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BRÜSSEL/ERFURT (dpa-AFX) - Deutschland darf den Aufbau von zwei Chipfabriken mit staatlichen Beihilfen in Höhe von 623 Millionen Euro unterstützen. Die EU-Kommission genehmigte das Vorhaben für die Projekte in Dresden und Erfurt, wie die Brüsseler Behörde mitteilte.
Die Erfurter Firma X-FAB bekommt 128 Millionen Euro für eine neue Anlage in Erfurt. Die Fabrik soll sich auf sogenannte mikroelektromechanische Systeme (MEMS) konzentrieren, die etwa in der Automobilindustrie, bei Künstlicher Intelligenz und in der Medizintechnik zum Einsatz kommen. Der kommerzielle Betrieb soll nach den Angaben aus Brüssel 2029 starten.
Entscheidung von X-FAB 2026 erwartet
Nach Einschätzung von Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) ist damit eine wichtige Hürde für eine Realisierung des Projekts genommen. Angesichts der überragenden technologischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Vorhabens von X-FAB seien Bund und Land bereit, das Projekt zu unterstützen. Das Thüringer Wirtschaftsministerium habe entsprechende Vorsorge im Haushaltsentwurf getroffen.
Die Halbleiterfertigung sei eine Schlüsseltechnologie, bei der Deutschland und Europa weiter aufholen müssten. Aus diesem Grund begleite die Landesregierung das X-FAB-Projekt bereits seit einiger Zeit intensiv und hoffe nun auf eine Realisierung, so die Ministerin.
14 Halbleiterfirmen in Thüringen
Nach eigenen Angaben plant X-FAB in Erfurt den Ausbau seiner Produktionskapazitäten. Dabei gehe es um Chips, die unter anderem in Smartphones, Fahrzeugen, Medizinprodukten eingesetzt werden.
Nach ihren Informationen werde X-FAB seine Entscheidung im ersten Quartal 2026 treffen, sagte Boos-John. Aktuell seien in Thüringen insgesamt 14 Unternehmen ansässig, die direkt im Bereich der Halbleiterfertigung agieren.
In Sachsen soll das Unternehmen Globalfoundries von Hilfen in Höhe von 495 Millionen Euro für die Erweiterung seines Standorts in Dresden profitieren. Dort sollen Halbleiter für die Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und kritische Infrastruktur hergestellt werden.
EU-Kommission: Vorhaben sind wegweisend
Die EU-Kommission bewertet beide Vorhaben als wegweisend für Europa. Ziel sei es, die Abhängigkeit von Halbleiterproduktion außerhalb Europas zu verringern und die Widerstandsfähigkeit der europäischen Lieferketten zu stärken. Derzeit ist Europa stark von Importen vor allem aus Asien abhängig. Beide Unternehmen verpflichteten sich, im Krisenfall vorrangige Aufträge anzunehmen.
"Schlüsseltechnologien wieder stärker selbst beherrschen"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach mit Blick auf die Genehmigung der EU-Kommission von einer geopolitischen Entscheidung für Europas Zukunft. "Wir wollen und wir werden Schlüsseltechnologien wieder stärker selbst beherrschen", so der CDU-Politiker. Der Ausbau der Halbleiterfertigung in Dresden sei ein strategischer Baustein, um Abhängigkeiten gegenüber Asien und den USA zu reduzieren.
In der EU gelten strenge Regeln, wenn ein Staat heimische Unternehmen mit Finanzspritzen unterstützen möchte. Damit soll verhindert werden, dass beispielsweise ein finanzstarkes Land wie Deutschland seinen Firmen einen unverhältnismäßigen Vorteil verschafft und so etwa Konkurrenz aus dem Markt gedrängt wird. Deswegen müssen Vorhaben wie das nun genehmigte von der EU-Kommission geprüft und freigegeben werden./mjm/DP/men