
© Foto: fn Symbolbild
Die Aktie von Siemens Energy hat in diesem Jahr eine beispiellose Rally hingelegt. Ein fettes dreistelliges prozentuales Plus steht zu Buche, ein Rekordhoch jagt das nächste. Doch hinter diesem Anstieg lauern Gefahren, die viele Anleger übersehen. Der Chart zeigt mehrfache negative Divergenzen im RSI - ein klassisches Warnsignal für eine überhitzte Aktie. Was aktuell wie ein Selbstläufer aussieht, könnte schon bald in eine schmerzhafte Korrektur münden. Die Parallelen zu anderen Hype-Aktien wie Palantir sind nicht zu übersehen. Dort platzte die Blase, nachdem die technischen Indikatoren ähnliche Warnsignale sendeten. Bei Siemens Energy läuft die Maschine noch auf Hochtouren, getrieben von positivem Momentum und guten Nachrichten des Konkurrenten GE Vernova. Doch die Frage ist nicht ob, sondern wann die Korrektur kommt. Vielleicht erreicht die Aktie noch 130 oder 140 Euro, aber danach dürfte eine Bewegung zurück Richtung 100 Euro notwendig werden. Eine solche Korrektur wäre nicht dramatisch, sondern gesund. Denn Bäume wachsen bekanntlich nicht unbegrenzt in den Himmel.
Euphorie nach GE Vernova-Zahlen treibt Kurs auf Rekordniveau
Die jüngste Kursexplosion bei Siemens Energy wurde durch den US-Konkurrenten GE Vernova ausgelöst. Dessen Investorentag brachte starke Signale. Eine Verdopplung der Dividende, ein Aktienrückkauf über 10 Milliarden Dollar und ambitionierte Margenziele bis 2028 sorgten für Begeisterung. Siemens Energy profitierte als direkter Wettbewerber sofort davon. Die Analysten überschlugen sich mit positiven Kommentaren. Die Bank of America sieht weiteres Potenzial bei den Margen, Goldman Sachs verweist auf einen Bewertungsabstand zwischen beiden Unternehmen, der sich verringern könnte. Das klingt alles sehr gut auf den ersten Blick. Doch die Euphorie verschleiert die Tatsache, dass Siemens Energy selbst noch erhebliche Probleme hat. Die Windsparte Siemens Gamesa bleibt eine Belastung. Der aktivistische US-Hedgefonds Ananym Capital fordert mittlerweile eine Abspaltung oder einen Verkauf des Windgeschäfts. Die Begründung ist einleuchtend. Solange die Windsparte die starken Bereiche wie Gas, Stromnetze und Energieinfrastruktur ausbremst, bleibt der wahre Wert von Siemens Energy verborgen.
Fundamental bleibt die Windsparte ein Klotz am Bein
Siemens Energy verspricht zwar, dass das Windgeschäft 2026 wieder in die Gewinnzone zurückkehren soll. Doch solche Turnaround-Versprechen haben Anleger schon oft gehört. Die Realität sieht anders aus. Gamesa kämpft weiterhin mit Qualitätsproblemen und einer angespannten Kostenstruktur. Während andere Sparten des Konzerns vom globalen Ausbau der Stromnetze und der steigenden Nachfrage nach Gaskapazitäten für KI-Rechenzentren profitieren, zieht die Windsparte den Gesamtkonzern nach unten.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht zeigt die Siemens-Energy-Aktie mehrere besorgniserregende Muster. Der Relative-Stärke-Index hat wiederholt negative Divergenzen ausgebildet. Das bedeutet, dass die Aktie zwar neue Höchststände erreicht, die Dynamik dahinter aber nachlässt. Ein solches Muster ist oft ein Vorbote für eine bevorstehende Korrektur. Die Parallelen zu einem anderen Highflyer, Palantir, sind frappierend. Auch dort gab es vor dem Platzen der Überhitzung ähnliche Signale. Die Aktie wurde von purem Momentum getragen, fundamentale Bewertungen spielten keine Rolle mehr. Bei Siemens Energy ist es nicht anders. Der Kurs hat sich in wenigen Montagen vervielfacht. Das Jahresplus ist beeindruckend, aber auch gefährlich. Viele Anleger steigen jetzt noch ein, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen - der FOMO-Effekt. Doch genau diese Gier ist ein typisches Merkmal von Übertreibungen am Markt. Möglicherweise läuft die Aktie noch bis 130 oder 140 Euro, getragen von der aktuellen Euphorie. Doch danach dürfte eine Korrektur in Richtung 100 Euro folgen. Das wäre keine Katastrophe, sondern eine gesunde Bewegung zurück auf ein vernünftiges Bewertungsniveau. Bäume wachsen nun mal nicht unbegrenzt in den Himmel. Wer jetzt noch kauft, sollte sich dessen bewusst sein.

Was tun?
Für Anleger, die bereits investiert sind, lautet die klare Empfehlung: Gewinne absichern oder mitnehmen. Die fundamentale Lage von Siemens Energy ist nach wie gemischt. Die Windsparte bleibt ein massiver Belastungsfaktor, der die positive Entwicklung der anderen Geschäftsbereiche teilweise überlagert. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen zwar Fortschritte, aber die operativen Verluste bei Gamesa sind nicht vom Tisch. Charttechnisch mehren sich die Warnsignale. Die negativen Divergenzen im RSI sind ein deutliches Indiz für eine nachlassende Kaufkraft. Die Euphorie nach den GE-Vernova-Nachrichten könnte sich schnell in Ernüchterung verwandeln, sobald die ersten Anleger ihre Positionen glattstellen. Auch die Analystenbewertungen sind mittlerweile gemischt. Während die Deutsche Bank weiterhin auf "Buy" mit Kursziel 135 Euro setzt, stuft Citigroup die Aktie neutral ein. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 111 Euro, deutlich unter dem aktuellen Niveau. Fundamental ist die Aktie inzwischen nicht mehr günstig bewertet. Wer jetzt noch einsteigt, spekuliert auf weitere Kursgewinne aus reinem Momentum heraus. Das kann gut gehen, muss es aber nicht. Eine Korrektur zurück auf 100 Euro wäre nichts Ungewöhnliches und würde die Bewertung wieder auf ein gesünderes Niveau bringen. Daher gilt: Gewinne sichern, Stopp-Loss nachziehen und nicht der Gier verfallen. Die Party könnte bald vorbei sein.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.



