DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Produktion steigt im Oktober stärker als erwartet
Die Produktion im verarbeitenden Sektor Deutschlands ist im Oktober deutlich stärker als erwartet gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhte sie sich gegenüber dem Vormonat um 1,8 Prozent und lag um 0,8 (September: minus 1,4) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Zuwachs von nur 0,3 Prozent prognostiziert. Der vorläufig für September gemeldete Produktionsanstieg von 1,3 Prozent wurde auf 1,1 Prozent revidiert. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich von August bis Oktober war die Produktion um 1,5 Prozent niedriger als in den drei Monaten zuvor.
Deutsche Industrie hat Talsohle durchschritten
Der abermalige Anstieg der Produktion im Oktober ist nach Aussagen von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ein Anhaltspunkt dafür, dass die deutsche Industrie die Talsohle durchschritten hat. "Die Industrieaufträge sind nun zwei Monate in Folge gestiegen, die Lagerbestände haben sich etwas verringert und die Kapazitätsauslastung hat begonnen, sich zu drehen", schreibt er in einem Kommentar. Der Bundestag habe den Haushalt für 2026 erst vor wenigen Wochen verabschiedet und die angekündigten fiskalischen Impulse würden sich allmählich entfalten.
Deutsche Produktion im Oktober über 3Q-Niveau
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen findet es positiv, dass die Produktion im produzierenden Gewerbe Deutschlands im Oktober um 1,2 Prozent höher war als im Durchschnitt des dritten Quartals. "Damit besteht eine gute Chance, dass die Industrie im vierten Quartal zumindest das Wachstum nicht gebremst hat und für die Gesamtwirtschaft für die letzten drei Monate des Jahres sogar ein leichtes Plus zu Buche stehen wird", schreibt er in einem Kommentar.
Sentix-Index für Deutschland sinkt im Dezember
Die Wachstumserwartungen von Investoren für Deutschland sind im Dezember gesunken. Der von dem Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindex für Deutschland fiel auf minus 22,7 (November: minus 20,4) Punkte, wobei der Lageindex auf minus 41,8 (minus 38,3) Punkte nachgab und der Erwartungsindex auf minus 1,3 (minus 0,5) Punkte. "Mit minus 41,8 Punkten liegen die Lagewerte wieder so tief wie im Februar 2025. Bei Erwartungswerten von minus 1,3 Punkten ist auch kaum mit einem zeitnahen Aufschwung zu rechnen", schreibt Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Schnabel sieht Aufwärtsrisiken für Inflation
EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht weiterhin ein überwiegendes Risiko, dass die Inflation im Euroraum höher als von den Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet ausfallen könnte. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg verwies sie darauf, dass das Lohnwachstum langsamer als prognostiziert zurückgehe und die Inflation im Dienstleistungssektor ebenfalls. Zudem sei die Inflation bei Lebensmitteln erhöht, was die Inflationserwartungen der Haushalte beeinflusse. Schnabel sagte außerdem, dass sie bereit stehe, Christine Lagarde 2027 als Präsidentin der EZB abzulösen.
Kazimir: Keine EZB-Zinssenkung im Dezember
EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir hat eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) in der nächsten Woche ausgeschlossen. "Auf keinen Fall im Dezember, danach werden wir sehen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Er sehe keinen Anlass, in den nächsten Monaten zu handeln. Der Slowake betrachtet die Risiken für die Inflationsentwicklung demnach als ausgewogen und findet es wichtiger als bisher, die Aufwärtsrisiken zu beachten. "Die Kerninflation ist etwas stärker und die Lohnmäßigung ist etwas langsamer", sagte er und fügte mit Blick auf den Zinskurs hinzu: "Wir müssen geduldig sein und brauchen mehr Klarheit."
EZB sieht sich weiter gut positioniert
UBS-Analysten erwarten, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) in der nächsten Woche beschließen wird, den Leitzins bei 2,00 Prozent zu belassen. Sie nehmen außerdem an, dass der Rat die Einschätzung bekräftigen wird, auf diesem Zinsniveau "gut positioniert" zu sein. "Eine zentrale kommunikative Herausforderung für (EZB-Präsidentin) Christine Lagarde in der Pressekonferenz könnte die Interpretation der neuen makroökonomischen Projektionen sein, die unseres Erachtens für die Jahre 2026 und 2027 eine Inflation von unter 2 Prozent ausweisen werden", schreiben sie in ihrem Ausblick auf den 18. Dezember.
EZB bestätigt Leitzins - Inflationsprognose 2028 bei 2 Prozent
Analysten von HSBC erwarten, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am nächsten Donnerstag beschließen wird, den Leitzins bei 2,00 Prozent zu belassen - "weil die Inflation im vierten Quartal bisher leicht nach oben überrascht hat, das Lohnwachstum hoch bleibt und das Wachstum weiterhin robust ist", wie sie in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung am 17./18. Dezember schreiben. Die im September veröffentlichten Stabsprojektionen für 2026 und 2027 beinhalteten Inflationsprognosen von unter 2 Prozent, und die HSBC-Experten erwarten trotz niedrigerer Energiepreise keine größeren Abwärtsrevisionen.
DJG/DJN/apo
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December 08, 2025 07:30 ET (12:30 GMT)
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