E-Autos, Verbrenner, Hybride?
Automobil-Aktien und die Entwicklungen bei Zollkrieg, Zinsen & Antriebstechnologie
Der Anstieg der US-Automobilaktien in den letzten Wochen lässt sich vor allem durch eine Kombination aus makroökonomischen Erwartungen, politischen Signalen und unternehmensspezifischen Faktoren erklären. Zunächst haben sich die Sorgen vor neuen oder verschärften Importzöllen deutlich abgeschwächt. Die US-Regierung hat zuletzt weniger konfrontative Töne angeschlagen, was das Risiko höherer Produktionskosten und gestörter Lieferketten reduziert hat. Hinzu kommt die Erwartung sinkender oder zumindest stabiler Zinsen. Da der Autokauf stark kreditfinanziert ist, verbessern niedrigere Finanzierungskosten die Nachfrageaussichten und damit die Gewinnperspektiven der Hersteller. Diese Zinshoffnungen haben den gesamten zyklischen Sektor unterstützt. Auf Unternehmensebene zeigen mehrere Hersteller robustere Margen als noch vor einigen Monaten angenommen. Preiserhöhungen, Kostendisziplin und ein stabileres Absatzniveau haben dazu geführt, dass Gewinnschätzungen teilweise nach oben angepasst wurden. Zudem hat die starke Kursentwicklung einzelner Schwergewichte, insbesondere Tesla, den Sektor insgesamt mit nach oben gezogen, da viele Investoren Autoaktien als zusammenhängendes Marktsegment betrachten. Insgesamt handelt es sich weniger um einen einzelnen Auslöser als um eine Stimmungsverbesserung: geringere politische Risiken, bessere Finanzierungsbedingungen und solidere Fundamentaldaten haben die Attraktivität von US-Autoaktien kurzfristig deutlich erhöht. Ein zusätzlicher, oft nur indirekt genannter Faktor ist das faktische Ende des politisch forcierten Verbrenner-Aus in Europa. Die zunehmende Aufweichung der EU-Vorgaben, die Diskussion über E-Fuels und der erkennbare politische Widerstand gegen ein starres Verbot ab 2035 haben die Erwartungen an den globalen Automarkt verändert. Für US-Hersteller, die nach Europa exportieren, bedeutet das mehr strategische Flexibilität, geringeren Investitionsdruck in margenschwache Elektromobilität und bessere Absatzchancen für profitable Verbrennermodelle. Auch wenn der Effekt eher ein Nebeneffekt ist, dürfte er zur Neubewertung der langfristigen Ertragskraft beigetragen und damit die jüngste Kursentwicklung zusätzlich unterstützt haben.
Tesla Inc. (TSLA) - ISIN US88160R1014

Die Aktie des Elektroautopioniers zeige im Halbjahresvergleich einen Zuwachs von über 46 Prozent und erreichte im Wochenverlauf ein neues Allzeithoch erreicht. Die Fortschritte beim Autonomen Fahren könnten weitere Impulse für die Kursentwicklung liefern. Nach den rückläufigen Ergebniszahlen im Jahr 2024 verfehlte das Unternehmen auch in diesem Jahr in allen Quartalen die Erwartungen und wird wohl auch für das Gesamtjahr erneut einen Gewinnrückgang melden.
Toyota Motor Corporation - ISIN US8923313071

Die Aktie des nach Stückzahlen größten Automobilherstellers der Welt befindet sich ebenfalls in einem Aufwärtstrend mit auffälligen Gap Ups. Im Chartbild sehen wir ein Kursplus von über 29 Prozent. Die fundamentalen Zahlen haben sich auf hohem Niveau stabilisiert. Die Japaner profitieren von der Zolleinigung mit der US-Administration. Im Gegensatz zu den meisten anderen Autobauern hält Toyota an der Wasserstofftechnologie fest.
General Motors Company (GM) - ISIN US37045V1008

Das Kursplus der Aktie liegt bei rund 71 Prozent. Aufgrund des starken Anstiegs nach den letzten Earnings und des weiten Abstands zum 50er-EMA scheint allerdings eine Korrektur überfällig. Das Analysehaus Wedbush hob in den vergangenen Tagen das Kursziel an, weil es GM sowohl bei E-Autos als auch bei Verbrennern gut aufgestellt sieht. Tatsächlich könnte sich nach den rückläufigen 2024er-Zahlen für das laufende Jahr ein Rekordergebnis in puncto Gewinn pro Aktie einstellen.
Ford Motor Company (F) - ISIN US3453708600

Hier liegt das Kursplus bei 29 Prozent in einem intakten Aufwärtstrend. Mit dem Überschreiten der letzten Tageskerze nach dem Rücksetzer vom Pivot-Hoch sahen wir bereits am Freitag ein Kaufsignal bei der Ford-Aktie. Für einen Long-Einstieg könnte es aber auch am morgigen Montag noch passen. Der Konzern aus Dearborn, Michigan, will sein Angebot im Bereich Elektromobilität reduzieren, weil das Geschäft mit diesen deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Man will sich nun auf kleine E-Autos, Verbrenner und Hybride konzentrieren.
Rivian Automotive Inc. (RIVN) - ISIN US76954A1034

Besonderes Momentum zeigte die Aktie des E-Automobilherstellers Rivian in den vergangenen Tagen, die erheblich zum Halbjahresplus von circa 65 Prozent beitrugen. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Irvine hat vielversprechende Projekte zum Autonomen Fahren in der Pipeline kooperiert unter anderem mit Volkswagen und Amazon. Auch wenn die fundamentalen Daten noch tiefrot sind, könnte das Wertpapier bei Rücksetzern für gut abgesicherte Long Trades interessant werden.Optionsmarkt signalisiert Erwartungen weiter steigender Kurse.
Tagescharts vom 19.12.2025, Quelle: TWS
Autor: Thomas Canali
Veröffentlichungsdatum: 21.12.2025
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