
© Foto: fn Symbolbild
Die TeamViewer-Aktie steckt tief in der Krise. Trotz vollmundiger KI-Versprechen und einem neuen autonomen IT-Agenten namens "Tia" interessiert sich der Markt nicht für die Göppinger. Im Gegenteil: Die Aktie rauscht weiter nach unten und markiert ein Rekordtief nach dem anderen. Der aktuelle Kurs von knapp über 5,59 Euro lässt Anleger verzweifeln. Mehr als die Hälfte des Wertes ist in nur wenigen Monaten vernichtet worden. Was ist da los bei dem einstigen TecDAX-Hoffnungsträger? Die Antwort ist ernüchternd: Das Vertrauen ist komplett weg. Weder die KI-Offensive noch institutionelle Großinvestoren können den Absturz stoppen. Analysten senken reihenweise ihre Kursziele, und die technischen Indikatoren schreien förmlich nach weiteren Kursverlusten. Jetzt stellt sich die brisante Frage: Ist bei TeamViewer schon der Boden erreicht oder geht die Talfahrt erst richtig los?
Das Debakel nimmt kein Ende
TeamViewer wollte alles richtig machen. Der neue KI-Agent "Tia" sollte IT-Probleme künftig völlig autonom lösen, lange bevor überhaupt ein menschlicher Techniker eingreifen muss. Die Präsentation auf der Microsoft Ignite Konferenz war der große Moment. Das Management sprach von einer Revolution im IT-Support und einer fundamentalen Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Doch was passierte? Nichts. Absolut gar nichts. Der Markt reagierte eiskalt auf die vermeintliche Innovation. Statt Kursfeuerwerk gab es neue Tiefststände. Die Botschaft der Anleger ist glasklar: Niemand glaubt mehr an diese Zukunftsvision. Selbst ein Webinar zur KI-Strategie konnte die Skepsis nicht zerstreuen. Die Kluft zwischen Unternehmensambition und tatsächlicher Marktbewertung wird immer größer. Vage Versprechen reichen längst nicht mehr aus. Dabei hätte die Strategie durchaus Sinn gemacht. Weg von der Abhängigkeit des klassischen Fernwartungsgeschäfts, hin zu margenstarken KI-Diensten. Der Fokus auf lukrative Enterprise-Kunden statt auf den Massenmarkt klang vernünftig. Auch die Integration von Augmented-Reality-Anwendungen für Industriekunden hatte Potenzial. Doch die Umsetzung hinkt gewaltig hinterher. Das zeigen auch die letzten Quartalszahlen. Der Gewinn je Aktie sank auf nur noch 0,18 Euro. Zwar stieg der Umsatz auf 189 Millionen Euro, doch das ist zu wenig, um Anleger zu überzeugen. Die Margen bleiben unter Druck, und wann sich die KI-Offensive konkret in den Zahlen niederschlägt, bleibt völlig unklar. Interessant ist, dass ausgerechnet in dieser Phase institutionelle Anleger zugreifen. Der norwegische Staatsfonds hat seine Position deutlich ausgebaut. Gleichzeitig haben Leerverkäufer wie AQR Capital und Qube ihre Wetten gegen TeamViewer sogar noch erhöht. Diese Gegensätze zeigen die extreme Unsicherheit am Markt. Während die einen auf eine langfristige Erholung setzen, spekulieren die anderen auf weitere Kursrückgänge. Die Volatilität von über 60 Prozent spricht Bände über die Nervosität der Investoren.
Charttechnik
Die technische Lage der TeamViewer-Aktie ist aktuell katastrophal. Der Kurs liegt derzeit bei 5,59 Euro und damit nur minimal über dem 52-Wochen-Tief. Vom Hoch bei 13,54 Euro im Mai dieses Jahres ist die Aktie sage deutlich entfernt. Alle relevanten Unterstützungen wurden unterschritten. Der Abwärtstrend ist in allen Zeitebenen intakt. Besonders dramatisch: Der Abstand zur 200-Tage-Linie ist auch verdammt hoch. Ein derart großes Minus zeigt, wie fundamental gestört das Vertrauen ist. Der RSI notiert bei tief überverkauften 9 Punkten. Theoretisch könnte das eine technische Gegenbewegung auslösen. Doch die Erfahrung zeigt: In stark fallenden Märkten kann ein überverkaufter RSI noch lange überverkauft bleiben. Sollte die psychologisch wichtige Marke von 6 Euro nachhaltig unterschritten bleiben, dürfte der Druck weiter zunehmen. Erst Kurse deutlich unter 5 Euro könnten eine echte Bodenbildung einleiten. Anleger, die auf einen Rebound spekulieren, sollten gestaffelt einsteigen. Eine erste kleine Position um die 4,80 Euro, eine weitere um 4,50 Euro erscheint sinnvoll. Von diesem Niveau aus wäre durchaus eine technische Reaktion bis in den Bereich um 8 Euro denkbar. Doch das ist Spekulation auf hohem Risiko. Wer jetzt aktuell kauft, muss mit weiteren Verlusten rechnen.

Was tun?
Die fundamentale Lage ist schwach, die Charttechnik verheerend, und die Unternehmensnachrichten verpuffen wirkungslos. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen zwar Umsatzwachstum, doch die Gewinnentwicklung enttäuscht. Die KI-Strategie mag langfristig Potenzial haben, doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Analysten haben ihre Kursziele bereits deutlich gesenkt, und das durchschnittliche Ziel von 11,93 Euro erscheint aktuell wie eine Luftnummer. Der Markt honoriert keine Versprechen mehr, sondern will harte Fakten sehen. Die fehlen komplett. Die technische Situation lässt weitere Kursverluste erwarten. Erst wenn die Aktie deutlich unter 5 Euro fällt und dort eine Stabilisierung zeigt, könnte sich eine spekulative Position mit gestaffeltem Einstieg wie oben unter der Charttechnik beschrieben, lohnen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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