warnzeichen, während nervöses Schwanken um 100 - 110 Euro zur Tagesordnung gehört.
Zuletzt erst hatte das Papier sein Allzeithoch bei 113,95 Euro erreicht. Übermorgen, am 14. November kommen nun die Quartalszahlen. Das wird zum Stresstest! Genau dann könnte alles zusammenbrechen. Mittlerweile sind die Erwartungen sehr hoch. Selbst gute Ergebnisse könnten trotzdem enttäuschen. Sie müssten eher fabelhaft sein und auch dann ist nicht gesagt, dass sie dem Markt ausreichen. Erfahrene Investoren sichern bereits ihre Gewinne. Nach solchen Höhenflügen drohen oft tiefe Abstürze. Nicht ob eine Korrektur kommt, ist noch fraglich. Sondern wann. Werden die Quartalszahlen zum Auslöser für den großen Knall?
Überhitzt und überbewertet
Binnen zwei Jahren hat sich Siemens Energy vervielfacht. Solche Bewegungen enden selten gut. Meist schmerzhaft. Alle rationalen Bewertungsmaßstäbe scheinen außer Kraft gesetzt. Technische Analysten warnen bereits. Jefferies sorgte für Schlagzeilen: Kursziel von 55 auf 134 Euro mehr als verdoppelt, Einstufung von Hold auf Buy geändert. Spektakulär, aber dieser Schritt wirkt verzweifelt, als wolle man einen bereits überhitzten Markt noch weiter anfachen. Analyst Lucas Ferhani begründet seine plötzliche Kehrtwende mit Margenpotenzial im Netzausbau-Geschäft. Längst eingepreist auch die KI-Story, Energiehunger von Rechenzentren - alte Kamellen, schon tausendmal erzählt. Viele vergessen, die massiven Probleme mit Gamesa liegen erst kurze Zeit zurück. Diese Altlasten sind noch nicht verdaut. Zwar wurde die Bundesgarantie vorzeitig abgelöst, doch das zeigt nur, wie abhängig Siemens Energy von staatlicher Hilfe war. Jetzt fällt die Dividendenbeschränkung weg, das soll Anleger locken. Aus einer überteuerten Aktie macht das noch lange kein Schnäppchen. Bei über 110 Euro liegt die Bewertung in schwindelerregenden Höhen. Fundamentaldaten rechtfertigen solche Preise kaum. Jeder kleine Rückschlag bei den Quartalszahlen könnte Verkaufswellen auslösen. Spürbar ist bereits jetzt die Nervosität. Vor dem 14. November zittern einige Investoren und Anleger.

Charttechnik
Nach dem steilen Anstieg zeigt sich ein bedrohliches Bild. Vom Allzeithoch bei 113,95 Euro hat sich das Papier bereits wieder etwas entfernt, pendelt nervös um 107 Euro herum, das ist kein Zeichen von Stärke. Gefährlich groß ist mittlerweile der Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt bei 82,22 Euro geworden. Solche Übertreibungen korrigieren sich meist brutal. Schwäche zeigen die Kursbewegungen der letzten Tage eindeutig. Anfang November gab es einen Rücksetzer um mehrere Prozent, dann folgte leichte Erholung. Diese Volatilität macht eines deutlich: Unsicherheit herrscht bei Marktteilnehmern. Niemand weiß mehr, wo fair bewertet ist. Bei 105 Euro wirkt die Unterstützungszone fragil. Bricht sie, droht Durchmarsch bis zur psychologisch wichtigen 100-Euro-Schwelle. Von dort wäre der Weg nach unten weit und frei. Zunehmende Handelsvolumina deuten auf Nervosität hin. Viele wollen raus, bevor Zahlen kommen. Technische Indikatoren blinken rot. Der Relative-Stärke-Index bildetet zurück bearishe Divergenzen aus. Alle klassischen Warnsignale einer überhitzten Aktie liegen vor. Wer jetzt noch kauft, spekuliert auf das letzte Stück Euphorie. Hochriskant!
Was tun?
Fundamental ambitioniert bis überzogen bewertet, charttechnisch klare Überhitzungserscheinungen zeigend. Am 14. November kommen die Quartalszahlen, bergen mehr Risiken als Chancen. Selbst solide Ergebnisse könnten hochgeschraubte Erwartungen verfehlen. Anleger sollten jetzt ernsthaft über Gewinnmitnahmen nachdenken, wenn sie in den letzten Monaten dabei waren. Analysten mögen ihre Kursziele anheben. Solche nachträglichen Anpassungen kommen oft zu spät, bestätigen meist nur, was bereits gelaufen ist. Ordentlich mag die operative Entwicklung sein. Aber Abhängigkeit vom KI-Boom und Netzausbau macht das Geschäftsmodell anfällig. Sollte KI-Euphorie abkühlen oder sich Infrastrukturinvestitionen verzögern, trifft das Siemens Energy hart. Die Gamesa-Probleme sind noch frisch in Erinnerung und zeigen, wie schnell sich Stimmung drehen kann. Wer noch nicht investiert ist, sollte auf diesem Niveau sich besser 100 mal überlegen, einzusteigen - bzw. es besser nicht zu tun. Eindeutig negativ ist das Chance-Risiko-Verhältnis. Besser abwarten, bis sich nach den Quartalszahlen die Luft geklärt hat. Eine Korrektur von 20 bis 30 Prozent würde die Bewertung wieder auf gesünderes Niveau bringen. Erst dann ergeben sich wieder interessante Einstiegschancen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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