FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Befreiungsschlag des Dax in der alten Woche deutet sich am deutschen Aktienmarkt kurz vor Weihnachten ein guter Abschluss eines starken Jahres an. Angetrieben von den Boom-Themen Künstliche Intelligenz und Rüstung hat der deutsche Leitindex 2025 bislang mehr als ein Fünftel an Wert gewonnen.
Rückenwind für den Gesamtmarkt kam zuletzt auch wieder vermehrt durch Aktien, mit denen Anleger von einer Belebung der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr sowie vom Wiederaufbau der Ukraine nach einem erhofften diplomatischen Ende des russischen Angriffskrieges gegen das Land profitieren wollen.
Profiteure einer Erholung der deutschen Konjunktur - auch durch massiv steigende staatliche Investitionen - wären etwa IT-Unternehmen, die veraltete Technik in Behörden erneuern und auch von einer anziehenden Nachfrage kleiner und mittelständischer Unternehmen profitieren würden. Auch die Baubranche würde profitieren, sowie Banken, die viele Projekte finanzieren.
Dabei kommen der Öffentlichen Hand sowie Unternehmen weiterhin die eher niedrigen Zinsen zugute, mit denen die Eurozone in das mit Konjunkturhoffnungen verbundene Jahr 2026 geht. Zum vierten Mal hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen jüngst nicht angetastet, der für Sparer und Banken relevante Einlagenzins bleibt bei 2,0 Prozent.
Dies sowie positive Konjunktursignale aus den USA halfen dem Dax, die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten doch noch zu verteidigen. So stieg in den USA die Arbeitslosenquote überraschend auf 4,6 Prozent, doch die Beschäftigungszuwächse blieben im Rahmen der neuen politischen Verhältnisse solide, wie Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, erklärt. Schließlich begrenze die veränderte Zuwanderungspolitik der US-Regierung das Arbeitsangebot, was nachhaltige Stellenzuwächse erschwere.
"Sowohl Aktien- als auch Anleihemärkte interpretierten die Zahlen als Bestätigung der guten Verfassung, in der sich die US-Wirtschaft befindet. Rückenwind für die Finanzmärkte gaben auch die überraschend schwachen US-Verbraucherpreise, was der US-Notenbank theoretisch Spielraum für weitere Zinssenkungen eröffnet", so Kater. Erst vor wenigen Tagen hatte die Fed den Leitzins gesenkt, 2026 dürften weitere Schritte folgen.
Für größere frische Impulse für die Finanzmärkte müssen sich die Anleger am Aktienmarkt aber eventuell noch bis ins neue Jahr hinein gedulden. So zeichnet sich in den Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine trotz intensivierter diplomatischer Beziehungen weiterhin kein Durchbruch ab. Stattdessen poltert der russische Präsident Wladimir Putin weiter gegen die Ukraine und deren Unterstützer aus der EU.
Im Auge behalten sollten Anleger auch den von den USA losgetretenen Konflikt mit dem Ölstaat Venezuela als mögliches Störfeuer. So hat die US-Regierung mittlerweile in der Karibik Militär zusammengezogen, darunter das größte Kriegsschiff der Welt. Zunächst argumentierte US-Präsident Donald Trump mit dem Kampf gegen Drogenschmuggel, inzwischen ist allerdings klar, dass es um die Ölvorkommen des Landes geht. Denn mittlerweile ordnete Trump die Blockade aller sanktionierter Öltanker auf dem Weg von und nach Venezuela an. Er begründete dies damit, das südamerikanische Land habe Öl, Land und andere Vermögenswerte von den USA gestohlen - diese müssten zurückgegeben werden. So hatte Venezuela Anfang der 2000er-Jahre Ölfelder verstaatlicht - betroffen waren auch US-Firmen.
Abseits des Weltgeschehens gibt es zum Start in die mit nur zwei Handelstagen kurze Weihnachtswoche zahlreiche Wechsel in der Dax-Familie. In den MDax werden die Börsenneulinge Aumovio und TKMS aufgenommen, während Gerresheimer und Hellofresh in den Nebenwerteindex SDax absteigen.
Neben dem Pharma-Verpackungshersteller Gerresheimer und dem Kochboxenanbieter Hellofresh werden dann noch der Prothesenhersteller Ottobock, das Spielwarenunternehmen Tonies, der Biokraftstoff-Hersteller Verbio und PSI Software im SDax enthalten sein.
Verlassen müssen den SDax LPKF, Stratec, Thyssenkrupp Nucera, Formycon, Procredit und Amadeus Fire . Im Leitindex Dax gibt es keine Änderungen./mis/ajx/nas
Von Michael Schilling, dpa-AFX