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Der Hamburger Windkraftanlagenbauer Nordex liefert aktuell auf ganzer Linie ab. Die Quartalszahlen glänzen, neue Großaufträge flattern rein und die Marge klettert kräftig nach oben.
Die Aktie hat seit Jahresanfang bereits deutlich über 100 Prozent zugelegt und notiert bei rund 27,30 Euro. Analysten wie Goldman Sachs sehen weiteres Potenzial bis 31,90 Euro. Doch bei aller Euphorie bleibt die Frage: Schafft der Titel den Sprung über die hartnäckige Widerstandszone um 28-29 Euro oder steht zunächst eine gesunde Korrektur ins Haus? Die fundamentale Stärke ist unbestritten, aber die Charttechnik zeigt erste Überhitzungszeichen. Für antizyklisch denkende Anleger könnte sich bei einem Rücksetzer in Richtung 25 Euro eine interessante Einstiegschance ergeben. Wir schauen uns an, wie sich die operative Entwicklung präsentiert, was die Auftragslage hergibt und welche Strategie jetzt sinnvoll sein könnte.
Operative Wende mit Ansage
Nordex hat im dritten Quartal 2025 eindrucksvoll bewiesen, dass die strategische Neuausrichtung Früchte trägt. Das operative Ergebnis EBITDA verdoppelte sich nahezu auf 136 Millionen Euro. Die entsprechende Marge kletterte von mageren 4,3 Prozent im Vorjahr auf solide 8,0 Prozent. Diese Entwicklung kam nicht aus heiterem Himmel. Das Management hatte bereits vor Monaten angekündigt, nur noch Aufträge mit zufriedenstellenden Margen anzunehmen. Diese Disziplin zahlt sich nun aus. Der Umsatz im dritten Quartal lag bei stabilen 1,7 Milliarden Euro. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass Nordex seine Jahresprognose für die EBITDA-Marge deutlich nach oben schraubte. Statt der ursprünglich avisierten 5,0 bis 7,0 Prozent peilt der Konzern nun 7,5 bis 8,5 Prozent an. Der Nettogewinn schoss regelrecht durch die Decke. Mit 51,7 Millionen Euro liegt er weit über den 3,9 Millionen Euro aus dem Vorjahresquartal. Diese Zahlen zeigen, dass Nordex den Turnaround nicht nur plant, sondern tatsächlich umsetzt. Die Fokussierung auf das Onshore-Geschäft erweist sich als goldrichtig. In diesem Segment kann der Hamburger Konzern seine Stärken voll ausspielen. Die Auftragsbücher füllen sich kontinuierlich und die Preise stimmen endlich wieder. Diese operative Wende ist keine Eintagsfliege, sondern das Ergebnis konsequenter strategischer Arbeit.
Auftragspipeline prall gefüllt
Die jüngsten Auftragsankündigungen unterstreichen die starke Marktposition von Nordex. In Spanien sicherte sich das Unternehmen vom langjährigen Partner SSE den Zuschlag für zwei Windparks in der Region Aragon. Insgesamt sieben Turbinen mit einer Gesamtleistung von 42 Megawatt werden dort installiert. Noch gewichtiger fällt der Deal mit dem deutschen Projektentwickler Denker & Wulf aus. Hier geht es um 25 Windenergieanlagen für mehrere Parks in Schleswig-Holstein mit einer Kapazität von 123 Megawatt. Beide Aufträge beinhalten Premium-Serviceverträge über 20 Jahre. Diese langfristigen Wartungsvereinbarungen sind Gold wert, denn sie garantieren stabile und planbare Einnahmen über zwei Jahrzehnte hinweg. Der Auftragseingang im dritten Quartal legte im Projektsegment um satte 25,7 Prozent auf 2.170 Megawatt zu. Der Gesamtauftragsbestand erreichte 14,9 Milliarden Euro. Davon entfallen 9,3 Milliarden Euro auf das Projektgeschäft und 5,6 Milliarden Euro auf den wachsenden Servicebereich. Diese Zahlen verschaffen Nordex erhebliche Planungssicherheit für die kommenden Jahre. Die geografische Streuung der Aufträge zeigt zudem, dass der Konzern in Europa fest verankert ist. Von Spanien über Deutschland bis nach Skandinavien reicht die Präsenz. Die Bundesregierung hält Berichten zufolge an ihren Ausbauzielen für Wind- und Solarenergie fest. Das schafft ein stabiles regulatorisches Umfeld, das Nordex in die Karten spielt.

Charttechnik
Die Nordex-Aktie hat eine beeindruckende Rally hinter sich. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf mehr als 140 Prozent. Aktuell notiert der Titel bei rund 27,30 Euro und damit nur knapp unter dem 52-Wochen-Hoch. Doch genau hier beginnt es heikel zu werden. Im Bereich zwischen 28 und 29 Euro hat sich historisch eine hartnäckige Widerstandszone gebildet. Mehrfach prallte der Kurs an dieser Marke ab. Die Verkäufer griffen bislang stets ein und drückten die Notierungen zurück. Aktuell liegt die Aktie deutlich über ihrer 200-Tage-Linie. Das ist ein klassisches Warnsignal für eine überhitzte Situation. Der RSI bewegt sich ebenfalls im extremen Überkauftbereich und die Luft wird dünner. Ein nachhaltiger Durchbruch über die 28-Euro-Marke würde charttechnisch grünes Licht für weitere Kursgewinne geben. Das nächste Ziel läge dann tatsächlich im Bereich von 30 bis 32 Euro. Dort sehen auch Analysten wie Goldman Sachs mit ihrem Kursziel von 31,90 Euro das mittelfristige Potenzial. Allerdings darf man die Wahrscheinlichkeit einer Konsolidierung nicht außer Acht lassen. Nach einer solchen Rally wäre ein Rücksetzer in Richtung 25 Euro durchaus gesund und normal. An dieser Marke verläuft eine wichtige Unterstützungszone. Für Anleger, die bislang noch nicht investiert sind, könnte sich genau dort eine attraktive Einstiegschance bieten. Mit einem Stopp knapp unter 24 Euro ließe sich das Risiko begrenzen, während das Kursziel bei 30 Euro und darüber ein ansprechendes Chance-Risiko-Verhältnis bietet.
Was tun?
Die fundamentale Story stimmt bei Nordex auf ganzer Linie. Die operativen Zahlen glänzen, die Marge expandiert deutlich und die Auftragspipeline ist prall gefüllt. Die strategische Neuausrichtung auf margenstarke Aufträge zahlt sich aus. Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 21 für 2026 ist die Bewertung zwar sportlich, aber angesichts der Wachstumsdynamik durchaus vertretbar. Die langfristigen Serviceverträge verschaffen dem Unternehmen Planungssicherheit und stabile Cashflows. Das regulatorische Umfeld in Europa bleibt supportiv, da die Ausbauziele für erneuerbare Energien politisch gewollt sind. Charttechnisch bewegt sich die Aktie allerdings in einer heiklen Phase. Die massive Widerstandszone zwischen oberhalb von 28 Euro hat sich in der Vergangenheit als hartnäckig erwiesen. Nach der fulminanten Rally seit Jahresanfang wäre eine Verschnaufpause nicht überraschend. Noch nicht investierte Anleger könnten Geduld beweisen und auf einen möglichen Rücksetzer in Richtung 25 Euro warten. An dieser Marke ließe sich mit einem Stopp knapp darunter bei circa 24 Euro eine Position aufbauen. Das Kursziel von 30 Euro erscheint mittelfristig realistisch.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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