DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA hat im dritten Quartal im Sog einer Erholung der Laborsparte überraschend viel verdient. So zogen die Geschäfte rund um Produkte für die Arzneimittelproduktion kräftig an. Und: In der Pharmasparte sorgte unter anderem der jüngste Zukauf des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics für Rückenwind. Zudem stützt der aktuelle Boom der Künstlichen Intelligenz Mercks Geschäft mit Halbleitermaterialien. Konzernchefin Belen Garijo engte am Donnerstag zur Zahlenvorlage die Prognose ein weiteres Mal ein. Die Aktie legte nach den Nachrichten deutlich zu.
An der Börse ging es im frühen Handel an der Dax -Spitze auf ein Hoch seit Mai nach oben. Zuletzt notierte das Papier mit einem Plus von mehr als sieben Prozent bei 124,20 Euro.
Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan sprach in einer ersten Reaktion von starken Resultaten. Der Experte hob insbesondere die positive Überraschung beim operativen Ergebnis hervor. Die nochmals eingeengte Jahresprognose impliziere einen leichten Anstieg der Gewinnerwartungen am Markt, so Vosser.
Das Merck-Papier befindet sich allerdings schon lange auf Talfahrt, unter anderem weil die Laborsparte lange schwächelte und der Halbleiterbereich abseits des KI-Booms auch aktuell noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Seit dem Jahreswechsel steht trotz der aktuellen Gewinne somit noch immer ein Kursverlust von rund elf Prozent zu Buche.
Vorstandschefin Garijo zog derweil ein positives Fazit zum dritten Quartal: "Wir haben in allen drei Unternehmensbereichen ein solides organisches Wachstum erzielt", sagte sie laut Mitteilung in Darmstadt. Demnach stieg von Juli bis Ende September der Umsatz gemessen am Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 5,32 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft wuchs der Konzern um mehr als fünf Prozent. Währungseffekte etwa durch den schwachen Dollar zehrten einen Großteil davon auf.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) stieg um 3,1 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Analysten hatten hier weniger erwartet. Positiv wirkte sich laut Merck aus, dass der Konzern einen sogenannten "Priority Review Voucher" - also einen Gutschein zur Beschleunigung des Prüfungsverfahrens für ein Medikament - der US-Arzneimittelbehörde FDA verkaufte. Unter dem Strich verdiente Merck 898 Millionen Euro, nach 812 Millionen vor einem Jahr.
Merck erwartet nunmehr in diesem Jahr einen Umsatz von 20,8 bis 21,4 Milliarden Euro. Zuvor hatte die Konzernprognose für 2025 noch auf 20,5 bis 21,7 Millionen Euro gelautet. Der Mittelpunkt der Ziele bleibt damit aber fast unverändert.
Gleiches gilt für die neue Zielbandbreite für das Ergebnis im Tagesgeschäft: So peilt der Konzern jetzt das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) bei 6,0 bis 6,2 Milliarden Euro an, anstatt der zuvor veranschlagten 5,9 bis 6,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2024 hatte Merck 21,2 Milliarden Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis von 6,1 Milliarden Euro erzielt.
Garijo hatte in diesem Jahr bereits zwei Mal ihre Ziele überarbeitet, unter anderem im Mai wegen des schwachen Dollar. Im August senkte sie die Umsatzprognose dann noch einmal, wurde aber wieder optimistischer für das Ergebnis im Tagesgeschäft.
Inzwischen zeichne sich die Entwicklung klarer ab, hieß es nun vom Konzern zur Begründung der abermaligen Präzisierung. Auch die Spartenziele wurden überarbeitet. Dabei rechnet sich Merck beispielsweise für die Halbleitersparte aus, dass der organische Umsatz- und Ergebnisschwund im Gesamtjahr doch nicht so stark ausfallen wird wie zuletzt befürchtet.
Die Konzernchefin bekräftigte ferner, das Geschäft in den USA ausbauen zu wollen. Kürzlich hatte Merck eine Vereinbarung mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump geschlossen, mit der das Unternehmen Behandlungen für künstliche Befruchtungen in den USA deutlich günstiger anbietet - im Gegenzug soll Merck von Pharmazöllen befreit werden. Bedingung ist aber, dass Merck in die biopharmazeutische Produktion und Forschung in den USA investiert.
Die Vereinigten Staaten sind enorm wichtig für Merck: Dort erzielte der Konzern 2024 gut ein Viertel seines globalen Umsatzes. In den USA beschäftigt Merck rund 14.000 Menschen an über 70 Standorten, mehr als am Hauptsitz in Darmstadt./tav/als/men/mis



