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Der DAX-Konzern Vonovia steckt wieder, bzw. immer noch in der Krise. Die Aktie des Wohnungsunternehmens ist auf ein neues Jahrestief gefallen. Seit Jahresbeginn haben die Papiere deutlich an Wert verloren. Dabei sehen die Geschäftszahlen auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus. Doch die Anleger fliehen trotzdem. Der Grund liegt woanders.
Die Zinswende, auf die viele gehofft hatten, kommt nicht. Im Gegenteil. Die Debatte über mögliche Zinserhöhungen der EZB macht wieder die Runde. Für Vonovia und andere Immobilienaktien ist das Gift. Charttechnisch wird es jetzt richtig brenzlig. Die wichtige Unterstützung bei 24 Euro ist bereits durchbrochen worden. Der Weg nach unten scheint frei. Nur der überverkaufte RSI-Indikator könnte noch eine kurze Verschnaufpause bringen.
Operative Zahlen können den Kursverfall nicht stoppen
Eigentlich läuft das Geschäft bei Vonovia besser als erwartet. Im dritten Quartal stieg das bereinigte EBITDA im Kerngeschäft auf 1,85 Milliarden Euro. Der operative Cashflow legte sogar um mehr als ein Viertel zu. Die Leerstandsquote blieb mit 2,2 Prozent stabil auf niedrigem Niveau. Das organische Mietwachstum erreichte solide 4,2 Prozent. Das Unternehmen hat zudem eine Investitionsoffensive angekündigt. Bis 2028 will Vonovia jährlich bis zu zwei Milliarden Euro in energetische Modernisierung stecken. Bis 2045 soll der gesamte Gebäudebestand klimaneutral werden. Das klingt nach einem klaren Plan. Doch die Börse interessiert das alles momentan wenig. Die Aktie fällt trotzdem. Der Markt schaut nicht auf die operativen Zahlen. Er schaut auf die Zinsen. Und die bleiben hartnäckig hoch. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind zuletzt wieder auf 4,17 Prozent gestiegen. Das macht die Refinanzierung für Vonovia teurer.

Charttechnik
Die charttechnische Situation bei Vonovia ist unschön. Die Aktie notiert nur minimal über dem 52-Wochen-Tief. Zeitweise ist das Papier zuletzt sogar unter 24 Euro gefallen. Die psychologisch wichtige Marke von 24 Euro ist damit bereits durchbrochen worden. Der 50er und auch der 200er SMA liegen deutlich über dem aktuellen Kurs. Das sind klassische Zeichen für einen etablierten Abwärtstrend. Die nächste Unterstützung liegt erst bei 22 Euro. Wird auch diese gebrochen, öffnet sich der Weg in Richtung 20 Euro. Das wäre ein weiterer Verlust von fast 20 Prozent vom aktuellen Niveau aus. Ein kleiner Lichtblick könnte der RSI-Indikator sein. Mit einem Wert von rund 26 befindet sich die Aktie im überverkauften Bereich. Das könnte kurzfristig für eine technische Gegenbewegung sorgen. Solche Erholungen sind in starken Abwärtstrends aber meist nur von kurzer Dauer. Der übergeordnete Trend zeigt klar nach unten. Erst ein nachhaltiger Anstieg über 27 Euro würde das Chartbild wieder aufhellen. Davon ist die Aktie aber aktuell deutlich entfernt.
Analysten optimistisch, aber die Realität….
Unterschiedlicher kann es kaum sein. Auf der einen Seite die Analysteneinschätzungen und auf der anderen die Kursentwicklung. GS empfiehlt die Aktie zum Kauf mit einem Kursziel von 37 Euro. Berenberg sieht sogar Potenzial bis 41 Euro. J.P. Morgan stuft das Papier mit Übergewichten ein und hat es auf die Positive Catalyst Watch gesetzt. Im Durchschnitt liegt der Analystenkonsens bei 35,10 Euro. Das wäre ein Plus von übe 40 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs. Die Experten argumentieren mit der soliden operativen Entwicklung und der Marktführerschaft in Europa. Doch die Praxis zeigt ein anderes Bild. Die Aktie verliert seit Monaten an Wert. Seit Jahresbeginn steht ein deutliches Minus. Das Zinsumfeld dominiert alles. Solange hier keine Entspannung eintritt, werden auch gute Quartalszahlen die Aktie nicht nach oben treiben.
Was tun?
Die Vonovia-Aktie befindet sich in einem klaren Abwärtstrend. Charttechnisch ist die Situation angespannt. Die wichtige Marke von 24 Euro ist bereits kurzfristig durchbrochen worden. Der Weg in Richtung 20 Euro scheint bei weiterem Druck frei zu sein. Zwar könnte der überverkaufte RSI-Indikator kurzfristig eine technische Gegenbewegung auslösen, doch solche Erholungen sind in starken Abwärtstrends meist nur von kurzer Dauer. Das fundamentale Umfeld bleibt schwierig. Die operativen Zahlen mögen solide sein, doch das hohe Zinsniveau macht dem Unternehmen zu schaffen. Die geplante Investitionsoffensive wird unter diesen Bedingungen schwer umzusetzen sein. Hinzu kommt die Unsicherheit über die weitere Zinspolitik der EZB. Sollten die Zinsen nicht sinken oder sogar steigen, wäre das ein weiterer Belastungsfaktor. Anleger sollte erst wieder einsteigen, wenn sich die Zinssituation nachhaltig entspannt und die charttechnische Situation stabilisiert hat. Bis dahin überwiegen die Risiken die Chancen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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