BERLIN (dpa-AFX) - Der Vorschlag, das Renteneintrittsalter von der Zahl der Beitragsjahre abhängig zu machen, spaltet die Deutschen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das Magazin "Stern" und RTL-Deutschland sprach sich die Hälfte der Befragten für den Vorschlag des Wirtschaftsprofessors Jens Südekum aus, 48 Prozent waren dagegen. Zwei Prozent machten demnach keine Angaben. Befragt wurden für die repräsentative Erhebung rund 1.000 Menschen am 11. und 12. Dezember.
Deutsche mit Abitur oder Studium lehnen eine Kopplung an die Beitragsjahre mehrheitlich (51 Prozent) ab, 46 Prozent finden sie demnach sinnvoll. In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sind 63 Prozent gegen den Vorschlag.
Unter den Bürgern mit Hauptschulabschluss fände dagegen eine Mehrheit (56 Prozent) eine Bindung des Renteneintrittsalters an die Beitragsjahre sinnvoll, 42 Prozent sind dagegen. In Ostdeutschland liegt die Zustimmung bei 58 Prozent.
Aufgeschlüsselt nach Parteipräferenz sprachen sich mehrheitlich Wähler von CDU/CSU (56 Prozent) und AfD (54 Prozent) für eine entsprechende Reform aus. Gegen eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Beitragsjahre waren laut der Umfrage überwiegend Anhänger von SPD und Grünen (je 53 Prozent) sowie der Linken (55 Prozent).
Wirtschaftswissenschaftler für Mindestanzahl von Beitragsjahren
In der Debatte über eine Rentenreform hatte Südekum zuvor der "Bild" gesagt: "Die Lebensarbeitszeit ist eine Stellschraube, an die wir ranmüssen, um die gesetzliche Rente zu sichern". Eine Rente mit 70 für alle sei falsch. "Besser ist es, den Renteneintritt nicht an eine starre Alterszahl zu koppeln, sondern an eine Mindestanzahl von Beitragsjahren."
Weiter sagte er: "Akademiker zahlen deutlich später in die Rentenkasse ein als jemand, der mit 16 oder 18 Jahren eine Lehre beginnt und dann durcharbeitet. Den Rentenbeginn an die Beitragsjahre zu binden, ist gerechter." Südekum ist persönlicher Berater von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD).
Stand jetzt steigt das Rentenalter bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre. Wer 45 Beitragsjahre vorweisen kann, darf früher in den Ruhestand gehen.
Nach monatelangen Diskussionen hatte der Bundestag vor gut einer Woche für das Rentenpaket gestimmt, es muss noch den Bundesrat passieren. Streit gab es unter anderem in der Frage nach der Stabilisierung des Rentenniveaus. Noch vor Weihnachten soll eine Rentenkommission eingesetzt werden. Bis Mitte 2026 sollen Vorschläge vorliegen - die dann rasch in ein Gesetzgebungsverfahren münden sollen./gma/DP/zb