Luzern (ots) -
Der Bundesrat hat heute den ersten Bericht des nationalen Armutsmonitorings veröffentlicht. Um Armut wirksam zu bekämpfen zu können, ist diese umfassende Übersicht über das Ausmass und die Ursachen aus Sicht von Caritas zentral. Gleichzeitig weist die Caritas auf Lücken im Monitoring hin und fordert die Politik auf, griffige Massnahmen gegen Armut zu ergreifen.
"Endlich haben wir eine umfassende Übersicht wie stark Armut in der Schweiz verbreitet ist, wer besonders gefährdet ist und welche Massnahmen wirken", sagt Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik von Caritas Schweiz.
Im nationalen Armutsmonitoring fliessen Statistiken und aktuelle Forschungserkenntnisse zusammen. Es soll Bund, Kantonen und Gemeinden das nötige Wissen bereitstellen, um Armut gezielt zu bekämpfen. Caritas Schweiz hat die Erarbeitung des Monitoringberichts im Rahmen von Projektgruppen begleitet. "Das nationale Armutsmonitoring ist eine entscheidende Grundlage für eine wirkungsvollere Armutsbekämpfung", sagt Aline Masé.
Familien leben besonders oft in schwierigen finanziellen Verhältnissen
Der neue Monitoringbericht beleuchtet die unterschiedlichen Ursachen von Armut in der Schweiz und zeigt die Zusammenhänge von finanziellen und nicht-finanziellen Einschränkungen auf. Zudem wird die Armutssituation unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Haushaltstypen untersucht: So bestätigt der Bericht frühere Erkenntnisse, dass Familien im Vergleich zu Haushalten ohne Kinder besonders häufig in einer finanziell prekären Situation leben und keine Reserven haben. Für Aline Masé ist klar: "Die Schweiz muss Familien besser unterstützen, insbesondere jene mit tiefen Einkommen."
Darüber hinaus widerlegt der Bericht die verbreitete Annahme, Armut sei nur ein vorübergehendes Phänomen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen gerät im Laufe des Lebens mehrfach in soziale Notlagen. Die Vererbung von Armut ist ein reales Problem. So haben Jugendliche aus armutsbetroffenen Familien ein vielfach höheres Risiko, später selbst unter sozialen und materiellen Entbehrungen zu leben.
Kantone müssen mehr Daten liefern
Caritas Schweiz ortet auch Verbesserungspotenzial beim nationalen Armutsmonitoring. Die Datengrundlage ist nach wie vor lückenhaft. Zwar verfügen die Kantone über präzise Steuerdaten zu Einkommen und Vermögen. Diese werden dem Bund jedoch nicht in einer Form übermittelt, die es zulassen würde, diese Informationen mit Bevölkerungs-, Haushalts- oder Sozialhilfestatistiken zu verknüpfen. Das wäre nötig, um genaue Aussagen über die finanzielle Situation, den Bezug von Sozialleistungen und über die Haushaltszusammensetzung zu machen. Auch lassen sich die Daten einer Person mit der aktuellen Datengrundlage nicht über mehrere Jahre und über Kantonsgrenzen hinweg verfolgen.
"Für eine wirksame Armutspolitik braucht der Bund verlässlichere Steuerdaten von den Kantonen", bilanziert Aline Masé. Aber der aktuelle Bericht zeigt bereits sehr gut auf, wo Handlungsbedarf besteht und welche Massnahmen eine grosse Wirkung hätten. Wichtig ist, dass nun konkrete Massnahmen ergriffen werden. "Jetzt ist politischer Wille nötig, die Daten in Taten umzusetzen. Die Schweiz braucht eine Armutspolitik, die diesen Namen verdient und die Armut tatsächlich deutlich reduziert."
Zahlen und Fakten zu Armut in der Schweiz
- Über 1,3 Millionen Menschen leben in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik unter der Armutsgrenze oder knapp darüber. Das sind 15 Prozent der Bevölkerung.
- 708'000 Personen sind im engeren Sinn armutsbetroffen.
- Dazu zählen rund 100'000 armutsbetroffene Kinder.
- 336'000 Männer und Frauen sind trotz Erwerbsarbeit von Armut betroffen oder bedroht und zählen zu den Working Poor.
- Eine armutsbetroffene Einzelperson hat in der Schweiz maximal 2'315 Franken monatlich zur Verfügung, eine vierköpfige Familie mit Eltern und zwei Kindern 4'051 Franken.
Kontakt:
Livia Leykauf, Mediensprecherin Caritas Schweiz
medien@caritas.ch
076 233 45 04
Original-Content von: Caritas Schweiz / Caritas Suisse, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100000088/100936838
Der Bundesrat hat heute den ersten Bericht des nationalen Armutsmonitorings veröffentlicht. Um Armut wirksam zu bekämpfen zu können, ist diese umfassende Übersicht über das Ausmass und die Ursachen aus Sicht von Caritas zentral. Gleichzeitig weist die Caritas auf Lücken im Monitoring hin und fordert die Politik auf, griffige Massnahmen gegen Armut zu ergreifen.
"Endlich haben wir eine umfassende Übersicht wie stark Armut in der Schweiz verbreitet ist, wer besonders gefährdet ist und welche Massnahmen wirken", sagt Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik von Caritas Schweiz.
Im nationalen Armutsmonitoring fliessen Statistiken und aktuelle Forschungserkenntnisse zusammen. Es soll Bund, Kantonen und Gemeinden das nötige Wissen bereitstellen, um Armut gezielt zu bekämpfen. Caritas Schweiz hat die Erarbeitung des Monitoringberichts im Rahmen von Projektgruppen begleitet. "Das nationale Armutsmonitoring ist eine entscheidende Grundlage für eine wirkungsvollere Armutsbekämpfung", sagt Aline Masé.
Familien leben besonders oft in schwierigen finanziellen Verhältnissen
Der neue Monitoringbericht beleuchtet die unterschiedlichen Ursachen von Armut in der Schweiz und zeigt die Zusammenhänge von finanziellen und nicht-finanziellen Einschränkungen auf. Zudem wird die Armutssituation unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Haushaltstypen untersucht: So bestätigt der Bericht frühere Erkenntnisse, dass Familien im Vergleich zu Haushalten ohne Kinder besonders häufig in einer finanziell prekären Situation leben und keine Reserven haben. Für Aline Masé ist klar: "Die Schweiz muss Familien besser unterstützen, insbesondere jene mit tiefen Einkommen."
Darüber hinaus widerlegt der Bericht die verbreitete Annahme, Armut sei nur ein vorübergehendes Phänomen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen gerät im Laufe des Lebens mehrfach in soziale Notlagen. Die Vererbung von Armut ist ein reales Problem. So haben Jugendliche aus armutsbetroffenen Familien ein vielfach höheres Risiko, später selbst unter sozialen und materiellen Entbehrungen zu leben.
Kantone müssen mehr Daten liefern
Caritas Schweiz ortet auch Verbesserungspotenzial beim nationalen Armutsmonitoring. Die Datengrundlage ist nach wie vor lückenhaft. Zwar verfügen die Kantone über präzise Steuerdaten zu Einkommen und Vermögen. Diese werden dem Bund jedoch nicht in einer Form übermittelt, die es zulassen würde, diese Informationen mit Bevölkerungs-, Haushalts- oder Sozialhilfestatistiken zu verknüpfen. Das wäre nötig, um genaue Aussagen über die finanzielle Situation, den Bezug von Sozialleistungen und über die Haushaltszusammensetzung zu machen. Auch lassen sich die Daten einer Person mit der aktuellen Datengrundlage nicht über mehrere Jahre und über Kantonsgrenzen hinweg verfolgen.
"Für eine wirksame Armutspolitik braucht der Bund verlässlichere Steuerdaten von den Kantonen", bilanziert Aline Masé. Aber der aktuelle Bericht zeigt bereits sehr gut auf, wo Handlungsbedarf besteht und welche Massnahmen eine grosse Wirkung hätten. Wichtig ist, dass nun konkrete Massnahmen ergriffen werden. "Jetzt ist politischer Wille nötig, die Daten in Taten umzusetzen. Die Schweiz braucht eine Armutspolitik, die diesen Namen verdient und die Armut tatsächlich deutlich reduziert."
Zahlen und Fakten zu Armut in der Schweiz
- Über 1,3 Millionen Menschen leben in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik unter der Armutsgrenze oder knapp darüber. Das sind 15 Prozent der Bevölkerung.
- 708'000 Personen sind im engeren Sinn armutsbetroffen.
- Dazu zählen rund 100'000 armutsbetroffene Kinder.
- 336'000 Männer und Frauen sind trotz Erwerbsarbeit von Armut betroffen oder bedroht und zählen zu den Working Poor.
- Eine armutsbetroffene Einzelperson hat in der Schweiz maximal 2'315 Franken monatlich zur Verfügung, eine vierköpfige Familie mit Eltern und zwei Kindern 4'051 Franken.
Kontakt:
Livia Leykauf, Mediensprecherin Caritas Schweiz
medien@caritas.ch
076 233 45 04
Original-Content von: Caritas Schweiz / Caritas Suisse, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100000088/100936838
© 2025 news aktuell-CH