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Ein US-Gericht beendet die monatelange Unsicherheit rund um die gescheiterte Yeezy-Partnerschaft. Die Sammelklage gegen Adidas wurde abgewiesen. Die Aktie reagiert zunächst erleichtert, doch dann folgt der Rückschlag.
Der Kurs notiert weiter in der Nähe der Jahrestiefs. Trotz Rekordquartal und angehobener Prognose scheinen die Anleger nicht überzeugt. Der US-Markt schwächelt, Zölle belasten, und die charttechnische Lage bleibt angespannt. Die Frage ist nun: Kann der juristische Befreiungsschlag den Turnaround beschleunigen? Oder überwiegen die operativen Risiken weiterhin? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Adidas die Trendwende schafft oder weiter abrutscht. Parallel zur Gerichtsentscheidung setzt der Konzern auf neue Produktlinien und limitierte Kollaborationen. Das Ziel ist klar: Die Marke soll wieder glänzen.
Juristische Erleichterung nach monatelangem Druck
Am 3. Dezember bestätigte das neunte US-Berufungsgericht in San Francisco die Abweisung der Sammelklage gegen Adidas. Aktionäre hatten dem Management vorgeworfen, Risiken im Zusammenhang mit Rapper Kanye West verschwiegen zu haben. Die Richter sahen das anders. Ein vernünftiger Investor müsse wissen, dass Partnerschaften mit Prominenten immer Risiken bergen. Die Yeezy-Kooperation hatte 2021 noch 1,5 Milliarden Euro Umsatz gebracht. Nach der Trennung im Oktober 2022 verkaufte Adidas die Restbestände bis Ende 2024. Ein Teil der Erlöse ging an Organisationen gegen Antisemitismus. Mit dem Urteil ist ein schwieriges Kapitel juristisch geschlossen. Der Fokus kann sich jetzt wieder auf das operative Geschäft richten. Gleichzeitig kündigte Adidas am 5. Dezember zwei neue Kollaborationen an. Die Arte x Adidas Spring/Summer 2026 Kollektion und der CLOT x BAPE Superstar sollen die Marke im Lifestyle-Segment stärken. Zusätzlich steht der Relaunch des Modells Palma am 12. Dezember bevor. Auch der neue Predator-Fußballschuh wurde vorgestellt. Stars wie Jude Bellingham und Alessia Russo tragen ihn bereits. Diese Produktoffensiven zeigen: Adidas will verlorenes Terrain zurückerobern.
Rekordquartal mit Schönheitsfehlern
Das dritte Quartal 2025 brachte den höchsten Quartalsumsatz in der Unternehmensgeschichte. Mit 6,63 Milliarden Euro legte Adidas währungsbereinigt um 12 Prozent zu. Die Bruttomarge erreichte 51,8 Prozent, die operative Marge 11,1 Prozent. CEO Bjorn Gulden hob daraufhin die Jahresprognose an. Das operative Ergebnis soll nun rund 2 Milliarden Euro erreichen, das Umsatzwachstum etwa 9 Prozent betragen. Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich Schwächen. Während Europa und China zweistellig wuchsen, enttäuschte Nordamerika mit nur 8 Prozent Plus. Gulden macht Zollunsicherheiten und aggressive Rabattschlachten im US-Einzelhandel dafür verantwortlich. Die Händler ordern zurückhaltend. Durch US-Zölle erwartet Adidas 2025 eine Belastung von 120 Millionen Euro. Ursprünglich waren über 200 Millionen Euro befürchtet worden. Preisanpassungen und Umstellungen in der Lieferkette dämmten den Schaden ein. Der Kultschuh Samba kostet in den USA jetzt 100 statt 90 Dollar. Bei günstigeren Produkten blieben die Preise stabil. Ein riskanter Spagat zwischen Marge und Marktanteilen.

Charttechnik
Der aktuelle Kurs von rund 164 Euro liegt deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von 263,80 Euro aus dem Februar. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von etwa 30 Prozent zu Buche. Der 200-Tage-Durchschnitt bei 192,58 Euro ist noch weit entfernt. Die Unterstützung um 150 Euro hält bisher, doch die Nervosität ist spürbar. Zuletzt bildete sich im Chart ein klassisches Verkaufssignal. Die Verteidigung der Marke um 160 Euro könnte den Weg für eine Erholung in Richtung 170 Euro ebnen. Ein Rückfall unter das Jahrestief bei knapp 150 Euro würde dagegen weiteres Abwärtspotenzial eröffnen. Die Analysten bleiben optimistisch. Das durchschnittliche Kursziel liegt zwischen um die 230 Euro. J.P. Morgan sieht sogar 238 Euro als realistisch an. RBC Capital Markets senkte das Kursziel zwar von 210 auf 190 Euro, bestätigte aber das Rating Outperform. Die Begründung: reduzierte Margenprognosen für 2027.
Was tun?
Adidas hat wichtige Fortschritte gemacht. Der juristische Erfolg beendet die Unsicherheit aus der Yeezy-Ära. Die Rekordquartalszahlen zeigen, dass der Turnaround unter Bjorn Gulden greift. Die angehobene Jahresprognose unterstreicht das. Doch die Schwäche im wichtigen US-Markt und die charttechnische Anspannung dämpfen die Euphorie. Die neuen Produktlinien und Kollaborationen könnten mittelfristig Impulse setzen. Kurzfristig bleibt die Aktie anfällig für Rückschläge. Die Unterstützung bei 150 Euro ist entscheidend. Ein Ausbruch über 170 Euro wäre ein positives Signal. Für konservative Anleger empfiehlt sich Geduld. Wer bereits investiert ist, sollte die Marke von 150 Euro im Auge behalten. Neueinsteiger warten besser auf eine stabilere Chartlage oder nutzen Schwächephasen für schrittweise Käufe. Die fundamentalen Aussichten sind solide, doch der Weg nach oben bleibt steinig.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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