Der Guantanamo-Insasse Mohamedou Ould Slahi will im Fall seiner Freilassung nach Deutschland abgeschoben werden. Das sagte der 39-jährige Mauretanier, der bereits von 1988 bis 1999 in Duisburg und Essen lebte und studierte, seinem Bruder Yahdih Ould Slahi in einem einstündigen Telefonat aus Guantanamo, das auf Vermittlung des Roten Kreuzes zustande kam. Er habe darin mehrfach betont, Deutschland sei sein "Wunschziel Nummer eins", so Yahdih Ould Slahi, der in Düsseldorf als Computertechniker arbeitet gegenüber dem "Spiegel". Mohamedou Slahi galt in Guantanamo als einer der "wichtigsten Fälle". Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kannte seine Akte und verfügte persönlich, Slahi mit allen Mitteln zu verhören. Laut Zeugenaussagen hatte Slahi in Deutschland Rekruten für den Heiligen Krieg geworben und in Ausbildungslager nach Afghanistan vermittelt, darunter auch den späteren 9/11- Anführer Mohammed Atta sowie zwei seiner Mitverschwörer. Nachdem Slahi "speziellen Vernehmungstechniken" wie Schlafentzug, Dauerlärm, sexuellen Erniedrigungen sowie Drohungen gegen seine Mutter ausgesetzt worden war, machte er umfangreiche Aussagen. Ein US-Dokument aus Guantanamo bezeichnet ihn als "ergiebigste Einzelquelle". Slahi widerrief später, schrieb in einem Brief, er habe nach der Folter zu jedem Vorwurf der Vernehmer "ja" gesagt. Der damalige Militärstaatsanwalt Stuart Couch, der Slahi anklagen sollte, legte den Fall wegen der "grausamen und inhumanen Behandlung" des Gefangenen 2004 nieder. Seither wartet Slahi in Guantanamo auf eine Anklage. Er genießt dort Privilegien, hat eine geräumige Zelle, Computer und TV-Gerät. Er gehört aber zu jenen 60 bis 70 Häftlingen, für die die US-Regierung bislang keine Lösung gefunden hat. Sollte er freigelassen werden, sagte er jetzt seinem Bruder, wolle er in Deutschland gern wieder in der IT-Branche arbeiten. Vor seiner Verschleppung aus Mauretanien hatte Slahi dort unter anderem den Präsidentenpalast ans Internet angeschlossen.