
© Foto: fn Symbolbild
Die Aktie von D-Wave hat in den letzten Wochen einen heftigen Absturz erlebt. Von über 37 US-Dollar ging es zeitweise bis auf knapp unter 23 US-Dollar hinunter. Dieser Kurssturz hat viele Anleger kalt erwischt. Dabei hatte das Unternehmen erst kürzlich mit beeindruckenden Wachstumszahlen aufgewartet. Der Umsatz verdoppelte sich, große Aufträge wurden verkündet. Doch die Börse schaut mittlerweile genauer hin. Die Bewertung erscheint hoch, die Verluste sind massiv, und Insider-Verkäufe schüren zusätzliche Zweifel. Jetzt stellt sich die Frage: War das schon die Bodenbildung oder geht es noch tiefer? Technisch betrachtet könnte die Marke von 15 US-Dollar durchaus noch ins Spiel kommen. Dort verläuft eine massive horizontale Unterstützung, verstärkt durch den 200-Tage-Durchschnitt knapp darüber. Wer jetzt einsteigt, sollte auf jeden Fall gestaffelt vorgehen. Ein schneller Rebound ist möglich, aber die Risiken bleiben erheblich. Die Geschichte von D-Wave ist eine von großen Versprechen und harter Realität.
Die Zahlen und die Ernüchterung
D-Wave Quantum hat im dritten Quartal gute Zahlen gebracht. Der Umsatz verdoppelte sich auf 3,7 Millionen US-Dollar. Das klingt erst einmal nach Erfolg. Doch der Teufel steckt im Detail. Denn bei einer Marktkapitalisierung von rund 8 Milliarden US-Dollar stehen diese mageren Erlöse in einem Missverhältnis. Noch problematischer wird es beim Blick auf das Nettoergebnis. Hier wird für das laufende Geschäftsjahr ein Verlust erwartet. Im dritten Quartal allein belief sich das Minus auf 140 Millionen US-Dollar. Das sind keine Kleinigkeiten. Die Bruttomarge mag bei über 71 Prozent liegen, aber das hilft wenig, wenn die operativen Kosten explodieren. Hinzu kommt ein weiterer Dämpfer. Ein Insider verkaufte Aktien im Wert von mehr als 23 Millionen US-Dollar. Solche Signale kommen bei Anlegern nie gut an. Sie nähren Zweifel, ob das Management selbst noch an die Story glaubt. Trotz alledem gab es auch positive Nachrichten. D-Wave sicherte sich einen Großauftrag über 10 Millionen Euro aus Italien. Das ist der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte. Zudem arbeitet das Unternehmen bereits für die US-Regierung an missionskritischen Verteidigungsprojekten. Diese Referenzen zeigen, dass die Technologie durchaus ernst genommen wird. Nur der Weg zur Profitabilität bleibt steinig und lang.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht hat die D-Wave-Aktie ihre besten Tage - vorerst - hinter sich. Anfang der Woche notierte das Papier noch im Hoch bei über 31 US-Dollar. Dann kam der Absturz. Am Freitag erreichte der Kurs im Tief 22,96 Euro, bevor eine minimale Erholung einsetzte. Das war zumindest ein schwaches Lebenszeichen. Doch die übergeordnete Tendenz bleibt klar negativ. Der Wert hat seit Mitte Oktober rapide an Wert verloren. Wichtige Unterstützungszonen wurden nach unten durchbrochen. Entscheidend wird jetzt die Zone um 15 US-Dollar werden. Dort verläuft eine massive horizontale Unterstützung, die in der Vergangenheit mehrfach gehalten hat. Hinzu kommt der 200-Tage-Durchschnitt, der knapp darüber verläuft und zusätzlichen Halt bieten könnte. Sollte der Kurs diese Marke anlaufen, wäre das ein logischer Bereich für eine Gegenbewegung. Allerdings gibt es dafür keine Garantie. Die Volatilität ist extrem hoch. An manchen Tagen schwankt die Aktie um mehr als 10 Prozent. Solche Bewegungen machen deutlich, wie nervös der Markt ist. Ein Rebound erscheint möglich. Anleger sollten auf erste Stabilisierungssignale warten, bevor sie aktiv werden.

Was tun?
D-Wave Quantum bleibt eine hochspekulative Wette auf die Zukunft des Quantencomputings. Die Technologie ist faszinierend, das Potenzial theoretisch riesig. Doch die Realität sieht aktuell ernüchternd aus. Die fundamentale Situation ist schwierig. Hohe Bewertung trifft auf minimale Umsätze und gewaltige Verluste. Die jüngsten Quartalszahlen haben diese Diskrepanz noch einmal deutlich gemacht. Analysten bleiben zwar optimistisch und sehen Kursziele von bis zu 40 US-Dollar. Doch der Markt folgt dieser Einschätzung derzeit nicht. Charttechnisch ist die Lage ebenfalls angespannt. Nach dem massiven Kursrutsch könnte die Zone um 15 US-Dollar noch angelaufen werden. Dort würde sich eine gestaffelte Positionierung anbieten. Wer jetzt sofort alles auf eine Karte setzt, geht unnötige Risiken ein. Besser ist es, schrittweise einzusteigen und Rücksetzer zu nutzen. Die Insider-Verkäufe stimmen nachdenklich, ebenso die erzwungenen Warrant-Rückkäufe. Solche Maßnahmen werden vom Markt als Zeichen finanzieller Anspannung gedeutet. Auf der anderen Seite gibt es Lichtblicke. Große Aufträge, militärische Anwendungen und institutionelles Interesse zeigen, dass D-Wave nicht am Ende ist. Für langfristig orientierte Anleger könnte sich hier eine Chance bieten. Aber eben nur mit Geduld, gestaffelten Käufen und einem klaren Risikomanagement. Die Story ist nicht tot, aber sie braucht Zeit.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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