
Neue Friedenspläne setzen Rüstungsaktien unter Druck. Dazu kommt eine skeptische Analystenstimme, die den Börsenneuling TKMS auf Talfahrt schickt. Sollte die Geduld der Anleger ein Ende finden?
Die Aktie von thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) gerät an der Börse massiv ins Schlingern. Schon vor den jüngsten Nachrichten über Fortschritte bei den Friedensverhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges stand das Papier unter Druck. Nun beschleunigen die diplomatischen Signale aus Genf und eine skeptische Analystenmeinung den Abwärtstaumel.
Vertreter der USA und der Ukraine haben sich in Genf auf einen "verfeinerten Friedensrahmen" verständigt und die enormen Fortschritte in den Beratungen betont. Diese Entwicklung löst an den Börsen bei Investoren im Rüstungssektor reflexartige Verkäufe aus, da die Risikoprämie für einen anhaltenden Konflikt sinkt.

Analystenurteil verstärkt den Druck
In dieses ohnehin angespannte Marktumfeld platzt die Einschätzung des US-Analysehauses Bernstein Research. Analyst Douglas Harned beließ die Einstufung für TKMS bei "Underperform" und setzte ein Kursziel von 74,00 Euro. Auch wenn das Kursziel rechnerisch noch ein Aufwärtspotenzial bietet, sendet die "Underperform"-Einstufung ein negatives Signal. Bernstein argumentiert, dass die Aktie nach der Abspaltung bereits wie ein Gewinner behandelt worden sei, das Risiko langfristiger Profitabilität aber nicht ausreichend berücksichtigt werde.
Trotz der aktuellen Entwicklungen betonte TKMS, dass das Unternehmen mit seinem robusten Auftragsbestand und strategischen Produkten wie U-Booten und Kriegsschiffen resilient sei. Die Nachfrage bestehe auch in Friedenszeiten, da die Aufrüstungspläne Europas strukturell getragen seien und nicht nur von kurzfristigen Ukraine-Einnahmen. Der Markt sieht das allerings etwas anders aktuell.
Starke gestartet - stark nachgelassen
Die Realität an der Börse ist jedoch ernüchternd: In den letzten fünf Handelstagen hat die TKMS-Aktie rund 16,29 Prozent an Wert verloren und notiert mittlerweile rund 30 Prozent unter ihrem Allzeithoch. Die Unsicherheit am Markt ist spürbar. Während einige Marktteilnehmer dazu raten, Rüstungsaktien gegen Infrastrukturtitel und Baukonzerne zu tauschen - in der Spekulation auf einen Wiederaufbau der Ukraine -, fehlt TKMS derzeit das Momentum.

Mein Tipp: Die Aktie steht aktuell unter doppeltem Druck: geopolitische Entspannungssignale treffen auf eine kritische Analystenmeinung. Die Kursentwicklung nach dem euphorischen Börsenstart enttäuscht. Obwohl die langfristigen Fundamentaldaten des Sektors intakt bleiben dürften, ist es angesichts der akuten Korrektur und der mangelnden kurzfristigen Fantasie durch neue große Aufträge noch zu früh für einen Einstieg. Die Aktie gehört vorerst nur auf die Watchlist.

Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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