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Der Absturz war brutal. Doch genau dann, wenn die Stimmung am düstersten ist, beginnen manchmal die besten Geschichten. TeamViewer hat 2025 mehr als 40 Prozent an Wert verloren und notiert in der Nähe von historischen Tiefständen. Die Frage ist nicht, ob es schlimmer werden kann. Die Frage lautet: Haben wir den Boden gesehen? Die technischen Indikatoren deuten auf eine mögliche Wende hin, der RSI kratzt an der kritischen 30er-Marke von unten nach oben. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen aus Göppingen im Stillen an seinem Comeback. Die FedRAMP-Zulassung für den US-Behördenmarkt ist da, die KI-Lösung Tia zeigt erste Erfolge, und mit BlackRock hält ein Schwergewicht die Stellung. Was nach Monaten des Ausverkaufs wie ein hoffnungsloser Fall aussieht, könnte sich 2026 als die unterschätzte Turnaround-Story entpuppen. Wer jetzt genau hinschaut, erkennt vielleicht eine Chance, die andere längst abgeschrieben haben. Ein Kursziel von 8 Euro erscheint plötzlich nicht mehr utopisch, selbst zweistellige Notierungen im Bereich von 12 Euro rücken wieder in den Bereich des Möglichen.
Operative Fortschritte trotz Kursschwäche
Während die Börse TeamViewer abgestraft hat, läuft das operative Geschäft stabiler als der Aktienkurs vermuten lässt. Das Unternehmen hat im Dezember die FedRAMP-Compliance für seine Digital Employee Experience Plattform erreicht und ist nun im offiziellen Marketplace gelistet. Dieser Schritt öffnet die Tür zum lukrativen US-Behördenmarkt, einem Segment mit hohen Eintrittsbarrieren aber auch stabilen Budgets. Die vollständige Autorisierung wird angestrebt und könnte mittelfristig für kontinuierliche Umsätze sorgen. Zum 20-jährigen Jubiläum positioniert sich TeamViewer neu als KI-getriebener Digital-Workplace-Anbieter. Die Zahlen sprechen für sich: 645.000 Kunden weltweit, davon 5.200 Enterprise-Kunden, und ein Jahresumsatz von 671 Millionen Euro. Besonders interessant ist die KI-Lösung Tia, die bereits über 400.000 Support-Sessions automatisch zusammengefasst hat. Kunden berichten von 5 bis 10 Minuten Zeitersparnis pro IT-Ticket und bis zu 25 Prozent schnelleren Problemlösungen. Das Management ist mit knapp 2 Prozent selbst nennenswert beteiligt, CEO Oliver Steil hält allein 2,77 Millionen Aktien. Diese Interessengleichheit mit den Aktionären ist nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig bleibt BlackRock mit 5,68 Prozent an Bord und hat seine Position im Dezember leicht angepasst. Die fundamentale Bewertung ist extrem günstig geworden. Mit einem Forward-KGV von unter 6 handelt TeamViewer auf einem Niveau, das im Technologiesektor selten zu sehen ist. J.P. Morgan hat zwar das Kursziel auf 7,50 Euro gesenkt, andere Analysten sehen den fairen Wert aber zwischen 11 und 15 Euro. Diese Spanne zeigt das Potenzial, sollte das Unternehmen seine Versprechen einlösen können. Für den 10. Februar 2026 werden die vorläufigen Zahlen für das vierte Quartal erwartet.
Charttechnik
Der Chart war zuletzt ein einziges Schlachtfeld. Von über 13 Euro im Jahreshoch ist die Aktie auf unter 6 Euro abgestürzt, ein Minus von über 50 Prozent. Der Abstand zum 200er SMA ist enorm groß. Dieser notiert akutell bei 9,16 Euro. Das ist brutal, keine Frage. Aber genau hier wird es interessant. Der RSI liegt bei knapp über 30 und damit knapp über dem überverkauften Bereich. Der RSI hat knapp die 30er-Marke von unten nach oben durchstoßen. Dadurch könnte neues Momentum entstehen. Das ist der Punkt, an dem einige die Shortpositionen eindecken dürften und erste mutige Käufer zurückkehren. Das 52-Wochen-Tief liegt bei 5,38 Euro, nur knapp unter dem aktuellen Kurs. Diese Zone muss halten, sonst droht weiterer Verkaufsdruck. Gelingt jedoch die Stabilisierung, öffnet sich der Weg nach oben. Ein Ausbruch über 6,50 Euro würde das erste deutliche charttechnische Kaufsignal liefern. Von dort aus wären 8 Euro das nächste realistische Ziel. Sollte das Unternehmen im Februar mit starken Zahlen überraschen, sind auch zweistellige Notierungen im Bereich von 12 Euro nicht ausgeschlossen. Das wären mehr als 100 Prozent vom jetzigen Niveau aus. Das klingt ambitioniert, ist aber bei einer Bewertung, die bereits viel Negatives einpreist, durchaus im Rahmen des Möglichen.

Was tun?
Die operative Entwicklung zeigt Fortschritte, die Bewertung ist historisch günstig, und die Charttechnik könnte eine Bodenbildung vollzogen haben. Das Forward-KGV unter 6, die EBITDA-Marge von über 40 Prozent und die Positionierung im US-Behördenmarkt sprechen für sich. Die KI-Lösung Tia liefert messbare Kundenvorteile, und das Management ist selbst investiert. Allerdings bleibt ein Rest-Risiko. Die Aktie ist angeschlagen, das Vertrauen beschädigt, und die nächsten Quartalszahlen müssen sitzen und positive Impulse liefern. Die Index-Zugehörigkeit im MDAX und TecDAX ist gesichert, was zumindest keinen zusätzlichen Verkaufsdruck durch passive Fonds bedeutet. Für risikofreudige Anleger mit mittelfristigem Horizont bietet sich eine gestaffelte Positionierung an. Ein erster Einstieg im aktuellen Bereich um 5,80 Euro, ein zweiter bei einem Durchbruch über 6,50 Euro. Ein Stopp unter 5,30 Euro schützt vor weiteren Verlusten. Die Erwartungen sind niedrig, das Potenzial nach oben entsprechend hoch. 2026 könnte das Jahr werden, in dem TeamViewer die Zweifler eines Besseren belehrt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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