Berlin (ots) -
Der AOK-Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) wollen mit ihrem "Arzneimittel-Kompass 2025" beleuchten, ob "die hohen Preise für Medikamente in Deutschland fair" sind. Diese Frage macht eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema kaum möglich. Das ist alles andere als fair gegenüber den Menschen in der Bundesrepublik, findet Pharma Fakten-Redakteurin Alina Massari: https://ots.de/bCb8VV.
Was ist ein "fairer" Preis für eine Innovation, für ein Gut? Seit Aristoteles, mindestens seit dem Mittelalter ("justum pretium") diskutieren Menschen darüber - immer wieder. Weit gekommen ist man damit nicht: Das Konzept habe sich "in der Wirtschaftshistorie weder als überzeugend noch als praktikabel herausgestellt. Es gelang nicht, ein allgemein anerkanntes Maß für den gerechten Preis zu finden" - das schrieb Han Steutel, Präsident beim Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), bereits 2021 in einem Kapitel für den damaligen "Arzneimittel-Kompass". Man könnte mit Blick auf die Geschichte also meinen, dass die Diskussionen von heute anders geführt werden als im Mittelalter.
Wird heute - gerade vor dem Hintergrund steigender Krankenkassenbeiträge - gefragt, ob die "hohen Preise" wohl "fair" seien, dann weckt das vor allem eines: Emotionen. Und so wird ein komplexes Thema, für das es politische Lösungen auf struktureller, systemischer Ebene braucht (Wie stabilisieren wir die GKV-Finanzen und gewährleisten gleichzeitig eine innovative Gesundheitsversorgung?), reduziert auf eine Frage der individuellen Empfindung. Schuldzuweisung inklusive: Schließlich bedeutet das, dass die Preise, die pharmazeutische Unternehmer:innen für ihre Präparate verlangen, womöglich "unfair" seien. Wäre nicht mehr Sachlichkeit in der Debatte angebracht? Die GKV steckt in einer ausgewachsenen Finanzkrise - es geht um nichts weniger als unserer aller medizinischer Versorgung, jetzt und in Zukunft.
Arzneimittelpreise: Worauf es wirklich ankommt
Für eine bestmögliche Versorgung braucht es eine finanziell stabile GKV - und zugleich Rahmenbedingungen, die Innovationen ermöglichen und medizinischen Fortschritt zulassen. Arzneimittelpreise erfüllen dabei wichtige Funktionen. Mit ihnen lassen sich die Forschungsschwerpunkte der Unternehmen an gesellschaftlichen Bedürfnissen ausrichten. Kann eine Firma für ein neues Präparat, das den Patient:innen einen Mehrwert bringt, einen höheren Preis verhandeln als für bereits verfügbare Medikamente? Wenn ja, dann ist das ein Signal an alle Investor:innen: Deutschland will mehr solcher Innovationen, die die Gesundheit der Menschen verbessern.
Deshalb ist es sinnvoll, Preise nicht nach subjektiven Empfindungen von "fair" oder "unfair" zu beurteilen, sondern nach dem Wert bzw. Nutzen eines Medikaments - für die einzelnen Menschen und für die Versichertengemeinschaft insgesamt. Letztlich schließt das Überlegungen zu Fairness und Gerechtigkeit ein. Wollen wir als Gesellschaft, dass auch Menschen mit sehr seltenen Erkrankungen am medizinischen Fortschritt teilhaben können? Dann braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, die Forschung in diesem besonders herausfordernden Bereich fördern und Innovationen honorieren.
Innovative Arzneimittel für Gesundheit, Gesellschaft, Wirtschaft
Der AOK-Bundesverband und das WIdO sehen jedoch einen Trend, "bei dem immer mehr Geld für immer weniger Versorgung aufgewendet wird." Mal davon abgesehen, dass wir das auf Pharma-Fakten.de (https://pharma-fakten.de/news/arzneimittelausgaben-mal-wieder-ein-rekord/) schon oft widerlegt haben - es fehlt eine entscheidende Tatsache: Eine reine Betrachtung von Mengen und Kosten - etwa über Packungspreise, Verordnungszahlen oder Tagesdosen - bildet nicht mal annähernd den Mehrwert ab, den innovative Arzneimittel schaffen.
Der für den vfa vom Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos erarbeitete "InnovationsRadar" zeigt: Arzneimittelinnovationen führen "zu einem Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität. Patientinnen und Patienten verbleiben länger im Berufsleben, sind arbeitsfähig und insgesamt leistungsfähiger." Folgeerkrankungen und Krankenhausaufenthalte können vermieden werden. Den Ausgaben für die Therapien stehen - neben einem Mehr an Gesundheit für die Patient:innen - Einsparungen für das System an anderer Stelle gegenüber. Eines von vielen Beispielen: 1997 waren 42 Prozent aller erwerbsfähigen Menschen mit rheumatoider Arthritis erwerbstätig. Heute sind es 68 Prozent (Stand 2023) - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Wertschöpfung der Volkswirtschaft.
Trotz all der medizinischen Fortschritte: Der Anteil der patentgeschützten Arzneimittel an den Gesamtausgaben der GKV liegt relativ stabil bei rund sieben Prozent - nach Abzug von Mehrwertsteuer und Distribution (Apotheken, Großhandel). Doch spätestens seitdem das von Gesundheitsministerin Nina Warken geplante GKV-Sparpaket durch den Bundesrat on hold gesetzt worden ist, werden die Forderungen wieder laut, die Pharmaindustrie zu belangen.
Bei Arzneimitteln sparen: Diskussionen von gestern
Es sind Diskussionen von gestern: nicht nur, weil die Branche schon heute einen jährlichen Sparbeitrag von rund 25 Milliarden Euro für die GKV leistet; nicht nur, weil es Studien gibt (https://pharma-fakten.de/news/gkv-spargesetz-so-teuer-kann-sparen-sein/), wonach jeder Euro, der gesetzgeberisch im Arzneimittelbereich gestrichen wird, Einkommensverluste und Minderinvestitionen in Höhe von bis zu drei Euro zur Folge hat; nicht nur, weil Spargesetze Innovation in der Zukunft kosten (https://pharma-fakten.de/news/arzneimittel-der-preis-der-preisregulierung/); und nicht nur, weil inzwischen klar sein sollte, wie wichtig eine starke forschende Pharmaindustrie als eine der wenigen noch wachsenden Branchen für Deutschland ist.
Es sind auch deshalb Diskussionen von gestern, weil sie geopolitische Realitäten ausblenden. Die USA sind der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Pharmaindustrie. Zugleich versucht die Regierung um Donald Trump, mehr Produktion ins eigene Land zu holen und US-Medikamentenpreise zu senken bzw. an die Preise anderer Länder zu koppeln. Der globale Wettbewerb um Investitionen ist härter denn je. Es gäbe wohl kaum einen schlechteren Zeitpunkt, um in Deutschland pauschal die Arzneimittelpreise weiter zu drücken. Wer das tut und Investitionsbedingungen verschlechtert, riskiert, dass zunehmend Produktionsketten, Wertschöpfung, Innovationen abwandern.
Das Vereinigte Königreich (UK) geht einen anderen Weg: Nachdem es zuvor aus Sicht pharmazeutischer Unternehmen an Attraktivität für Investitionen in Forschung und Entwicklung verloren hatte, hat es einen Deal mit Trump geschlossen: Zollfreiheit für Arzneimittel aus UK, die in die USA exportiert werden; im Gegenzug soll der Inselstaat mehr Geld als bisher in neue Medikamente investieren. Die UK-Regierung will so laut eigenen Angaben "sowohl die Patient:innen als auch die Industrien im Vereinigten Königreich unterstützen".
Deutschland: Gesundheitssystem fit machen
Derweil spielt die geopolitische Dimension in der deutschen GKV-Debatte kaum eine Rolle. Ob die Arzneimittelpreise hierzulande "fair" sind? Das ist, als würden sich Sportreporter:innen nach einem Spiel bei den Fußballer:innen erkundigen, ob sie das Endergebnis "fair" finden: Die Antworten würden wohl sehr emotional und unterschiedlich ausfallen, je nach Team, je nach Blickwinkel. Die Frage ist falsch gestellt: Fairness zeigt sich nicht im Ergebnis, sondern im Weg dorthin. Wenn eine Mannschaft sich an die vom Schiedsrichter kontrollierten Regeln hält, ist das Fair Play.
Die Bürger:innen in Deutschland machen sich berechtigterweise Sorgen um ihre Krankenkassenbeiträge. So zu tun, als wäre die Lösung simpel und eindimensional: Wäre nicht gerade das ein grobes Foulspiel - also unfair? Denn Tatsache ist: Das ad-hoc-artige Drehen an der Preisschraube von Arzneimitteln je nach Kassenlage hat potenzielle Folgen, die kaum jemand überblicken kann. Da geht es um die Qualität der Gesundheitsversorgung, um Abhängigkeiten von Ländern wie den USA oder China, es geht darum, inwiefern die Bundesrepublik attraktiv für Investitionen in Forschung, Innovation, Produktion bleibt und ob es gelingt, die Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Die Menschen im Land haben es verdient, dass all das nicht unter den Tisch fällt. Und sie haben ein finanziell stabiles GKV-System verdient, das Gesundheit, Innovation und Wohlstand schafft - alles in einem. Möglich ist das: Lösungsansätze liegen seit Jahren auf dem Tisch - von der Auslagerung versicherungsfremder Leistungen, über bessere Prävention, bis hin zur umfassenden Digitalisierung. Es ist längst überfällig, dass die Politik den Mut zu echten Strukturreformen im Gesundheitswesen findet: Nichts weniger hat die Regierung per Koalitionsvertrag versprochen.
https://ots.de/cCNKUm
Weitere News, Interviews und Grafiken rund um Gesundheitspolitik: https://pharma-fakten.de/schlagworte/schlagwort/gesundheitspolitik/
GKV: Wenn auch das Sparen nicht klappt
Weil der Bundesrat in Sachen GKV-Sparpaket den Vermittlungsausschuss angerufen hat, ist die Ratlosigkeit groß - viel Zeit bleibt vor Weihnachten nicht mehr, um die Budgetlöcher der gesetzlichen Krankenkassen wenigstens oberflächlich zu kaschieren. Nun werden wieder Forderungen laut, die Pharmaindustrie zu belangen. Die leistet aber längst hohe zweistellige Milliardensummen, um die GKV zu entlasten. Ein Kommentar von Florian Martius.
https://pharma-fakten.de/kommentare/gkv-wenn-auch-das-sparen-nicht-klappt/
Gesundheit ist kritische Infrastruktur - doch Deutschland redet zu wenig darüber
Neben Sektoren wie Ernährung oder Energie nennt das "Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik" auch Gesundheit als kritische Infrastruktur: Gibt es hier Ausfälle oder Beeinträchtigungen hätte das dramatische Folgen für das staatliche Gemeinwesen. Ist es da nicht verwunderlich, wie selten Ausgaben im Gesundheitssystem als Investition in die Zukunftsfähigkeit Deutschlands diskutiert werden? Und wie wenig Innovation als Treiber für Wohlstand und nationale Sicherheit im Fokus steht? Es ist an der Zeit, das Thema zu einer gesamtgesellschaftlichen Priorität zu machen. Alles andere wäre fahrlässig. Ein Kommentar von Alina Massari.
https://ots.de/zfNxLX
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Der AOK-Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) wollen mit ihrem "Arzneimittel-Kompass 2025" beleuchten, ob "die hohen Preise für Medikamente in Deutschland fair" sind. Diese Frage macht eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema kaum möglich. Das ist alles andere als fair gegenüber den Menschen in der Bundesrepublik, findet Pharma Fakten-Redakteurin Alina Massari: https://ots.de/bCb8VV.
Was ist ein "fairer" Preis für eine Innovation, für ein Gut? Seit Aristoteles, mindestens seit dem Mittelalter ("justum pretium") diskutieren Menschen darüber - immer wieder. Weit gekommen ist man damit nicht: Das Konzept habe sich "in der Wirtschaftshistorie weder als überzeugend noch als praktikabel herausgestellt. Es gelang nicht, ein allgemein anerkanntes Maß für den gerechten Preis zu finden" - das schrieb Han Steutel, Präsident beim Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), bereits 2021 in einem Kapitel für den damaligen "Arzneimittel-Kompass". Man könnte mit Blick auf die Geschichte also meinen, dass die Diskussionen von heute anders geführt werden als im Mittelalter.
Wird heute - gerade vor dem Hintergrund steigender Krankenkassenbeiträge - gefragt, ob die "hohen Preise" wohl "fair" seien, dann weckt das vor allem eines: Emotionen. Und so wird ein komplexes Thema, für das es politische Lösungen auf struktureller, systemischer Ebene braucht (Wie stabilisieren wir die GKV-Finanzen und gewährleisten gleichzeitig eine innovative Gesundheitsversorgung?), reduziert auf eine Frage der individuellen Empfindung. Schuldzuweisung inklusive: Schließlich bedeutet das, dass die Preise, die pharmazeutische Unternehmer:innen für ihre Präparate verlangen, womöglich "unfair" seien. Wäre nicht mehr Sachlichkeit in der Debatte angebracht? Die GKV steckt in einer ausgewachsenen Finanzkrise - es geht um nichts weniger als unserer aller medizinischer Versorgung, jetzt und in Zukunft.
Arzneimittelpreise: Worauf es wirklich ankommt
Für eine bestmögliche Versorgung braucht es eine finanziell stabile GKV - und zugleich Rahmenbedingungen, die Innovationen ermöglichen und medizinischen Fortschritt zulassen. Arzneimittelpreise erfüllen dabei wichtige Funktionen. Mit ihnen lassen sich die Forschungsschwerpunkte der Unternehmen an gesellschaftlichen Bedürfnissen ausrichten. Kann eine Firma für ein neues Präparat, das den Patient:innen einen Mehrwert bringt, einen höheren Preis verhandeln als für bereits verfügbare Medikamente? Wenn ja, dann ist das ein Signal an alle Investor:innen: Deutschland will mehr solcher Innovationen, die die Gesundheit der Menschen verbessern.
Deshalb ist es sinnvoll, Preise nicht nach subjektiven Empfindungen von "fair" oder "unfair" zu beurteilen, sondern nach dem Wert bzw. Nutzen eines Medikaments - für die einzelnen Menschen und für die Versichertengemeinschaft insgesamt. Letztlich schließt das Überlegungen zu Fairness und Gerechtigkeit ein. Wollen wir als Gesellschaft, dass auch Menschen mit sehr seltenen Erkrankungen am medizinischen Fortschritt teilhaben können? Dann braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, die Forschung in diesem besonders herausfordernden Bereich fördern und Innovationen honorieren.
Innovative Arzneimittel für Gesundheit, Gesellschaft, Wirtschaft
Der AOK-Bundesverband und das WIdO sehen jedoch einen Trend, "bei dem immer mehr Geld für immer weniger Versorgung aufgewendet wird." Mal davon abgesehen, dass wir das auf Pharma-Fakten.de (https://pharma-fakten.de/news/arzneimittelausgaben-mal-wieder-ein-rekord/) schon oft widerlegt haben - es fehlt eine entscheidende Tatsache: Eine reine Betrachtung von Mengen und Kosten - etwa über Packungspreise, Verordnungszahlen oder Tagesdosen - bildet nicht mal annähernd den Mehrwert ab, den innovative Arzneimittel schaffen.
Der für den vfa vom Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos erarbeitete "InnovationsRadar" zeigt: Arzneimittelinnovationen führen "zu einem Gewinn an Lebenszeit und Lebensqualität. Patientinnen und Patienten verbleiben länger im Berufsleben, sind arbeitsfähig und insgesamt leistungsfähiger." Folgeerkrankungen und Krankenhausaufenthalte können vermieden werden. Den Ausgaben für die Therapien stehen - neben einem Mehr an Gesundheit für die Patient:innen - Einsparungen für das System an anderer Stelle gegenüber. Eines von vielen Beispielen: 1997 waren 42 Prozent aller erwerbsfähigen Menschen mit rheumatoider Arthritis erwerbstätig. Heute sind es 68 Prozent (Stand 2023) - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Wertschöpfung der Volkswirtschaft.
Trotz all der medizinischen Fortschritte: Der Anteil der patentgeschützten Arzneimittel an den Gesamtausgaben der GKV liegt relativ stabil bei rund sieben Prozent - nach Abzug von Mehrwertsteuer und Distribution (Apotheken, Großhandel). Doch spätestens seitdem das von Gesundheitsministerin Nina Warken geplante GKV-Sparpaket durch den Bundesrat on hold gesetzt worden ist, werden die Forderungen wieder laut, die Pharmaindustrie zu belangen.
Bei Arzneimitteln sparen: Diskussionen von gestern
Es sind Diskussionen von gestern: nicht nur, weil die Branche schon heute einen jährlichen Sparbeitrag von rund 25 Milliarden Euro für die GKV leistet; nicht nur, weil es Studien gibt (https://pharma-fakten.de/news/gkv-spargesetz-so-teuer-kann-sparen-sein/), wonach jeder Euro, der gesetzgeberisch im Arzneimittelbereich gestrichen wird, Einkommensverluste und Minderinvestitionen in Höhe von bis zu drei Euro zur Folge hat; nicht nur, weil Spargesetze Innovation in der Zukunft kosten (https://pharma-fakten.de/news/arzneimittel-der-preis-der-preisregulierung/); und nicht nur, weil inzwischen klar sein sollte, wie wichtig eine starke forschende Pharmaindustrie als eine der wenigen noch wachsenden Branchen für Deutschland ist.
Es sind auch deshalb Diskussionen von gestern, weil sie geopolitische Realitäten ausblenden. Die USA sind der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Pharmaindustrie. Zugleich versucht die Regierung um Donald Trump, mehr Produktion ins eigene Land zu holen und US-Medikamentenpreise zu senken bzw. an die Preise anderer Länder zu koppeln. Der globale Wettbewerb um Investitionen ist härter denn je. Es gäbe wohl kaum einen schlechteren Zeitpunkt, um in Deutschland pauschal die Arzneimittelpreise weiter zu drücken. Wer das tut und Investitionsbedingungen verschlechtert, riskiert, dass zunehmend Produktionsketten, Wertschöpfung, Innovationen abwandern.
Das Vereinigte Königreich (UK) geht einen anderen Weg: Nachdem es zuvor aus Sicht pharmazeutischer Unternehmen an Attraktivität für Investitionen in Forschung und Entwicklung verloren hatte, hat es einen Deal mit Trump geschlossen: Zollfreiheit für Arzneimittel aus UK, die in die USA exportiert werden; im Gegenzug soll der Inselstaat mehr Geld als bisher in neue Medikamente investieren. Die UK-Regierung will so laut eigenen Angaben "sowohl die Patient:innen als auch die Industrien im Vereinigten Königreich unterstützen".
Deutschland: Gesundheitssystem fit machen
Derweil spielt die geopolitische Dimension in der deutschen GKV-Debatte kaum eine Rolle. Ob die Arzneimittelpreise hierzulande "fair" sind? Das ist, als würden sich Sportreporter:innen nach einem Spiel bei den Fußballer:innen erkundigen, ob sie das Endergebnis "fair" finden: Die Antworten würden wohl sehr emotional und unterschiedlich ausfallen, je nach Team, je nach Blickwinkel. Die Frage ist falsch gestellt: Fairness zeigt sich nicht im Ergebnis, sondern im Weg dorthin. Wenn eine Mannschaft sich an die vom Schiedsrichter kontrollierten Regeln hält, ist das Fair Play.
Die Bürger:innen in Deutschland machen sich berechtigterweise Sorgen um ihre Krankenkassenbeiträge. So zu tun, als wäre die Lösung simpel und eindimensional: Wäre nicht gerade das ein grobes Foulspiel - also unfair? Denn Tatsache ist: Das ad-hoc-artige Drehen an der Preisschraube von Arzneimitteln je nach Kassenlage hat potenzielle Folgen, die kaum jemand überblicken kann. Da geht es um die Qualität der Gesundheitsversorgung, um Abhängigkeiten von Ländern wie den USA oder China, es geht darum, inwiefern die Bundesrepublik attraktiv für Investitionen in Forschung, Innovation, Produktion bleibt und ob es gelingt, die Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Die Menschen im Land haben es verdient, dass all das nicht unter den Tisch fällt. Und sie haben ein finanziell stabiles GKV-System verdient, das Gesundheit, Innovation und Wohlstand schafft - alles in einem. Möglich ist das: Lösungsansätze liegen seit Jahren auf dem Tisch - von der Auslagerung versicherungsfremder Leistungen, über bessere Prävention, bis hin zur umfassenden Digitalisierung. Es ist längst überfällig, dass die Politik den Mut zu echten Strukturreformen im Gesundheitswesen findet: Nichts weniger hat die Regierung per Koalitionsvertrag versprochen.
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GKV: Wenn auch das Sparen nicht klappt
Weil der Bundesrat in Sachen GKV-Sparpaket den Vermittlungsausschuss angerufen hat, ist die Ratlosigkeit groß - viel Zeit bleibt vor Weihnachten nicht mehr, um die Budgetlöcher der gesetzlichen Krankenkassen wenigstens oberflächlich zu kaschieren. Nun werden wieder Forderungen laut, die Pharmaindustrie zu belangen. Die leistet aber längst hohe zweistellige Milliardensummen, um die GKV zu entlasten. Ein Kommentar von Florian Martius.
https://pharma-fakten.de/kommentare/gkv-wenn-auch-das-sparen-nicht-klappt/
Gesundheit ist kritische Infrastruktur - doch Deutschland redet zu wenig darüber
Neben Sektoren wie Ernährung oder Energie nennt das "Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik" auch Gesundheit als kritische Infrastruktur: Gibt es hier Ausfälle oder Beeinträchtigungen hätte das dramatische Folgen für das staatliche Gemeinwesen. Ist es da nicht verwunderlich, wie selten Ausgaben im Gesundheitssystem als Investition in die Zukunftsfähigkeit Deutschlands diskutiert werden? Und wie wenig Innovation als Treiber für Wohlstand und nationale Sicherheit im Fokus steht? Es ist an der Zeit, das Thema zu einer gesamtgesellschaftlichen Priorität zu machen. Alles andere wäre fahrlässig. Ein Kommentar von Alina Massari.
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