Köln (ots) -
Als "Götter in Weiß" werden Ärztinnen und Ärzte zuweilen bezeichnet. Die Äußerungen des Bonner Virologen Hendrik Streeck lassen nun befürchten, dass die Mediziner gottesgleich, aber mit dem Kostenargument im Kopf, über den Sinn von Behandlungen entscheiden sollen. Erinnerungen an die jüngste Debatte über eine Triage in Pandemie-Zeiten werden wach. Dabei geht es aber diesmal nicht um eine akute Überlastung des Gesundheitssystems aus Kapazitätsgründen in Krisenzeiten.
Die Krise besteht hier in der Finanzierung der Krankenkassen. Da hat Streeck mit seinen unglücklichen Einlassungen keine gute Figur gemacht. Das Ganze ähnelt auch einer Diskussion, die der frühere Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, einst ausgelöst hatte. Er hatte die Frage aufgeworfen, ob Hochbetagte noch künstliche Hüftgelenke bekommen sollen. Ein heftiger parteiinterner Streit war die Folge, ein Zerwürfnis zwischen Mißfelder und der Senioren-Union, letztlich aber auch eine Versöhnung und die Hoffnung, künftig sachlicher über solche Themen zu sprechen.
Starre Regelungen, die Streeck mit der Vokabel der "Verbindlichkeit" in die Debatte eingebracht hat, sind kaum eine solche Versachlichung einer durchaus berechtigten Fragestellung. Auch wenn es wenig glücklich ist, dass der Bonner Professor und Abgeordnete das Beispiel seines Vaters bemüht, dessen lebenserhaltende Maßnahmen kurz vor dem Tod besonders kostspielig gewesen seien: Über die Frage, wie viel medizinische Unterstützung am konkret absehbaren Lebensende noch sinnvoll sind und welche von der Allgemeinheit bezahlt werden sollen, kann und muss man diskutieren.
Diese Debatte führt aber bitteschön jede und jeder Betroffene selbst, mit der jeweiligen Familie und natürlich mit den zuständigen Ärztinnen und Ärzten. Da geht es nicht um Kosten, sondern darum, was noch lebenswert ist und was nicht. Eine bloße Verlängerung von Leid, nur damit das Herz am Schlagen bleibt, wollen viele todgeweihte Patientinnen und Patienten ohnehin nicht. Deshalb sollten sich Hendrik Streeck und seine Kolleginnen und Kollegen in der Gesundheitspolitik lieber damit beschäftigen, wie mehr Zeit (und ja: auch Geld) in Aufklärung, Beratung und Sterbebegleitung investiert werden kann. Die religiöse Vorstellung vom Ebenbild Gottes spricht eben nicht von Medizin-Funktionären, sondern vom Menschen. Und Kostenargumente dürfen auch im hohen Alter nicht leitend für Entscheidungen über Leben und Tod sein - das wäre unselig.
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Frank Überall
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Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/70111/6158888
Als "Götter in Weiß" werden Ärztinnen und Ärzte zuweilen bezeichnet. Die Äußerungen des Bonner Virologen Hendrik Streeck lassen nun befürchten, dass die Mediziner gottesgleich, aber mit dem Kostenargument im Kopf, über den Sinn von Behandlungen entscheiden sollen. Erinnerungen an die jüngste Debatte über eine Triage in Pandemie-Zeiten werden wach. Dabei geht es aber diesmal nicht um eine akute Überlastung des Gesundheitssystems aus Kapazitätsgründen in Krisenzeiten.
Die Krise besteht hier in der Finanzierung der Krankenkassen. Da hat Streeck mit seinen unglücklichen Einlassungen keine gute Figur gemacht. Das Ganze ähnelt auch einer Diskussion, die der frühere Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, einst ausgelöst hatte. Er hatte die Frage aufgeworfen, ob Hochbetagte noch künstliche Hüftgelenke bekommen sollen. Ein heftiger parteiinterner Streit war die Folge, ein Zerwürfnis zwischen Mißfelder und der Senioren-Union, letztlich aber auch eine Versöhnung und die Hoffnung, künftig sachlicher über solche Themen zu sprechen.
Starre Regelungen, die Streeck mit der Vokabel der "Verbindlichkeit" in die Debatte eingebracht hat, sind kaum eine solche Versachlichung einer durchaus berechtigten Fragestellung. Auch wenn es wenig glücklich ist, dass der Bonner Professor und Abgeordnete das Beispiel seines Vaters bemüht, dessen lebenserhaltende Maßnahmen kurz vor dem Tod besonders kostspielig gewesen seien: Über die Frage, wie viel medizinische Unterstützung am konkret absehbaren Lebensende noch sinnvoll sind und welche von der Allgemeinheit bezahlt werden sollen, kann und muss man diskutieren.
Diese Debatte führt aber bitteschön jede und jeder Betroffene selbst, mit der jeweiligen Familie und natürlich mit den zuständigen Ärztinnen und Ärzten. Da geht es nicht um Kosten, sondern darum, was noch lebenswert ist und was nicht. Eine bloße Verlängerung von Leid, nur damit das Herz am Schlagen bleibt, wollen viele todgeweihte Patientinnen und Patienten ohnehin nicht. Deshalb sollten sich Hendrik Streeck und seine Kolleginnen und Kollegen in der Gesundheitspolitik lieber damit beschäftigen, wie mehr Zeit (und ja: auch Geld) in Aufklärung, Beratung und Sterbebegleitung investiert werden kann. Die religiöse Vorstellung vom Ebenbild Gottes spricht eben nicht von Medizin-Funktionären, sondern vom Menschen. Und Kostenargumente dürfen auch im hohen Alter nicht leitend für Entscheidungen über Leben und Tod sein - das wäre unselig.
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