BERLIN (dpa-AFX) - Tausende Kilometer Oberleitungen im deutschen Schienennetz sind aus Sicht der Bahnindustrie dringend erneuerungsbedürftig - doch aufgrund fehlender Mittel geht es beim Ersatzbau zu langsam voran. Zwischen 2021 und 2024 seien nur knapp 690 Kilometer Fahrdraht erneuert worden, teilte der Verband der Bahnindustrie mit. In etwa dem gleichen Zeitraum, zwischen 2021 und 2025, hätten rund 4.500 Kilometer Oberleitungen ausgedient.
Fahrgäste dürften die Problematik immer wieder auch im Alltag merken: Mit zunehmender Überalterung der Oberleitungen muss auch der Bahnbetrieb angepasst werden, etwa indem die Züge langsamer fahren. Auch Störungen, die zu Ausfällen und Verspätungen führen, werden wahrscheinlicher.
Bis 2035 sollen es weitere 12.500 Kilometer sein, die ersetzt werden müssten, prognostiziert der Verband. Insgesamt steige der Ersatzbedarf bis 2045 auf rund 19.000 Kilometer. "Ein Weiter-so vergrößert den Instandhaltungsrückstand."
Trendwende bei Modernisierung des Netzes noch nicht da
Das Problem: Zwar habe der Bund im aktuellen Haushalt die finanzielle Basis für die Modernisierung der Infrastruktur gelegt. Doch wie diese Mittel konkret auf die einzelnen Gewerke verteilt werden sollen, sei unklar, kritisiert der Verband. Das erschwere die Umsetzung von Projekten. Außerdem brauche es dringend eine überjährige Finanzierung der Infrastruktur.
Hoffnung setzt die Branche auf den sogenannten Infraplan der Bundesregierung, in dem konkrete Zielvorgaben und Projekte für die Schiene definiert werden sollen. Doch wann er kommt, ist weiter offen.
Nach einem schwierigen Jahr 2024 für die Bahnindustrie zeichnete sich im ersten Halbjahr eine deutliche Verbesserung ab. Auftragseingänge und Umsatz legten deutlich zu. Vor allem das Auslandsgeschäft lief gut.
Die Auftragslage dort verdoppelte sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Auslandsumsatz stieg im selben Zeitraum um knapp ein Drittel auf 3,1 Milliarden Euro und machte rund 41 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch das Fahrzeuggeschäft verbesserte sich sowohl im In-, als auch im Ausland um insgesamt 22 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro./maa/DP/jha