Servus und moin, moin allerseits aus München! Heute widmen wir uns einem Phänomen, das vielen ESG-Experten zunächst wie eine Fata Morgana erschien: Die Europäische Kommission will tatsächlich Bürokratie abbauen! Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Institution, die uns in den letzten Jahren mit CSRD, CSDDD, SFDR und anderen Abkürzungen beglückt hat, macht jetzt einen Rückzieher. Oder besser gesagt: einen Vereinfachungszieher.
Was steckt hinter dem Omnibus-Paket?
Das Wort "Omnibus" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "für alle". Im EU-Kontext heißt das: Man packt verschiedene Regulierungsänderungen in ein großes Paket und hofft, dass dadurch alles einfacher wird. Seit Februar 2025 hat die Kommission bereits sechs solcher Omnibus-Pakete vorgelegt, und das mit einem ehrgeizigen Ziel: Die administrative Belastung soll bis 2029 um 25 Prozent für alle Unternehmen und um 35 Prozent für KMUs reduziert werden.
Omnibus I: Die Nachhaltigkeitsreform
Das erste und für uns Nachhaltigkeitsexperten wichtigste Paket betrifft die CSRD und die CSDDD. Die vorgeschlagenen Änderungen haben es durchaus in sich:
Bei der CSRD wurde der berühmte "Stop-the-Clock"-Mechanismus eingeführt. Unternehmen der zweiten und dritten Welle erhalten eine zweijährige Verschiebung ihrer Berichtspflichten. Statt ab 2026 müssen sie nun erst ab 2028 berichten. Das ist so, als würde Ihr Zahnarzt sagen: "Die Wurzelbehandlung verschieben wir um zwei Jahre - dann tut es nicht weniger weh, aber Sie haben länger Zeit, sich mental darauf vorzubereiten."
Noch interessanter wird es beim Anwendungsbereich: Künftig sollen nur noch Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern und 450 Millionen Euro Nettoumsatz unter die CSRD -Berichtspflicht fallen. Kleinere Unternehmen können freiwillig berichten - was in etwa so verlockend klingt wie freiwillige Überstunden am Freitagnachmittag.
Die ESRS, jene europäischen Nachhaltigkeitsstandards, die bereits für Kopfschmerzen bei den Berichterstattern sorgten, sollen vereinfacht werden. Wie genau, darüber wurde lange (bis gestern!) verhandelt. Jetzt fehlt nur noch ein Schritt, dann haben wir Gewissheit.
Die weiteren Omnibus-Pakete: Ein bunter Strauß
Omnibus II beschäftigt sich mit Investitionsvereinfachungen und soll Unternehmen helfen, leichter an EU-Fördergelder zu kommen. Omnibus III nimmt sich die Gemeinsame Agrarpolitik vor und verspricht Landwirten eine Ersparnis von 1,58 Milliarden Euro an Verwaltungskosten. Omnibus IV kümmert sich um mittlere Unternehmen und Digitalisierung, Omnibus V um Verteidigung, und Omnibus VI um die Chemieindustrie.
Im November 2025 kam dann noch der Digital Omnibus hinzu, der GDPR, AI Act, Data Act und weitere digitale Regularien vereinfachen soll. Hier zeigt sich das grundlegende Muster: Man will die Compliance-Kosten senken, ohne die eigentlichen Ziele der Regulierung aufzugeben. Das ist wie Diät machen, während man weiterhin täglich Schokolade isst - theoretisch möglich, praktisch herausfordernd.
Die große Frage: Wird es wirklich einfacher?
Große Konzerne mit umfangreichen Compliance-Abteilungen werden aufatmen. Kleinere Unternehmen, die ohnehin nicht in den Anwendungsbereich fallen, profitieren nur indirekt. Und diejenigen, die gerade begonnen haben, ihre Prozesse auf die neuen Anforderungen auszurichten, müssen nun möglicherweise umdenken. Es ist ein bisschen wie bei einem Gesellschaftsspiel, bei dem die Regeln geändert werden, nachdem die ersten Spieler bereits ihre Strategie festgelegt haben.
Besonders pikant: Während der Anwendungsbereich für viele Unternehmen eingeschränkt wird, bleiben die grundlegenden Verpflichtungen für die verbleibenden Firmen bestehen. Die EU verfolgt damit eine klassische Strategie: Konzentration auf die großen Player mit der größten Umweltwirkung. Das macht durchaus Sinn, führt aber auch zu einer gewissen Zweiklassengesellschaft in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Fazit: Evolution statt Revolution
Die Omnibus-Pakete sind keine regulatorische Revolution, sondern vielmehr eine Evolution. Die EU reagiert auf berechtigte Kritik aus der Wirtschaft, dass die Nachhaltigkeitsregulierung zu komplex, zu umfangreich und zu schnell eingeführt wurde. Die Reaktion ist pragmatisch: Man verschiebt Fristen, erhöht Schwellenwerte und vereinfacht Standards.
Ob das ausreicht, um Europa im globalen Wettbewerb wettbewerbsfähiger zu machen, bleibt abzuwarten. Die Kommission verspricht Einsparungen in Milliardenhöhe, doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Und Details gibt es bei EU-Regulierung bekanntlich reichlich.
In diesem Sinne: Bewahren Sie sich Ihren Humor im Regulierungsdschungel und bleiben Sie nachhaltig gesund!
Ihr Dr. Bernd Spendig
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