BAGDAD/TEHERAN (dpa-AFX) - Der Iran kann im Zuge seiner Energiekrise seinen mitunter wichtigsten Abnehmer für Erdgas, den Irak, nicht mehr versorgen. Der Iran habe die Gaslieferungen komplett eingestellt, teilte das irakische Ministerium für Elektrizität heute in Bagdad mit. Das irakische Netz verliere damit 4.000 bis 4.500 Megawatt Strom, hieß es der Staatsagentur INA zufolge.
Die iranische Seite habe das Ministerium in Bagdad über den Schritt in einer schriftlichen Note informiert. Als Begründung habe Teheran "unvorhersehbare Umstände" genannt. Eine weitere Erläuterung zu den Ursachen gab es nicht. Der Irak habe in Absprache mit dem heimischen Öl-Ministerium "alternative Maßnahmen" ergriffen, um die Krise an den Kraftwerken zu mildern.
Irans Öl- und Gasreserven gehören zu den größten weltweit
Der Irak ist zusammen mit der Türkei das wichtigste Abnehmerland für Gasimporte aus dem Iran. Die Einfuhren decken im Irak etwa ein Drittel des landesweiten Stromverbrauchs. Der Iran hatte die Gasexporte an das Nachbarland in den vergangenen Jahren bereits reduziert, um die gestiegene heimische Nachfrage zu bedienen. Öl aus dem Iran geht dagegen größtenteils nach China.
Der Iran verfügt über einige der größten Öl- und Gasreserven weltweit, steckt aber in einer schweren Energiekrise. Als Gründe werden Sanktionen gegen das Land, mangelnde Investitionen in die Infrastruktur aber auch Korruption und Misswirtschaft genannt. Für Teheran gilt der Irak als strategisch wichtiger Partner.
Im benachbarten Irak ist die Stromversorgung nach Jahrzehnten der Kriege und Konflikte sehr schlecht, vor allem in der Sommerhitze kommt es zu Ausfällen. 2019 wie auch in Jahren zuvor kam es deshalb zu massenhaften Protesten. Hunderte Menschen wurden getötet und Tausende verletzt. Durch das vorläufige Ende der Gaslieferungen aus dem Iran besteht Sorge, dass sich solch ein Szenario im Irak wiederholen könnte./jot/DP/nas
