
© Foto: Bild von StockSnap auf Pixabay
Die Palantir-Aktie gleicht einem Höhenflug ohne Sicherheitsnetz. Nach einem spektakulären Kursanstieg von über 150 Prozent im laufenden Jahr erreicht das Papier Bewertungen, die selbst erfahrene Börsianer ins Grübeln bringen. Doch hinter den glänzenden Zahlen und vollmundigen Versprechen türmen sich Risiken auf, die das gesamte Kartenhaus zum Einsturz bringen könnten.
Die Abhängigkeit von Staatsaufträgen bleibt bestehen, während die Bewertung jeden vernünftigen Rahmen sprengt. Analysten warnen bereits vor einem brutalen Erwachen. Wenn die ersten institutionellen Investoren ihre Gewinne realisieren, könnte eine Verkaufswelle einsetzen, die den Kurs deutlich unter die aktuellen Niveaus drückt. Die technische Situation verschärft sich zusehends, wichtige Unterstützungen geraten ins Wanken. Was nach außen wie eine Erfolgsgeschichte aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als hochriskantes Spekulationsobjekt mit enormem Korrekturpotenzial.
Bewertung ohne Bodenhaftung
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Palantir wird derzeit mit dem über 400-fachen der vergangenen Gewinne gehandelt. Selbst das zukunftsgerichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei über 180. Der Durchschnitt im S&P 500 beträgt gerade einmal 28. Diese Diskrepanz ist nicht mehr zu rechtfertigen. Kein Unternehmen der Welt kann solche Erwartungen dauerhaft erfüllen. Die Marktkapitalisierung von 450 Milliarden Dollar steht in keinem Verhältnis zur realen Geschäftsentwicklung. Das Wachstum im dritten Quartal war zwar beeindruckend, doch selbst ein Umsatzplus von 63 Prozent rechtfertigt diese astronomischen Bewertungskennzahlen nicht. Der sogenannte Perfektionsdruck lastet schwer auf dem Papier. Jede noch so kleine Enttäuschung bei den kommenden Quartalszahlen dürfte zu massiven Kursverlusten führen. Die Messlatte liegt inzwischen so hoch, dass selbst starke Ergebnisse nicht mehr ausreichen könnten, um die überzogenen Erwartungen zu erfüllen. Die Abhängigkeit von Regierungsaufträgen bleibt trotz aller Diversifizierungsbemühungen ein Kernproblem. Über 50 Prozent der Erlöse stammen weiterhin aus diesem Bereich. Diese Verträge können jederzeit gekürzt oder nicht verlängert werden. Politische Verschiebungen in Washington könnten das Geschäftsmodell empfindlich treffen. Der jüngste Auftrag der US Navy über 448 Millionen US-Dollar klingt beeindruckend, ändert aber nichts an der grundsätzlichen Problematik. Zudem mehren sich Berichte über Sicherheitsbedenken bei staatlichen Auftraggebern. Diese Entwicklung wird in den optimistischen Analysen gerne ausgeblendet. Dabei könnte genau dieser Punkt zum Stolperstein werden. Wenn größere Aufträge ausbleiben oder verzögert werden, bricht die Wachstumsstory zusammen. Besonders bedenklich ist das Verhalten der Unternehmensführung. Der CEO verkaufte in den letzten sechs Monaten Aktien im Wert von deutlich über 100 Millionen US-Dollar. Auch andere Führungskräfte trennten sich von ihren Anteilen. Die Insider nutzen anscheinend die hohen Kurse für Verkäufe.

Charttechnik
Die technische Situation hat sich deutlich eingetrübt. Nach dem Erreichen des Hochs bei knapp 222 US-Dollar zeigt der Chart ein volatiles Abwärts-/Seitwärtsmuster ohne klare Richtung. Der Kurs liegt noch knapp über der 50-Tagelinie bei 181 Dollar. Diese Konstellation könnte auf eine drohende Trendwende hinweisen. Sollte der Kurs die 50-Tage-Linie nach unten durchbrechen, öffnet sich der Weg zum 200er SMA. Dieser verläuft bei etwa 150 US-Dollar. Da könnte schnell ein Kursverlust von über 20 Prozent entstehen. Die Unterstützung bei 185 -190 US-Dollar hat bereits mehrfach gewackelt. Ein nachhaltiger Bruch dieser Marke würde weitere Verkaufssignale auslösen. Einige institutionelle Investoren dürften bereits begonnen haben, ihre Positionen abzusichern. Die Handelsumsätze an den Terminmärkten deuten auf steigende Absicherungsgeschäfte bei Palantir hin. Fällt der Kurs unter die 150-US-Dollar-Marke, wäre sogar ein Rückgang Richtung 100 US-Dollar möglich. Zwischen dem aktuellen Kurs und diesem Niveau existieren kaum belastbare Unterstützungen. Ein beschleunigter Abverkauf würde dann sehr schnell sehr viel Raum nach unten schaffen.
Was tun?
Die fundamentale Bewertung ist nicht zu rechtfertigen, die technische Situation verschlechtert sich zusehends, und die Insiderverkäufe sprechen eine eindeutige Sprache. Das extreme Kurs-Gewinn-Verhältnis spottet jeder Vernunft. Selbst bei optimistischen Wachstumsannahmen bleibt das Papier massiv überbewertet. Die starken Quartalszahlen mit einem Umsatzwachstum von über 60 Prozent und einem Gewinnsprung sind bereits vollständig eingepreist. Weitere positive Überraschungen sind kaum noch möglich, negative Abweichungen würden hingegen hart bestraft. Die Abhängigkeit von Staatsaufträgen und aufkommende Sicherheitsbedenken erhöhen das Risiko zusätzlich. Charttechnisch droht ein Bruch der 50-Tage-Linie, der einen Rutsch bis 150 US-Dollar oder tiefer einleiten könnte. Angesichts dieser Gemengelage ist höchste Vorsicht angebracht. Anleger sollten überlegen, ihre Gewinne zu realisieren oder zumindest abzusichern.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.




