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Nach einem verheerenden Börsenjahr 2025 könnte die Gerresheimer-Aktie jetzt die große Überraschung werden.
Der Pharmaverpackungs-Spezialist aus Düsseldorf hat alle Hiobsbotschaften hinter sich gebracht und arbeitet an der Trendwende. Bilanzierungsfehler, BaFin-Prüfung, MDAX-Abstieg - das Jahr 2025 war ein einziges Desaster für die Aktionäre. Doch genau in solchen Situationen entstehen die besten Chancen. Die Aktie hat sich vom Jahrestief deutlich erholt und zeigt erste Lebenszeichen. Technisch erobert das Papier gerade wichtige Marken zurück. Die 50-Tage-Linie ist nach oben zurückerobert, jetzt rückt der 200er SMA bei knapp 44 Euro in den Fokus. Große Investoren wie J.P. Morgan und Active Ownership Capital bleiben an Bord. Analysten wie Jefferies sehen Potenzial bis 34 Euro. Kann Gerresheimer 2026 wirklich das Comeback des Jahres schaffen?
Die Aufarbeitung läuft
Gerresheimer musste Ende 2025 einräumen, dass Umsätze falsch verbucht wurden. Die BaFin deckte Fehler bei sogenannten Bill-and-Hold-Geschäften auf. Insgesamt müssen 38 Millionen Euro nachträglich korrigiert werden. Für 2023 sind es 10 Millionen Euro, für 2024 rund 28 Millionen Euro. Das klingt erstmal dramatisch, relativiert sich aber beim Blick auf den Gesamtumsatz von etwa 2 Milliarden Euro. Die finanziellen Auswirkungen halten sich in Grenzen. Das bereinigte EBITDA für 2024 sinkt nur um rund 4 Millionen Euro, das entspricht etwa einem Prozent. Auch das Ergebnis je Aktie verringert sich lediglich um 0,10 Euro. Viel schwerer wiegt der Vertrauensverlust bei den Investoren. Die Aktie stürzte von über 80 Euro im Februar/März 2025 auf zeitweise unter 23 Euro ab. Ein Minus von mehr als 60 Prozent machte Gerresheimer zum Schlusslicht im SDAX. Auch der Abstieg aus dem MDAX im Dezember schmerzte. Das neue Interims-Management um CEO Uwe Röhrhoff und CFO Wolf Lehmann musste die Jahresprognose kräftig senken. Statt Wachstum erwartet das Unternehmen nun einen Umsatzrückgang von 2 bis 4 Prozent. Die bereinigte EBITDA-Marge wird nur noch bei 18,5 bis 19 Prozent gesehen statt der ursprünglich angepeilten 20 Prozent.

Charttechnik
Die Gerresheimer-Aktie zeigt nach dem dramatischen Absturz erste Stabilisierungstendenzen. Vom Jahrestief bei 22,60 Euro hat sich das Papier deutlich erholt und notiert aktuell um die 27,70 Euro. Das entspricht einem Plus von über 20 Prozent vom Tiefpunkt. Ein wichtiges Signal kam mit der Rückeroberung des 50er SMA. Diese gleitende Durchschnittslinie gilt als Indikator für den mittelfristigen Trend. Das Überschreiten zeigt, dass Käufer wieder Interesse entwickeln. Der nächste Widerstand bzw. die nächste Zielzone liegt jetzt bei der 200-Tage-Linie. Diese wichtige langfristige Durchschnittslinie verläuft aktuell bei 43,96 Euro. Ein Anstieg dorthin würde einem Kursplus von knapp 60 Prozent vom aktuellen Niveau entsprechen. Das klingt ambitioniert, ist aber nicht unrealistisch. Die Aktie kämpft derzeit um eine Bodenbildung im Bereich um 27 Euro. Gelingt diese, könnte ein nachhaltiger Aufwärtstrend starten. Analysten wie Jefferies sehen Potenzial bis 34,10 Euro und halten an ihrer Kaufempfehlung fest. Andere Experten bleiben skeptischer. Die DZ Bank rät mit einem Kursziel von 23 Euro zum Verkauf. Bernstein Research stuft die Aktie auf Underperform mit einem Ziel von 25,68 Euro ein.
Was tun?
Gerresheimer bietet eine klassische Turnaround-Chance. Die Aktie notiert auf einem historisch niedrigen Niveau. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist attraktiv. Die Bewertung liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Wer auf eine Erholung setzt, bekommt die Aktie aktuell mit hohem Abschlag. Das Risiko ist aber dennoch nicht zu unterschätzen. Die operative Entwicklung bleibt schwach. Der Umsatzrückgang von 2 bis 4 Prozent zeigt, dass das Geschäft noch nicht läuft. Die EBITDA-Marge sinkt. Die Dividende wurde fast komplett gestrichen. Positiv zu werten ist dagegen die Aufarbeitung der Bilanzierungsfehler. Das Unternehmen geht transparent damit um und arbeitet mit der BaFin zusammen. Die Großinvestoren bleiben an Bord und signalisieren Vertrauen. Das Geschäftsmodell im Pharmabereich hat langfristig Potenzial. Der Megatrend alternde Gesellschaft und steigende Gesundheitsausgaben spricht für die Branche. Auch die Nachfrage nach Spezialverpackungen im Biotech-Segment wächst. Charttechnisch sieht es auch besser aus mit der Eroberung des 50er SMA. Eine Beimischung von Gerresheimer als spekulativer Depotbestandteil kann Sinn machen. Die Chance auf einen Rebound ist gegeben. Gerresheimer könnte 2026 tatsächlich eine der spannendsten Rebound-Storys werden.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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