Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG:
Die jüngsten Signale aus Washington zeigen deutlicher denn je, wie eng sich Teile der US-Republikaner mit Europas Rechtspopulisten verflechten - und wie Donald Trump diese Allianz nicht nur duldet, sondern strategisch vorantreibt. Während US-republikanische Politiker in Deutschland die AfD hofieren, nutzt Trump nahezu jede Bühne, um Europa frontal anzugreifen. Seine Grußbotschaften an AfD-Funktionäre, die demonstrative Nähe zu Elon Musks Netzwerk X und die laute Empörung über die EU-Strafe gegen die Plattform stehen sinnbildlich für eine Entwicklung, die viele europäische Politiker inzwischen als fundamentalen Bruch mit transatlantischen Werten bewerten. Es geht längst nicht mehr um unterschiedliche Positionen - es geht um ein mögliches strategisches Zerwürfnis, das die Grundarchitektur der westlichen Allianz infrage stellt.
Trump verfolgt dabei ein bemerkenswert klares Narrativ: Europa sei "schwach", "verfallen", ein "decaying continent". Diese Wortwahl ist kein Ausrutscher eines impulsiven Politikers, sondern ein bewusst eingesetztes rhetorisches Instrument. Sie soll Europa delegitimieren und die öffentliche Wahrnehmung verschieben - weg vom Bild einer Partnerregion, hin zum Bild eines dysfunktionalen Gegenspielers. Dass sich Trump ausgerechnet per Videobotschaft bei einem Wahlkampfauftritt der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel zuschaltet, ist deshalb mehr als Symbolpolitik. Es ist eine offene Kampfansage an das politische Zentrum Europas. Für die AfD, die sich seit Jahren an Russland und zunehmend an US-Hardliner-Kreise anlehnt, ist diese Geste ein willkommenes Instrument der Selbstaufwertung.
Gleichzeitig baut Trumps Umfeld, fast unbemerkt von der breiten ...
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