BERLIN (dpa-AFX) - Renten-Präsidentin Gundula Roßbach sieht in den künftigen Mehrkosten für die Rente keine Kostenexplosion - auch nicht in den Milliardensummen für die geplante Rentenreform der Regierung. International betrachtet sei Deutschland "nicht überproportional großzügig, was die Alterssicherung anbelangt", sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund bei einer Veranstaltung in Würzburg. "Wir erleben keine Kostenexplosion in der Rentenversicherung, wir haben eine stetige Entwicklung."
"Das ist absehbar"
Ausdrücklich nicht teilen wollte Roßbach dramatische Warnungen vor den Milliardenkosten durch das geplante Rentenpaket der Regierung, das im Dezember im Bundestag verabschiedet werden soll. "Das summiert sich im Verlauf auf", sagte Roßbach. Prozentual gesehen handele es sich aber um eine stetige Entwicklung in der Rentenversicherung.
Seit Jahrzehnten bewege sich die demografische Entwicklung in Deutschland auf einem bestimmten Pfad und sei lange bekannt, erläuterte Roßbach. Hintergrund ist der massenhafte Übertritt der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in die Rente. Man müsse sich fragen: "Was soll und darf die Alterssicherung nach vorne (also in Zukunft) kosten?" Dass sie teurer werde, weil es mehr Rentnerinnen und Rentner gebe, seit sei Langem absehbar. Im Umlagesystem Rente gebe es aber "keinen Kollaps, sondern Entwicklungen".
111 Milliarden zusätzliche Kosten
Mit ihrem Rentenpaket wollen Union und SPD unter anderem das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent sichern und die Mütterrente erweitern. Junge Abgeordnete von CDU und CSU hatten den Gesetzentwurf wegen dauerhafter Lasten in aktueller Form als nicht zustimmungsfähig abgelehnt. Milliarden-Folgekosten noch nach 2031 seien gegenüber der jungen Generation nicht zu rechtfertigen.
Auch der Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, hatte vor "dauerhaft" höheren Rentenausgaben gewarnt. Die Höhe der Mehrausgaben, die noch nach Ende der Haltelinie, also ab Mitte 2032 durch das Gesetz entstehen, bezifferte Gunkel auf 111 Milliarden Euro bis 2040.
Die Rentenkasse gerät finanziell vor allem wegen der steigenden Zahl von Menschen, die aus Altersgründen in Rente gehen, unter Druck. Nach einem raschen Aufbrauchen heutiger Milliardenreserven rechnet Gunkel für 2028 mit einem abrupten Beitragsanstieg um 1,2 Punkte auf 19,8 Prozent - und bis 2030 mit einem Anstieg der Rentenausgaben um fast 26 Prozent.
Führen kleine Renten zur Armut?
Die gesetzliche Rente fällt dabei im Einzelnen oft gering aus. So bekommt jede und jeder Zehnte in Deutschland eine Bruttorente unterhalb von 300 Euro im Monat, 12 Prozent zwischen 300 und 600 Euro und rund 13 Prozent zwischen 600 und 900 Euro. Doch bedeuten kleine Renten tatsächlich Armutsgefährdung? Roßbach erläuterte, dass dahinter vor allem kurze Versicherungszeiten steckten, aber nicht unbedingt eine schlechte Absicherung./bw/DP/jha